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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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die Spiegel. Stimmt ja, hatte ich vergessen.« Er massierte sich die Stirn. Diese furchtbaren Lunarier! Und nicht irgendeiner von ihnen, sondern Königin Levana. Auf der Erde. In seinem Land, in seiner Heimat. Er fröstelte. »Das wird den Leuten nicht gefallen.«
    »Überhaupt nicht«, seufzte Torin. »Morgen wird wieder ein dunkler Tag für den Staatenbund.«

17
    Ping schoss es durch Cinders Kopf. Dann folgte eine Nachricht, die ihren schweren Schlaf beendete.
    Tele von der Letumose-Quarantänestation aus dem 29. Viertel von Neu-Peking. Linh Peony hat um 4.57 Uhr das dritte Letumose-Stadium erreicht.
    Es dauerte eine Minute, bevor sie ihre Schlaftrunkenheit abgeschüttelt hatte und die Bedeutung der Worte begriff. Sie öffnete die Augen und setzte sich in ihrem fensterlosen Kabuff auf. Jeder einzelne Muskel schmerzte von ihrem mitternächtlichen Ausflug zum Schrottplatz. Ihr Rücken fühlte sich an, als sei sie von dem alten Auto überfahren worden, obwohl sie es nur mit Ikos Hilfe im Leerlauf durch die Seitenstraßen geschoben hatte. Aber sie hatten es geschafft. Das Auto gehörte jetzt ihr und stand in einer dunklen Ecke in der unterirdischen Parkgarage des Wohnblocks, wo sie jede freie Sekunde daran arbeiten konnte. Solange sich niemand über den Geruch beschwerte, würde es Ikos und ihr kleines Geheimnis bleiben.
    Als sie schließlich zu Hause angekommen waren, war Cinder umgekippt, als hätte man sie ausgeknipst.
    Wenigstens hatte sie keine Albträume gehabt, bis die Nachricht sie geweckt hatte.
    Bei dem Gedanken an Peony, mutterseelenallein in der Quarantäne, schälte sie sich mit einem unterdrückten Stöhnen aus dem Deckenberg heraus. Sie streifte die Handschuhe über, stahl eine grüne Brokatdecke aus dem Wäscheschrank im Flur und ging an Iko vorbei – die auf Sparmodus geschaltet und im Wohnzimmer an die Ladestation angeschlossen war. Es war ungewohnt, das Haus ohne die Androidin zu verlassen, aber sie wollte direkt danach in den Palast.
    Im Stockwerk über ihr lief jemand im Flur auf und ab. Aus einem Netscreen kamen die Morgennachrichten. Zum ersten Mal in ihrem Leben rief Cinder per Tele einen Hover, und als sie unten auf die Straße trat, erwartete er sie schon. Sie scannte ihre ID ein und nannte die Koordinaten der Quarantänestation, bevor sie sich in den Fond setzte. Dann schaltete sie den Netlink ein, damit sie den Weg des Hovers zur Station verfolgen konnte. Auf dem Stadtplan, der sich über ihr Sichtfeld legte, war sie im Industrieviertel eingezeichnet, zwanzig Kilometer außerhalb der Stadt.
    Die Stadt bestand aus Schatten, konturlosen, schlafenden Wohnkomplexen und leeren Bürgersteigen. Als sie das Zentrum hinter sich ließen, wurden die Gebäude flacher und die Abstände zwischen ihnen größer. Blasses Sonnenlicht kroch die Straßen herunter und warf lange Schatten auf das Pflaster.
    Cinder wusste auch ohne den Stadtplan, dass sie das Industrieviertel erreicht hatten. Sie zwinkerte ihn weg. Draußen glitten Fabriken und gedrungene Warenhäuser mit gigantischen Rolltüren an ihnen vorbei, die selbst die größten Hover aufnehmen konnten. Vielleicht sogar Luftfrachtschiffe.
    Cinder scannte ihre ID beim Aussteigen noch einmal ein, so dass der Hover ihr fast leer geräumtes Konto belasten konnte, dann wies sie ihn an, auf sie zu warten. Sie ging auf die Tür der nächstgelegenen Lagerhalle zu, vor der eine Gruppe von Androiden stand. Ein nagelneuer Netscreen blinkte:
    LETUMOSE-QUARANTÄNE. EINLASS NUR FÜR PATIENTEN UND ANDROIDEN.
    Sie legte sich die Decke über den Arm und versuchte ein zuversichtliches Lächeln aufzusetzen. Was sollte sie sagen, wenn die Androiden ihr Fragen stellten? Aber die Medidroiden waren offensichtlich nicht auf den Umgang mit Gesunden programmiert, die in die Quarantänestation hineinwollten; sie beachteten sie kaum, als sie an ihnen vorüberging. Cinder hoffte, dass es genauso leicht sein würde, wieder herauszukommen. Vielleicht hätte sie Dr. Erland um einen Passierschein bitten sollen.
    Der Gestank von Exkrementen und Fäulnis schlug ihr entgegen, als sie die Lagerhalle betrat. Sie fuhr zurück. Ihr Magen rebellierte, sie hielt sich die Hand vor die Nase und wünschte sich, dass ihre Schnittstelle im Gehirn Gerüche genauso leicht ausblenden könnte wie Lärm.
    Durch den Handschuh hindurch holte sie tief Luft und zwang sich, weiter in die Lagerhalle hineinzugehen.
    Drinnen war es kühler, auf den Betonboden fielen keine Sonnenstrahlen. Eine Reihe kleiner

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