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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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wenig wie in Cinders altem Marktstand.
    »Was für ein Schweinestall«, meinte Thorne angewidert. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich einer Pilotin anvertrauen würde, die ihr Schiff so lieblos behandelt.«
    Cinder achtete nicht auf ihn, sondern scannte die Regale und Wände ab. Auch wenn das Chaos sie ablenkte, reagierte ihr Gehirn-Interface auf irgendetwas. Ein Gefühl der Vertrautheit, schemenhafte, längst versunkene Erinnerungen. Der Winkel, in dem die Sonnenstrahlen durch die geöffnete Tür fielen. Der Geruch nach Maschinenteilen und Dung. Der Dachstuhl über dem Fachwerk.
    Sie mäanderte vorsichtig durch die herumliegenden Teile, um das Gespenst der Vertrautheit nicht zu verscheuchen.
    »Cinder?« Thorne warf noch einen Blick auf das Bauernhaus hinüber. »Was machen wir hier drinnen?«
    »Wir suchen nach etwas.«
    »In diesem Durcheinander? Na, dann viel Glück.«
    Auf einem freien Fleck blieb sie stehen und dachte nach. Ließ den Blick schweifen. Und wusste mit einem Mal, dass sie schon einmal hier gewesen war. Im Traum; oder unter Betäubung.
    Dann fiel ihr ein schmaler, schlammbrauner Metallschrank auf, in dem drei Jacketts auf Bügeln hingen, alle mit aufgestickten Abzeichen des Militärs der EF an den Ärmeln. Cinder wappnete sich, bahnte sich einen Weg durch das Chaos zu dem Spind und schob die Uniformjacken zur Seite.
    »Das ist doch nicht dein Ernst, Cinder?«, fragte Thorne sie von der Seite. »Wir haben Wichtigeres zu tun, als uns um saubere Klamotten zu kümmern.«
    Cinder war so in Gedanken, dass sie ihm kaum zuhörte. Das Chaos war kein Zufall. Jemand war hier gewesen und hatte nach etwas gesucht.
    Genauer gesagt, nach ihr.
    Sie wünschte, sie wäre nicht darauf gekommen, aber es war allzu offensichtlich.
    Sie hockte sich vor den Schrank und tastete nach der Klinke an der rückwärtigen Wand. Da sie in derselben braunen Farbe gestrichen war, war sie im Halbdunkel des Schrankinneren nicht zu erkennen. Man fand sie nur, wenn man wusste, wonach man suchte. Und sie wusste es, denn sie war schon einmal hier gewesen. Vor fünf Jahren, vollgepumpt mit Drogen. Und sie hatte das immer für einen Traum gehalten. Damals hatte ihr alles wehgetan, jedes Gelenk und jeder Muskel hatte sie an die kürzlich überstandenen Operationen erinnert, als sie langsam aus der endlosen Dunkelheit herausgekrochen war und ins schwindelerregend helle Tageslicht geblinzelt hatte – als habe sie das erste Mal die Augen geöffnet.
    Cinder machte sich gefasst auf das, was kommen würde, und zog an dem Griff.
    Die Geheimtür war schwerer, als sie erwartet hatte; sie musste aus etwas Robusterem als Weißblech sein. Doch sie hob sie aus den versteckten Angeln und ließ sie auf den Betonboden fallen. Eine Staubwolke quoll darunter hervor.
    Cinder starrte in ein quadratisches Loch. In die Wand war eine Plastikleiter eingelassen, die in ein verborgenes Verlies führte.
    Thorne beugte sich vor und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. »Woher wusstest du, dass hier etwas ist?«
    Cinder konnte den Blick nicht von dem versteckten Durchgang abwenden.
    Weil sie die Wahrheit nicht aussprechen konnte, sagte sie nur: »Cyborg-Durchblick.«
    Sie stieg zuerst hinab. Als ihr die abgestandene Luft entgegenschlug, schaltete sie die Taschenlampe an. Der Lichtstrahl tanzte auf den Wänden eines Raums von der Größe des Hangars, nur dass dieser hier keine Fenster und Türen hatte. Sie fürchtete sich vor dem, was sie zu sehen bekommen würde, befahl aber nach kurzem Zögern: »Licht an.«
    Ein Generator sprang knatternd an, dann flackerten drei Neonröhren auf, eine nach der anderen. Thorne übersprang die letzten vier Sprossen und krachte auf den harten Boden. Und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Was … was ist das?«
    Cinder konnte nicht antworten. Sie bekam kaum noch Luft.
    In der Mitte des Raumes stand ein Becken von rund zwei Metern Länge mit einem gewölbten Glasdeckel. Darum herum komplizierte Maschinen: ein Herzmonitor, viele Thermometer, bioelektrische Scanner, Apparate mit Drehscheiben und Röhren, Displays und Bildschirmen, Steckern und Kontrollfeldern.
    Am anderen Ende des Raumes stand ein OP -Tisch, aus dessen Enden schwenkbare Metalllampen wie die Tentakel von Kraken herauswuchsen. Daneben ein kleiner Rolltisch, auf dem neben einem leeren Sterilisationsbehälter chirurgisches Besteck aufgereiht war, dazu Spritzen, Verbandsmull, Masken, Papiertücher. An der Wand hingen zwei schwarze Netscreens.
    Wenn die eine Seite

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