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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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notwendig war: Cinder musste die interne Diagnosefunktion der Androidin überprüfen, und dafür würde sie sich anschließen müssen. Sie hasste das. Ihr eigenes elektrisches System mit einem fremden Objekt zu verkabeln, hatte sich immer riskant angefühlt, als ob ihre Software gelöscht werden könnte, wenn sie nicht vorsichtig genug war.
    Sie schimpfte sich zimperlich und tastete nach dem Fach in ihrem Hinterkopf. Mit dem Fingernagel schob sie den kleinen Haken hoch und öffnete es.
    »Was ist das?«
    Cinder starrte auf Ikos ausgestreckten Greifer. »Was ist was?«
    »Der Chip.«
    Cinder beugte sich vor und spähte in die dunkelste Ecke der Androidin. Unten am Steuerelement waren winzige Chips wie Soldaten aufgereiht. Insgesamt gab es zwanzig Steckverbindungen, aber nur dreizehn wurden benutzt. In den Fabriken wurde immer viel Platz für Add-ons und Updates gelassen.
    Iko meinte den dreizehnten Chip, und sie hatte Recht. Irgendwie war er anders. Er steckte so weit hinter den anderen, dass man ihn bei oberflächlicher Betrachtung leicht übersehen konnte. Aber als Cinder den Lichtkegel der Taschenlampe auf ihn richtete, schimmerte er wie poliertes Silber.
    Cinder schloss das Fach an ihrem Hinterkopf und rief den Bauplan dieses Modells ab. Nach den Originalplänen des Herstellers wurde es nur mit zwölf Chips geliefert. Aber wahrscheinlich hatte die Androidin in zwanzig Jahren mindestens ein Add-on dazubekommen. Bestimmt hatte der Palast Zugang zu den neuesten und besten Programmen, die es gab. Cinder hatte jedenfalls noch nie so einen Chip gesehen.
    Mit dem Fingernagel drückte sie die Freigabetaste hinunter und zog mit der Zange an dem silbernen Chip. Wie geschmiert glitt er aus der Steckverbindung.
    Cinder hob ihn hoch, um ihn zu begutachten. Abgesehen davon, dass er wie Perlmutt schimmerte, sah er wie alle anderen Programmierchips aus. Als sie ihn umdrehte, sah sie die Buchstaben D-TELE auf der anderen Seite eingraviert.
    »Ach nee.« Sie ließ den Arm sinken.
    »Was ist?«, fragte Iko.
    »Ein direkter Telechip.«
    Cinder zog die Brauen zusammen. Fast die gesamte Kommunikation fand über das Netz statt – direkte Kommunikation am Netz vorbei war quasi ausgestorben, weil sie langsam war und die Tendenz hatte, mittendrin abzubrechen. Bestimmt gab es immer noch irgendwelche paranoiden Typen, die unbedingte Privatsphäre benötigten und deswegen direkte Teles verschickten, aber sie würden auf jeden Fall einen Port oder einen Netscreen benutzen – Geräte, die dafür gemacht waren. Eine Androidin zu nehmen, ergab keinen Sinn.
    Ikos Licht verdunkelte sich. »Meine Datenbank schickt mir die Information, dass Androiden seit 89 D.Z. nicht mehr mit direkten Kommunikationsfähigkeiten ausgestattet werden.«
    »Was erklären würde, warum das mit ihrer Programmierung nicht kompatibel ist.« Cinder hielt Iko den Chip hin. »Kannst du mal einen Material-Scan drüberlaufen lassen, damit wir wissen, woraus er gemacht ist?«
    Iko rollte zurück. »Alles, aber nicht das! Ein Nervenzusammenbruch steht heute bei mir nicht auf dem Programm.«
    »Irgendwie sieht es aber nicht so aus, als sei der Chip der Grund für die Störung. Sonst hätte das System ihn doch einfach ausgeworfen, oder?« Cinder prüfte den Chip von allen Seiten und war gebannt davon, wie seine reflektierende Oberfläche Ikos Licht widerspiegelte. »Außer sie hat versucht, Informationen über die direkte Verbindung zu verschicken. Vielleicht hat ihr das Schaden zugefügt.«
    Cinder stand auf und schlenderte durch den Lagerraum zu Peonys Netscreen. Der Rahmen war zwar zerbrochen, aber sowohl der Bildschirm als auch die Bedienelemente sahen unbeschädigt aus. Sie ließ den Chip hineingleiten und betätigte den Einschaltknopf, den sie stärker als sonst drücken musste, bis das blasse grüne Licht neben dem Laufwerk anging und blaues Licht über den Schirm flackerte. Eine Spirale in der Ecke zeigte an, dass der Netscreen dabei war, den neuen Chip zu lesen. Cinder setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.
    Eine Sekunde später war die Spirale verschwunden und durch Text ersetzt worden.
    INITIIERE DIREKTEN LINK MIT UNBEKANNTEM BENUTZER.
BITTE WARTEN …
    INITIIERE DIREKTEN LINK MIT UNBEKANNTEM BENUTZER.
BITTE WARTEN …
    INITIIERE DIREKTEN LINK MIT UNBEKANNTEM BENUTZER.
BITTE WARTEN …
    Cinder wartete. Und wippte mit dem Fuß. Und wartete. Und trommelte mit den Fingern auf die Knie. Und begann sich zu fragen, ob das nicht reine Zeitverschwendung war. Sie

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