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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Prinzessin so plötzlich aufgeben, nur um dem Staatenbund eine läppische Lektion zu erteilen? Wie kommt es zu dieser Veränderung der Prioritäten?«
    Jael lehnte sich zurück und musterte ihn. »Die Prioritäten Ihrer Majestät haben Sie nicht zu interessieren. Ich möchte jedoch sichergehen, dass Sie sich in dieser wichtigen Schlacht nicht ablenken lassen.« Er zuckte mit den Achseln. »Die Flucht dieser Linh Cinder hat sie aufgebracht. Obwohl diese nur eine Zivilistin ist, konnte sie den Zauber Ihrer Majestät durchschauen. Dabei ist sie noch nicht einmal eine Hülle.«
    Das überraschte Ze’ev.
    »Wir wissen noch nicht, ob diese singuläre Fähigkeit mit ihrer Cyborg-Programmierung zusammenhängt oder ob ihre lunarische Gabe extrem stark ist.«
    »Stärker als die Ihrer Majestät?«
    »Wir wissen es nicht«, seufzte Jael. »Auffallend ist nur, dass ihr Widerstand gegen die Königin demjenigen von Madame Benoit mir gegenüber ähnelt. In jedem Fall ist es bemerkenswert, dass innerhalb einer so kurzen Zeitspanne zwei Menschen mit diesen Eigenschaften auftauchen, die keine Hüllen sind. Bedauerlicherweise bin ich mit Michelle Benoit keinen Schritt weitergekommen. Ich habe ihre Enkeltochter vor einer Stunde getestet – sie ist in meinen Händen formbar wie Ton. Sie hat die Eigenschaft also nicht geerbt.«
    Alpha Kesley ballte die Fäuste hinter dem Rücken. Noch immer konnte er ihren Geruch wahrnehmen, nur einen leichten Duft, der ihn in der Nase kitzelte. Jael hatte sie befragt und Ran musste dabei gewesen sein. Was hatten sie mit ihr gemacht? Hatten sie ihr etwas angetan?
    »Alpha?«
    »Ja«, sagte er schnell. »Bitte entschuldigen Sie. Ich glaubte eben, den Geruch des Mädchens wahrzunehmen.«
    Jael lachte. Es war ein amüsiertes Lachen. Und es war Jaels spezielle Wärme, der Ze’ev am meisten misstraute. Die anderen Thaumaturgen machten wenigstens keinen Hehl daraus, dass sie ihre Macht über die schlechtergestellten lunarischen Bürger genossen … und über die Soldaten.
    »Ihre Sinne sind bemerkenswert, Alpha. Ohne Zweifel mit die schärfsten von allen.« Er pochte auf die Tischkante und stand auf. »Und Ihre Charakterstärke ist ebenfalls beispiellos. So wie Ihre Treue und Opferbereitschaft. Keiner meiner anderen Männer hätte Mademoiselle Benoit so gründlich ausgefragt. Weit über das übliche Maß hinaus. Deswegen habe ich Sie ausgewählt, den Angriff morgen anzuführen.«
    Jael strich mit dem Finger über den Staub auf den Regalbrettern. Ze’ev sah ihn ausdruckslos an. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was für Opfer Jael vorschwebten, die so weit über das übliche Maß hinausgingen.
    Aber er dachte immerzu an sie. Wie sie mit dem Daumen seine Narben nachgezeichnet oder ihm die Arme um den Nacken geschlungen hatte.
    Er schluckte schwer und bemühte sich, die Erinnerungen beiseitezuschieben.
    »Die Frage ist nur, was wir jetzt mit dem Mädchen anfangen sollen. Wirklich überaus frustrierend: Jetzt haben wir endlich jemanden gefunden, der uns zu Prinzessin Selene führen könnte – und nun brauchen wir die Information nicht mehr.«
    Ze’evs Fingernägel bohrten sich in die Handflächen. Frustrierend sollte wohl ein Witz sein. Wenn Ihre Majestät ihre Prioritäten schon vor drei Wochen überdacht hätte, wären Scarlet und Michelle gar nicht in die ganze Sache hineingezogen worden.
    Und für ihn wäre alles weitergegangen wie zuvor.
    Er rang nach Luft.
    »Aber ich bin optimistisch«, fuhr Jael etwas zerstreut fort, »dass wir das Mädchen trotzdem gewinnbringend einsetzen können. Sie wird Michelle Benoit überzeugen, endlich den Mund aufzumachen. Madame tut, als habe sie keine Ahnung, dabei weiß sie ganz genau, warum sie unserer Macht widerstehen kann. Dessen bin ich mir sicher.« Er zupfte am Saum seines Ärmels. »Was glauben Sie, was bedeutet der alten Dame mehr: das Leben ihrer Enkeltochter oder ihre kleinen Geheimnisse?«
    Ze’ev antwortete nicht.
    »Wir werden es ja sehen«, sagte Jael liebenswürdig lächelnd und entblößte ebenmäßige weiße Zähne. »Aber Sie sind mir Ihre Antwort noch schuldig geblieben, Alpha. Nehmen Sie an? Sind Sie bereit, die wichtigste Schlacht in der Europäischen Föderation anzuführen?«
    Ze’evs Lungen brannten. Er wollte noch so viel fragen, wollte wissen, wie es Scarlet und Michelle ging und was Jael mit ihr vorhatte.
    Aber solche Fragen waren nicht zulässig. Er hatte seinen Auftrag ausgeführt. Mit Mademoiselle Benoit verband ihn nichts mehr.
    Er

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