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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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– also musste er der Sache ein wenig nachhelfen. Wulf zückte seinen Geldbeutel und drückte dem Mädchen neben ihm unauffällig eine Münze in die Hand. »Geh zum Wachmann und gib ihm das!«, sagte er. »Aber sag nicht, dass du es von mir hast, am besten redest du gar nichts.«
    Das Mädchen sprang vom Wagen, lief zum Wachmann und starrte ihn an. »Was willst du?«, fragte er grob. Sie hielt ihm die Münze hin, er nahm sie in die Hand, beugte den Kopf nach vorn, dann schlagartig, während er den Gulden in einer Innentasche seines Wamses verschwinden ließ, hellten sich seine Gesichtszüge auf.
    Â»Soeben«, sagte er zum Anführer, »wurde für euch und eure Wagen ein Lagerplatz frei bei den Rheinauen. Ihr könnt euch, solange es Tag ist, in der Stadt aufhalten und eure Kunststückchen vorführen. Sobald es dunkel wird, verschwindet ihr wieder, sonst gibt es Ärger. Nehmt diesen Zettel an euch, das ist ein Passierschein.«
    Die Wagen machten kehrt und folgten einem Weg zu den Rheinauen. Dort lagerten bereits viele andere Wagen, ein richtiges kleines Dorf war entstanden, mit bunten Zelten in jeder Größe. Wulf sah vorwiegend Frauen und Kinder, Wäsche lag zum Trocknen in Ufernähe, einige Männer angelten, Feuer brannten und es roch nach Kohl, Brei und Fisch. Ein Wachmann, nachdem er den Passierschein gesehen hatte, wies der Truppe einen Platz für ihre drei Wagen zu.
    Der Anführer bedankte sich bei Wulf. »Euch hat der Himmel geschickt.«
    Â»Dafür erwarte ich eine Gegenleistung«, sagte Wulf. »Ich bin in Eile und muss ohne jede weitere Verzögerung in die Stadt.«
    Â»Ihr seid ein so liebenswerter Mann, dass ich Euch keine Bitte abschlagen kann.«
    Â»Dann versammelt alle Kinder, denn die müssen unbedingt mit, ich in ihrer Mitte und dann nichts wie auf in die Stadt.«
    Â»Das ist ganz in meinem Sinn.«
    Die Kinder liefen zusammen, Wulf und der Anführer erteilten ihnen Anweisungen, dann machten sie sich in Begleitung von fünf Erwachsenen, die Musikinstrumente bei sich führten, auf den Weg. Wulf hatte entschieden, wieder zur Mainzer Pforte zu laufen, auch wenn das ein kleiner Umweg war, aber der Wachmann dort kannte sie bereits und würde keine dummen Fragen stellen. Er sollte recht behalten, denn als sie auf den Torwächter zugingen, sagte dieser kein Wort, sondern winkte sie einfach durch. Wulf hielt sich inmitten der Kinder, er hielt das Mädchen links und den Jungen rechts bei der Hand, ansonsten beugte er den Kopf nach vorne, als betrachte er den Weg oder als schmolle er. Sie liefen durch die hohe, gemauerte Einfahrt, die Teil des Wachturms war.
    Â»Wir haben es geschafft«, sagte der Anführer und Wulf hob den Kopf. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber innerlich genoss er den Triumph: Trotz zahlloser Mühen, Beschwerden und Umwege hatte er seine Feinde überlistet. Er war wieder in Worms.
    Â»Hier trennen sich unsere Wege.« Er gab dem Schausteller, der für ihn den Sack mit der Armbrust getragen hatte, den versprochenen zweiten Gulden.
    Â»Das ist mehr als bedauerlich«, sagte der Mann. »Reisegefährten wie Euch wünschte ich häufiger zu treffen.« Wulf schulterte den Sack, in dem sich auch seine Kleidung befand, warf einen letzten Blick auf die Kinder und verließ die Gruppe. Er musste darauf hoffen, dass es auch im Interesse der Schausteller war, ihn nicht zu verraten, denn sie würden sich damit nur selbst schaden. Bald hatte er sie aus den Augen verloren.
    Es herrschte so viel Betrieb in den Gassen und so viele Kinder waren unterwegs, dass man ihm keine Beachtung schenkte. Lästig war es nur, immer mit gesenktem Kopf zu laufen, aber er hatte Angst, jemand könnte ihn ansprechen. Unter seiner Kapuze kam er bald ins Schwitzen, denn es war ein warmer Frühlingstag, und die Sonne gewann schnell an Kraft.
    Luther war immer noch in aller Munde. Es dauerte nicht lange, und er hatte im Vorbeigehen erfahren, dass die Anhörung vor dem Reichstag verschoben worden war: auf den heutigen Tag um vier Uhr nachmittags. So ein Glücksfall! Also hielt die Schwarze Jungfrau weiter zu ihm, wie erwartet, er konnte sich wirklich auf sie verlassen. Auch Umwege wendete sie zu seinem Vorteil! Wie gut, dass er stark geblieben war im Glauben! Er bekam eine zweite Chance – und diesmal würde er sie nutzen!
    Wulf lief an der Aula Major vorbei. Die Fenster zum

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