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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Geld nicht für ein Kleid aus«, sagte sie. »Wir gehen nämlich immer noch nicht zum Ball.«
    »Warum nicht?«, fragte Iko mit einer nörgelnden Roboterstimme.
    Cinder schwang ihren Fuß auf die Werkbank und holte die verstauten Werkzeuge aus der Wade. »Erinnerst du dich an das Auto, das wir auf dem Schrottplatz gesehen haben? Das alte Benzinauto?«
    Aus Ikos Lautsprechern grummelte es blechern, das war ihre Art zu stöhnen. »Was ist damit?«
    »Wir brauchen all unsere Zeit und all unser Geld, um es zu reparieren.«
    »O nein, Cinder! Bitte sag, dass das ein Witz sein soll.«
    Cinder verfasste gerade im Geist eine Liste, während sie das Fach schloss und ihr Hosenbein herunterrollte. Die Wörter liefen über ihr Sichtfeld.
Auto abholen. Zustand feststellen. Ersatzteile finden. Bauplan herunterladen. Benzin bestellen.
    Ihr Blick fiel auf Kais Androidin auf der Werkbank.
Androidin reparieren.
»Nein, ich meine es ernst.«
    Sie band die Haare zu einem eng anliegenden Pferdeschwanz und war merkwürdig aufgeregt. Sie ging zum hohen Werkzeugschrank in der Ecke und suchte Sachen heraus, die sie vielleicht gebrauchen könnte – Gummiseile und Ketten, Lappen und Generatoren, alles, was für die Reinigung und Reparatur von Autos hilfreich war. »Heute Nacht gehen wir zurück und bringen es zur Parkgarage. Wenn wir das nicht schaffen, müssen wir es vielleicht auf dem Schrottplatz reparieren. Morgen früh muss ich in den Palast, und morgen Nachmittag sehe ich mir die Androidin des Prinzen an, aber wenn wir uns ranhalten, könnten wir das Auto in zwei Wochen fertig haben, vielleicht sogar früher. Das hängt natürlich davon ab, was gemacht werden muss.«
    »Aber warum ? Warum reparieren wir es?«
    Cinder stopfte die Werkzeuge in ihre Kuriertasche. »Weil es uns hier wegbringt.«

16
    Nachtschwestern und Androiden pressten sich an die Wände, als Prinz Kai durch den Flur raste. Er war den ganzen Weg von seinem Schlafzimmer im sechzehnten Stock des privaten Schlosstrakts gerannt. Nur als er auf den Aufzug warten musste, war er stehen geblieben und hatte nach Atem gerungen. Er platzte in den Besucherraum hinein und blieb abrupt stehen, die Türklinke noch in der Hand.
    Er sah sich entsetzt um. Torin lehnte mit verschränkten Armen an einer Wand. Der Berater löste die Augen vom Sichtfenster und erwiderte Kais panischen Blick mit Resignation.
    »Ich habe gehört …«, begann Kai, schluckte und kam ganz ins Zimmer hinein. Die Tür fiel klickend ins Schloss. Der kleine Raum wurde nur von einer Tischlampe und den hellen Neonröhren des Quarantäneraums erhellt.
    Gerade als ein Medidroide ein weißes Tuch über die geschlossenen Augen seines Vaters zog, blickte Kai ins Krankenzimmer. Sein Herz sank. »Ich komme zu spät.«
    Torin rührte sich. »Es ist erst ein paar Minuten her«, sagte er. Kai fielen die Falten im Gesicht des Beraters auf, seine übermüdeten Augen und eine unangerührte Tasse Tee neben seinem Portscreen. Er musste bis spät in die Nacht gearbeitet haben und war nicht nach Hause ins Bett gegangen.
    Plötzlich fühlte sich Kai zutiefst erschöpft und er drückte die brennende Stirn gegen das kühle Glas. Er hätte auch da sein sollen.
    »Ich berufe eine Pressekonferenz ein.« Torins Stimme klang hohl.
    »Eine Pressekonferenz?«
    »Das Land muss hiervon in Kenntnis gesetzt werden. Wir sollten alle zusammen trauern.« Torin wirkte einen Augenblick zutiefst erschüttert und versuchte, das mit ruhigem Atmen zu überspielen.
    Kai rieb sich die geschlossenen Augen. Obwohl er gewusst hatte, dass dies passieren würde, seit sein Vater von der unheilbaren Krankheit befallen war, konnte er es nicht begreifen. So vieles war mit einem Mal verloren, so schnell vorübergegangen. Nicht nur das Leben seines Vaters. Nicht nur der Kaiser.
    Kais Jugend. Seine Freiheit.
    »Ihr werdet ein guter Kaiser sein«, sagte Torin. »So wie er einer war.«
    Kai wich vor ihm zurück. Er wollte nicht über all seine Unzulänglichkeiten nachdenken. Er war zu jung, zu dumm, zu optimistisch, zu naiv. Er konnte das nicht.
    Auf dem Schirm hinter ihm piepte es, und eine süßliche weibliche Stimme verkündete: »Eingehende Tele für Kronprinz Kaito vom Asiatischen Staatenbund von Königin Levana aus Luna.«
    Kai wirbelte zum Netscreen herum. Bis auf einen kreisenden Globus in der Ecke, der eine neue Tele signalisierte, war er leer. Die Tränen, die er gerade noch versucht hatte zu unterdrücken, wurden von Kopfschmerzen abgelöst. Die Luft war zum

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