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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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mein Liebling. Wärst du bloß nicht hergekommen! Aber damit hätte ich rechnen müssen.«
    »Was wollen die von dir?«
    Ihre Großmutter sah auf die dunkle Bühne hinab. »Sie wollen etwas Bestimmtes erfahren, worüber ich nichts weiß. Sosehr ich es mir auch wünsche. Dann hätte ich es ihnen schon vor Wochen gesagt. Ich hätte alles getan, um zu dir nach Hause zu kommen, damit du in Sicherheit bist.«
    »Aber worum geht es denn überhaupt?«
    »Sie wollen irgendetwas über Prinzessin Selene herausfinden.«
    Scarlets Herz setzte einen Schlag aus. »Dann ist es also wahr? Weißt du wirklich etwas über sie?«
    Die Augenbrauen ihrer Großmutter schnellten hoch. »Sie haben dir gesagt, warum sie mich verdächtigen?«
    Sie nickte und fühlte sich schuldig, dass sie das Geheimnis, das Michelle so lange für sich behalten hatte, bereits kannte. »Sie haben mir erzählt, dass Logan Tanner Selene mit deiner Hilfe auf die Erde gebracht hat. Und dass sie glauben, er sei mein … Großvater.«
    Die Falten auf der Stirn ihrer Großmutter wurden tiefer. Besorgt warf sie einen Blick auf die Abtrennung zur Nachbarloge, bevor sie sich wieder auf das Gespräch konzentrierte. »Scarlet, mein Liebstes.« Sie sah sie liebevoll an, sagte aber nichts weiter.
    Scarlet schluckte und fragte sich, ob ihre Großmutter nach all den Jahren nichts mehr von der alten Geschichte wissen wollte. Von der kurzen Affäre, die ihr Leben verändert hatte.
    Wusste sie überhaupt, dass Logan Tanner gestorben war?
    »Grand-mère, ich erinnere mich an den Mann, der damals zu uns gekommen ist. Der aus dem Asiatischen Staatenbund.«
    Michelle sah sie aufmerksam an.
    »Ich dachte damals, er sei gekommen, um mich fortzubringen, aber dabei ging es in Wirklichkeit um die Prinzessin, stimmt’s?«
    »Messerscharf geschlossen, Liebes.«
    »Warum verrätst du ihnen nicht einfach seinen Namen? Du musst dich doch an ihn erinnern, und dann lassen sie dich gehen. Er müsste doch wissen, wo die Prinzessin ist.«
    »Sie sind nicht mehr an der Prinzessin interessiert.«
    Scarlet biss sich frustriert auf die Unterlippe. »Und warum lassen sie uns dann nicht frei?«
    Michelle drückte ihr die Hand. Vom Unkrautjäten und Gemüseschneiden war ihr Händedruck trotz ihres Alters sehr kräftig. »Sie haben keine Macht über mich, Scarlet.«
    Sie starrte ihre Großmutter an. »Wie meinst du das?«
    »Das sind Lunarier. Der Thaumaturge hat die Gabe. Aber bei mir wirkt sie nicht. Deswegen halten sie mich hier gefangen. Weil sie herausfinden wollen, warum das so ist.«
    Scarlet durchforstete ihr Hirn nach all ihrem Halbwissen über Lunarier – nie hätte sie sagen können, was davon stimmte und was Legende war. Man glaubte jedenfalls, dass ihre Königin mit Hilfe von Gehirnwäsche regierte und dass ihre Thaumaturgen fast genauso mächtig waren. Dass sie Menschen manipulieren konnten – nicht nur ihre Gedanken und Gefühle, sondern auch ihre Körper. Die dann nur noch wie Marionetten an Fäden hampelten.
    Scarlet schluckte. »Gibt es viele Menschen, über die sie … keine Macht haben?«
    »Nur ganz wenige. Manche Lunarier – die sie Hüllen nennen – sind von Geburt an immun gegen den lunarischen Zauber. Aber bisher konnte sich ihnen kein Erdbewohner widersetzen. Ich bin die Erste.«
    »Aber warum? Ist das genetisch?« Sie zögerte. »Haben sie Macht über mich?«
    »O ja, Liebes. Was auch immer es bei mir sein mag, du hast es bestimmt nicht. Aber sie werden es gegen uns beide verwenden. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie Experimente mit uns durchführen, um herauszufinden, woher diese Abnormität kommt. Und ob sie sich Sorgen machen müssen, dass andere Erdbewohner so sind wie ich.« Im Halbdunkel sah Scarlet, wie ihre Großmutter das Kinn vorschob. »Es dürfte jedenfalls nicht erblich sein, denn dein Vater war schwach.«
    Scarlet sah ihr in die warmen braunen Augen, die sie immer getröstet hatten, und doch kamen sie ihr im Dämmerlicht des Theaters mit einem Mal hart vor. Irgendein Gedanke versuchte, sich in ihr Bewusstsein zu drängen. Sie wurde stutzig.
    Ihr Vater war schwach. Er hatte weder Frauen noch Alkohol etwas entgegenzusetzen. Ein schwacher Vater, ein schwacher Mann.
    Aber nie hatte Michelle angedeutet, dass sie das auch von Scarlet annahm. Das wird schon wieder , hatte sie immer gesagt, wenn Scarlet sich das Knie aufgeschlagen oder den Arm gebrochen hatte. Und nach ihrem ersten Liebeskummer. Es wird schon wieder, denn du bist stark – so wie ich .
    Sie

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