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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Immunität etwas, was man sehen könnte, etwas Offenkundiges. »Immun?«
    Cinder streichelte Peonys Hand weiter; jetzt, wo sie jemandem ihr Geheimnis erzählt hatte, bekam sie plötzlich Angst. »Sie haben mich gebeten, heute wiederzukommen. Der leitende Arzt glaubt, er könnte mit meiner Hilfe ein Gegenmittel finden. Ich habe ihm gesagt, wenn er irgendetwas findet, musst du die Erste sein, die es bekommt. Er hat es mir versprochen.«
    Sie sah erstaunt, wie sich Peonys Augen mit Tränen füllten. »Wirklich?«
    »Bestimmt. Wir werden etwas finden.«
    »Wie lange wird es dauern?«
    »Ich … weiß es nicht.«
    Peony umkrallte ihr Handgelenk, aber Cinder spürte den Schmerz kaum. Peonys Atem ging jetzt sehr schnell, und sie hatte angefangen zu weinen. Die neu aufgekeimte Hoffnung war verschwunden. Sie war verzweifelt. »Lass mich nicht sterben, Cinder. Ich wollte doch zum Ball. Das weißt du doch noch? Und du wolltest mich Prinz Kai vorstellen …« Sie wandte den Kopf ab und versuchte vergeblich, die Tränen zurückzuhalten. Dann brach sie in raues Husten aus und ein feines, blutiges Rinnsal lief ihr das Kinn herunter.
    Cinder beugte sich vor und wischte Peony mit einem Zipfel der Brokatdecke das Blut vom Kinn. »Gib nicht auf, Peony. Wenn ich immun bin, muss es eine Möglichkeit geben, die Krankheit zu besiegen. Sie werden sie finden. Und dann gehst du zum Ball.« Sie wollte Peony gerade erzählen, dass Iko ihr Kleid gerettet hatte, aber dann hätte sie ihr auch erzählen müssen, dass alles andere, was mit Peony in Berührung gekommen war, weggeworfen worden war. Sie räusperte sich und strich Peony das Haar aus der Stirn. »Kann ich irgendwas für dich tun?«
    Peony schüttelte den Kopf auf dem abgenutzten Kissen und hielt sich die Decke vor den Mund. Aber dann hob sie den Blick. »Mein Portscreen?«
    Schuldbewusst zog Cinder den Kopf ein. »Es tut mir leid. Er ist immer noch kaputt. Aber ich nehme ihn mir heute Abend vor.«
    »Ich will nur eine Tele an Pearl schreiben. Und an Mama.«
    »Klar. Ich bringe ihn dir, so schnell ich kann.« Peonys Portscreen. Die Androidin des Prinzen. Das Auto. »Es tut mir so leid, Peony, aber ich muss jetzt gehen.«
    Peonys kleine Hände umklammerten Cinders.
    »Ich komme zurück, so schnell ich kann. Versprochen.«
    Peony atmete schwer, schniefte und gab sie frei. Sie verbarg die zarten Hände wieder unter der Decke und zog sie hoch bis unters Kinn.
    Cinder stand auf und entwirrte Peonys Haare mit den Fingern. »Versuch ein bisschen zu schlafen. Spar deine Kräfte auf.«
    Peony folgte Cinder mit glasigem Blick. »Ich hab dich so lieb, Cinder. Ich bin froh, dass du nicht krank bist.«
    Das versetzte Cinder einen Stich. Sie küsste Peony auf die feuchte Stirn. »Ich liebe dich auch.«
    Sie rang nach Atem, als sie sich zwang, sie allein zu lassen und sich vorzumachen, dass es noch Hoffnung gab. Dass eine Chance bestand.
    Auf dem Weg zum Ausgang sah sie keinen der Patienten an, bis sie plötzlich ihren Namen hörte. Sie blieb stehen. Wahrscheinlich hatte sie sich diese Stimme, die so rau war wie Sandpapier, nur eingebildet – kein Wunder zwischen all den hysterischen Schreien.
    »Cin-der?«
    Sie drehte sich um und entdeckte ein bekanntes Gesicht, das halb unter einer verwaschenen Steppdecke hervorlugte.
    »Chang-ji ĕ ?« Sie ging mit gerümpfter Nase zum Fuß des Bettes. Ein stechender Geruch stieg aus dem Bett der Frau auf. Chang Sacha, die Marktbäckerin, war mit ihren geschwollenen Augenlidern und der fahlen Haut kaum wiederzuerkennen.
    Cinder ging um das Bett herum und versuchte, normal zu atmen.
    Die Steppdecke, die über Sachas Nase und Mund lag, hob und senkte sich mit ihren schweren Atemzügen. Ihre Augen glänzten und waren so groß, wie Cinder sie noch nie gesehen hatte. Soweit sie sich erinnern konnte, war es das erste Mal, dass Sacha sie ohne Verachtung ansah. »Du auch? Cinder?«
    Statt zu antworten, fragte Cinder unsicher: »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    Das waren die freundlichsten Worte, die sie je ausgetauscht hatten. Die Decke rutschte von Sachas Gesicht. Cinder unterdrückte ein Japsen, als die blau geränderten Flecken auf Kinn und Hals der Frau zum Vorschein kamen.
    »Mein Sohn«, keuchte sie. »Kannst du Sunto herbringen? Ich muss ihn sehen.«
    Cinder stand reglos da, sie erinnerte sich daran, wie Sacha Sunto noch ein paar Tage zuvor befohlen hatte, sich von ihrem Stand fernzuhalten. »Hierher?«
    Sacha streckte einen Arm unter der Decke hervor und

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