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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Medidroide zu schaffen und verstaute den Scanner. Bereitete das nächste Folterinstrument vor.
    Cinder öffnete die Augen. Der Netscreen an der Wand hatte sich verändert, er zeigte nicht mehr ihre Basisdaten an. Ihre ID-Nummer stand noch immer ganz oben, jetzt allerdings als Überschrift für ein holografisches Diagramm.
    Das eines Mädchens.
    Eines Mädchens voller Drähte.
    Es war, als habe sie jemand in der Mitte durchgeschnitten und aufgeklappt, um sie in einem medizinischen Lehrbuch abzubilden. Gehirn, Organe und Därme, Muskeln, die blauen Venen. Das Steuerelement, die künstliche Hand und der künstliche Fuß, Drähte, die sich von der Schädelbasis das Rückgrat hinunterzogen und von dort zu den Prothesen. Das Narbengewebe, wo Fleisch auf Metall traf. Ein kleines dunkles Viereck im Handgelenk – der ID-Chip.
    Das war ihr nicht neu. Das hatte sie erwartet.
    Aber von den Metallwirbeln im Rückgrat, von den vier Metallrippen, dem künstlichen Gewebe um das Herz und den Metallsplittern im rechten Bein, von denen hatte sie nichts gewusst.
    Am unteren Ende des Bildschirms erschien das Ergebnis:
    Cyborganteil: 36,28 Prozent
    Sie war zu 36,28 Prozent nicht menschlich.
    »Vielen Dank für Ihre Geduld«, ertönte die Stimme aus den Lautsprechern, und sie erschrak. »Wie Ihnen nicht entgangen sein wird, sind Sie ein Musterbeispiel der modernen Wissenschaft, junge Dame.«
    »Lasst mich in Ruhe«, flüsterte sie.
    »Als Nächstes wird Ihnen der Medidroide eine Lösung mit Letumose-Mikroben im Verhältnis eins zu zehn injizieren. Weil sie magnetisch aufgeladen sind, werden sie in Echtzeit auf dem holografischen Diagramm in hellem Grün erscheinen. Sowie Sie das erste Stadium der Krankheit erreichen, wird Ihr Immunsystem versuchen, die Mikroben zu bekämpfen. Aber es wird scheitern. Dann erreichen Sie das zweite Stadium, in dem Flecken wie Blutergüsse auf Ihrer Haut erscheinen. Zu diesem Zeitpunkt spritzen wir Ihnen unsere neuesten Antikörper, die die Krankheitserreger dauerhaft zerstören, falls wir erfolgreich waren. Abrakadabra, und Sie sind rechtzeitig zur Wan-Tan-Suppe zu Hause. Sind Sie bereit?«
    Cinder starrte auf das Hologramm und stellte sich vor, wie sie sich selbst beim Sterben zusehen würde. In Echtzeit.
    »Wie viele verschiedene Antikörper haben Sie bereits getestet?«
    »Medi?«
    »Siebenundzwanzig«, sagte der Medidroide.
    »Aber«, sagte die ausländische Stimme, »sie sterben jedes Mal etwas langsamer.«
    Cinder zerknüllte das Papiertuch.
    »Ich denke, wir sind so weit. Medi, bitte fahren Sie mit Spritze A fort.«
    Auf dem Tisch klapperte etwas, dann war der Androide neben ihr. In seinem Gehäuse hatte sich ein Steuerelement geöffnet, aus dem ein dritter Arm hervorkam, der wie bei den Notfall-Androiden in einer Spritze endete.
    Cinder versuchte zurückzuweichen, aber sie konnte nirgendshin. Sie stellte sich den Menschen auf der anderen Seite des Spiegels vor, dem die körperlose Stimme gehörte. Wie er alles beobachtete und über ihren vergeblichen Kampf lachte. Sie erstarrte und versuchte stillzuhalten, so gut sie konnte. Stark zu sein und nicht darüber nachzudenken, was sie ihr antaten.
    Die Greifer des Androiden waren kalt, als sie Cinders Armbeuge umklammerten, die blau von den Blutentnahmen war – zwei in den letzten zwölf Stunden. Sie verzog das Gesicht und spannte die Muskeln an.
    Der Androide war gut programmiert. Trotz ihres Widerstands fand die Nadel ihre Vene beim ersten Versuch. Cinder keuchte.
    Ein Piks. Nur ein Piks. Ihr Kampfwille brach, als sie die klare Flüssigkeit in sich hineinlaufen sah.

Zweites Buch
    Abends, wenn sie sich müde gearbeitet hatte, kam sie in kein Bett, sondern musste sich neben den Herd in die Asche legen.

9
    »Erfolgreiche Übertragung der Krankheitserreger«, sagte Li. »Alle Reaktionen scheinen normal zu verlaufen. Der Blutdruck stabilisiert sich. Anzeichen von Stadium zwei morgen gegen 0100 erwartet.« Er klatschte in die Hände und wirbelte in seinem Stuhl herum, um Dr. Erland und Fateen anzusehen. »Das heißt, wir können jetzt nach Hause gehen und eine Runde schlafen, oder?«
    Dr. Erland schnaubte. Langsam drehte er das holografische Bild der Patientin auf dem Schirm mit dem Finger. Zwanzig kleine grüne Lichter flackerten in ihrem Blutstrom und breiteten sich allmählich aus. Aber das hatte er schon oft gesehen. Jetzt hatte der Rest von ihr sein Interesse geweckt.
    »Ist Ihnen so was schon mal unter die Augen gekommen?«, fragte Fateen, die

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