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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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deswegen war Cinder mit den Einzelteilen vertraut und wusste genau, wo die wichtigen Verbindungen waren. Sie prüfte, ob die Steckverbindungen fehlerfrei funktionierten, ob die Batterie geladen war und ob wichtige Teile fehlten. Aber es sah alles gut aus. Sie säuberte den Geräuschübersetzer und regulierte den internen Ventilator, aber die Androidin Nainsi blieb eine leblose Figur aus Plastik und Aluminium.
    »Eine Schande. So richtig schön aufgetakelt und dann geht’s nirgendshin«, sagte Iko von der Tür her.
    Lachend spuckte Cinder die Taschenlampe aus und warf einen Blick auf ihre ölverschmierte Cargohose. »Klar. Ich brauche nur noch ein Diadem.«
    »Ich habe eigentlich von mir gesprochen.«
    Cinder drehte sich im Stuhl herum. Iko hatte sich Adris Perlenkette um den kugelrunden Kopf geschlungen und unter ihren Sensor hatte sie mit kirschrotem Lippenstift einen grässlichen Mund geschmiert.
    Cinder lachte. »Donnerwetter. Die Farbe steht dir aber gut.«
    »Findest du?« Iko rollte in den Raum hinein, hielt vor der Werkbank an und versuchte, auf dem Netscreen ihr Spiegelbild zu erkennen. »Ich habe mir vorgestellt, ich würde auf den Ball gehen und mit dem Prinzen tanzen.«
    Mit einer Hand rieb sich Cinder das Kinn, mit der anderen trommelte sie geistesabwesend auf den Tisch. »Komisch. Vor kurzem habe ich mich dabei erwischt, wie ich mir genau das Gleiche vorgestellt habe.«
    »Ich wusste, dass er dir gefällt. Du tust, als seist du immun gegen seinen Charme, aber mir ist nicht entgangen, wie du ihn auf dem Markt angesehen hast.« Iko wischte über den Lippenstift und verschmierte ihn über ihr leeres weißes Kinn.
    »Und wennschon.« Cinder zwickte ihre Metallfinger mit der Zange. »Wir haben alle unsere Schwächen.«
    »Ich weiß«, sagte Iko. »Meine sind Schuhe.«
    Cinder warf die Arbeitsgeräte auf die Werkbank. Jetzt, wo Iko da war, hatte sie ein schlechtes Gewissen. Sie hätte ihr erzählen müssen, dass sie Lunarierin war. Mehr als irgendjemand sonst verstand Iko, wie es war, anders und ungewollt zu sein. Aber aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht dazu überwinden, es auszusprechen. Übrigens, Iko, es hat sich herausgestellt, dass ich Lunarierin bin. Das macht dir doch nichts aus, oder?
    »Was machst du hier unten?«, fragte sie stattdessen.
    »Nachsehen, ob du Hilfe brauchst. Ich soll eigentlich die Lüftungsschlitze abstauben, aber Adri war gerade im Bad.«
    »Und?«
    »Ich habe sie weinen gehört.«
    Cinder blinzelte. »Oh.«
    »Ich habe mich so nutzlos gefühlt.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Iko war zwar keine normale Dienerdroidin, aber sie teilte eine wesentliche Eigenschaft mit ihnen: Das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, war das Schlimmste, was es für sie gab.
    »Hier unten gibt es genug zu tun«, sagte Cinder und rieb sich die Hände. »Lass dich nur nicht mit den Perlen erwischen.«
    Iko hob die Perlenkette mit ihren Greifern an, und Cinder bemerkte, dass sie noch immer das Band trug, das Peony ihr gegeben hatte. Das versetzte ihr einen Stich. »Wie wär’s mit Licht?«
    Der blaue Sensor wurde hell und leuchtete in Nainsis Inneres.
    Cinder verzog das Gesicht. »Glaubst du, sie hat einen Virus?«
    »Vielleicht war Prinz Kais Sex-Appeal zu viel für ihre Programmierung.«
    »Jetzt lass den Prinzen mal aus dem Spiel, okay?«
    »Das wird schwer. Immerhin arbeitest du an seiner Androidin. Stell dir mal all die Dinge vor, die sie weiß, all das, was sie gesehen hat und …« Ikos Stimme stockte. »Glaubst du, sie hat ihn schon mal nackt gesehen?«
    »Iko, um Himmels willen!« Cinder zerrte sich die Handschuhe von den Händen und warf sie auf den Tisch. »Du bist nicht gerade eine große Hilfe.«
    »Ich versuche nur, Konversation zu machen.«
    »Lass es einfach.« Cinder kreuzte die Arme über der Brust, stieß den Stuhl von der Werkbank zurück und schwang die Beine hoch. »Es muss an der Software liegen.«
    Normalerweise liefen Software-Probleme auf eine Reinstallation hinaus, aber dann wäre die Androidin ein unbeschriebenes Blatt. Sie wusste nicht, ob Kai sich etwas aus dem Persönlichkeitschip der Androidin machte, der nach zwanzig Jahren Dienst wahrscheinlich ziemlich komplex geworden war, aber sie wusste genau, dass irgendetwas, was einmal im Laufwerk der Androidin gesteckt hatte, sehr wichtig für Kai war, und sie wollte nicht riskieren, es zu löschen, was auch immer es gewesen sein mochte.
    Es gab nur eine Art herauszufinden, wo der Fehler lag und ob ein Reboot wirklich

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