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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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ergab.
    Kai brauchte nur vier Sekunden, um den Film von dem Mädchen, das den Medidroiden in der Quarantänestation angegriffen hatte, aufzurufen und die Puzzlesteine zusammenzulegen. Vielleicht zum hundertsten Mal in dieser Woche kam er sich wie ein Idiot vor.
    Natürlich war das Cinder. Nur ein paar Stunden vorher hatte er Dr. Erland vor ihren Augen das Mittel gegen die Pest ausgehändigt. Der Arzt musste es ihr gegeben haben und dann hatte sie es Chang Sunto eingeflößt. Auch wenn er sie nirgends klar erkennen konnte, in jedem Fall war es ihr unordentlicher Pferdeschwanz und ihre ausgebeulte Cargohose.
    Er schluckte und klinkte den Port wieder in den Gürtel. »Was meinte sie damit, dass sie ihn nicht gestohlen hat? Was gehört ihrer Familie?«
    Adris Lippen wurden dünn wie ein Strich und tiefe Falten traten rund um ihre Oberlippe hervor. »Etwas, das der Familie tatsächlich gehört – denen, die der Verstorbenen den gebührenden Respekt erwiesen haben. Cinder hat das Kostbarste, was es für mich auf der Welt gegeben hat, verstümmelt, um daranzukommen.«
    »Was hat sie …?«
    »Ich gehe davon aus, dass sie den ID -Chip meiner Tochter gestohlen hat. Unmittelbar nachdem diese verstorben war.« Adri legte eine Hand auf den wattierten Obi, der ihre Taille umschloss. »Es dreht mir den Magen um, auch nur daran zu denken, aber wahrscheinlich hätte ich mich auf so etwas gefasst machen müssen. Cinder war von jeher neidisch auf meine beiden Töchter – und noch dazu ist sie hinterhältig. Auch wenn ich mir vorher nicht vorstellen konnte, wie tief sie sinken würde, überrascht es mich jetzt – wo ich ihre Herkunft kenne – nicht. Sie hat es verdient, gefasst und bestraft zu werden.«
    Der gehässige Ton irritierte Kai über die Maßen. Adris Anschuldigungen deckten sich überhaupt nicht mit seinen Erinnerungen an Cinder. Er dachte daran, wie sie sich vor dem Aufzug über den Weg gelaufen waren und wie traurig Cinder gewesen war, als sie von ihrer sterbenden Schwester gesprochen hatte. Wie sie Kai gefragt hatte, ob er mit Peony tanzen würde, sollte ein Wunder geschehen und sie die Krankheit überleben.
    Oder hatte sie seine Erinnerungen manipuliert? Was wusste er denn schon über sie?
    »Sind Sie sicher?«
    »Aus den Berichten geht zweifelsfrei hervor, dass sie mit einem Skalpell auf die Androiden losgegangen ist – und zwar nur Augenblicke nachdem ich die Tele über das … über das Ableben meiner Tochter erhielt«, sagte Adri mit bebendem Kinn. »Ich sehe sie förmlich vor mir, wie sie Peonys ID stiehlt. Das ist so krank!« Sie schnitt eine Grimasse. »Mir stockt das Blut in den Adern, aber genau das hat sie getan.«
    »Und Sie gehen davon aus, dass sie den ID -Chip noch bei sich haben könnte?«
    »Eure Majestät, darüber kann ich mir beim besten Willen kein Urteil erlauben. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen.«
    Kai nickte und erhob sich. Adri und Pearl glotzten ihn vom Sofa aus an, dann schossen sie hoch.
    »Vielen Dank, dass Sie mir den Sachverhalt zur Kenntnis gebracht haben, Linh-jie. Ich lasse den ID -Chip augenblicklich orten. Wenn sie den Chip noch bei sich hat, werden wir sie finden.«
    Er ertappte sich dabei, dass er inständig hoffte, Linh Adri habe sich getäuscht. Dass Cinder den Chip nicht hatte. Aber dieser Wunsch war natürlich unreif und dumm. Er musste sie finden, und er hatte nur noch einen Tag Zeit. Er wollte nicht wissen, was Levana tun würde, wenn ihm das nicht gelang.
    »Vielen Dank, Eure Majestät«, sagte Adri. »Mir liegt nur daran, meiner Tochter ein ehrendes Andenken zu wahren. Es darf nicht dadurch beschmutzt werden, dass ich einst so großzügig war, dieses schändliche Mädchen in meine Familie aufzunehmen.«
    »Vielen Dank«, begann er. Er wusste zwar nicht genau, wofür er ihr dankte, doch schien es ihm an dieser Stelle angebracht zu sein. »Sollten sich noch Fragen ergeben, wird sich jemand bei Ihnen melden.«
    »Selbstverständlich, Eure Majestät«, sagte Adri mit einer Verbeugung. »Mir liegt der Dienst für mein Land am Herzen. Außerdem muss diese entsetzliche Kreatur ihre gerechte Strafe bekommen.«
    Kai sah sie direkt an. »Ihnen ist doch bewusst, dass Königin Levana sie exekutieren lässt, sowie man sie gefunden hat?«
    Adri faltete artig die Hände. »Ich gehe davon aus, dass es Gründe für diese Gesetze gibt, Eure Majestät.«
    Sie verbeugten sich zweimal und Pearl schwebte mit klimpernden Wimpern hinaus. Sie reckte den Hals, um Kai bis zur

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