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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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deaktiviert wurdest.« Cinder hoffte inständig, dass das Kai gewesen war oder wenigstens jemand, der ihm gegenüber loyal war. Sie bezweifelte, dass Königin Levana sich sonderlich freuen würde, wenn sie erfuhr, dass der zukünftige Kaiser des Staatenbundes nach der rechtmäßigen Erbin ihres Throns forschte.
    »Stillhalten«, sagte sie und nahm den Schraubenzieher. »Ich schraube dich jetzt wieder zu und dann bringe ich dich zurück in den Palast. In der Zwischenzeit solltest du mal die Nachrichten der letzten Tage herunterladen. Es ist viel passiert, während du ausgeschaltet warst.«

22
    Auf den zehn Kilometern zum Palast spulten sich die Warnungen von Dr. Erland wie eine schadhafte Audiodatei in Cinders Kopf wieder und wieder ab.
    Königin Levana ist jedes Mittel recht, um ihre Macht zu erhalten und Widerstand im Keim zu ersticken. Das bedeutet, dass sie alle töten muss, die sich ihr in den Weg stellen könnten – Leute wie Sie.
    Wenn sie Sie sieht, wird sie Sie umbringen.
    Aber wenn dieser Androidin, die wichtige Informationen über die vermisste Prinzessin von Luna hatte, zwischen dem Wohnblock und dem Palast irgendetwas zustieß, würde Cinder sich das nie verzeihen. Es lag in ihrer Verantwortung, Kai die Androidin zurückzugeben, und zwar unversehrt.
    Außerdem war der Palast riesig. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie der Königin von Luna – die bestimmt nicht vorhatte, sich mit den Bürgern Neu-Pekings abzugeben – über den Weg lief, war sehr gering.
    Nainsi war viel schneller auf ihren Laufflächen als Iko, und Cinder musste sich anstrengen, um mit ihr Schritt zu halten. Aber als sie bemerkten, dass sie nicht die einzigen Bürger waren, die an diesem Nachmittag zum Palast wollten, wurden sie langsamer. Die Hauptstraße unten an der Klippe war für Hover gesperrt. Sie führte aus der Stadt zur Auffahrt des Palastes und war von windschiefen Pinien und herabhängenden Weidenzweigen beschattet. Die gewundene Straße war voller Fußgänger, die langsam den Hügel erklommen. Einige waren alleine unterwegs, andere in großen Gruppen. Cinder schnappte Bruchstücke ihrer Unterhaltungen auf, die sie mit wütenden Gesten unterstrichen. Die ist hier unerwünscht. Was hat sich Seine Hoheit dabei gedacht? Das Grölen des Mobs schwoll an, das Echo hallte die Straße hinunter. Hunderte, vielleicht Tausende waren unterwegs, um ihrem Ärger Luft zu machen.
    »Nein zur Mondkönigin! Nein zur Mondkönigin! Nein zur Mondkönigin!«
    Hinter der letzten Biegung sah Cinder, wie die aufgebrachte Menge den Platz vor den rotbraunen Toren füllte und von dort bis in die Straße quoll. Nur mit Mühe konnten die gereizten Sicherheitskräfte sie in Schach halten.
    Über den Köpfen tanzten Schilder auf und ab. KRIEG IST BESSER ALS SKLAVEREI! WIR WOLLEN EINE KAISERIN, KEINE DESPOTIN! KEIN BÜNDNIS MIT DEM BÖSEN! Auf vielen war das Bild der verschleierten Königin rot durchgestrichen.
    Ein halbes Dutzend Nachrichtenhover kreiste über der Demonstration und drehte für die globale Nachrichtenübertragung.
    Cinder umrundete die Menge und drängelte sich bis zum Haupttor durch, immer darauf bedacht, Nainsis kompakten Körper mit ihrem eigenen zu schützen. Doch das Tor war geschlossen und wurde von Menschen und Androiden bewacht, die Schulter an Schulter davorstanden.
    »Entschuldigung«, sagte sie zur nächststehenden Wache. »Ich muss in den Palast.«
    Der Mann streckte den Arm aus und schubste sie einen Schritt zurück. »Heute kein Eintritt für die Öffentlichkeit.«
    »Aber ich bin keine von denen.« Sie legte Nainsi schützend die Hände auf den Kopf. »Diese Androidin ist Eigentum Seiner Kaiserlichen Hoheit. Ich sollte sie reparieren, und jetzt bringe ich sie zurück. Es ist sehr wichtig, dass sie ihm so bald wie möglich übergeben wird.«
    Der Wächter schielte auf die Androidin herab. »Hat Seine Kaiserliche Hoheit Ihnen einen Pass ausstellen lassen?«
    »Nein, aber es ist …«
    »Hat die Androidin einen Pass?«
    »Ja.« Nainsi ließ ihr Gehäuse rotieren und zeigte dem Wächter ihren ID-Code.
    Er nickte. »Du kannst eintreten.« Die Tore wurden einen kleinen Spalt geöffnet und im selben Atemzug drängte die Menschenmenge von hinten heran. Cinder schrie gegen das Grölen wütender Stimmen an, als die herandrängenden Menschen sie gegen den Sicherheitsmann quetschten. Nainsi rollte ohne Zögern durch das Tor, doch als Cinder hinter ihr hineinschlüpfen wollte, blockierte der Wächter den Eingang mit den Armen und

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