Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
Vom Netzwerk:
Mann war klein und kugelrund, sein Gesicht rot von der Anstrengung. Er hob überrascht die Brauen. »Oh, verzeiht! Ich hielt Euch für ein Kind. Seid Ihr ein Gaukler?«
    Â»Ihr habt es erraten«, erwiderte Wulf. »Wisst Ihr, es geht um einen kleinen, harmlosen Scherz.«
    Â»Der Euch
drei Silberlinge
wert ist?«
    Â»Was sind schon drei Gulden? Wollt Ihr mir helfen? Ich möchte mich in einem Eurer Säcke verstecken.«
    Der Mann lachte schon wieder.
    Â»Was ist?«, rief die Frau von drinnen. »Mit wem redest du?«
    Â»Ach, nichts«, rief er, »da ist nur ein Kind.« Leise fragte er Wulf, ob er ihn zum Narren halten wolle. Wulf hielt ihm immer noch die Münzen entgegen und forderte ihn auf, endlich sein Geld zu nehmen. »Oder wollt Ihr warten, bis mir die Hand verdorrt?«
    Der Mann zögerte, Wulf beobachtete genau sein Gesicht, die Mundwinkel, die Augen, in denen sich sein innerer Zwiespalt spiegelte. Dann wurde die Verlockung zu groß, er griff nach den Münzen – und Wulf lächelte zufrieden. »Na also«, sagte er, »das geht doch.«
    Â»Weshalb wollt Ihr Euch in einem meiner Säcke verstecken? Ich sehe darin keinen Sinn.«
    Â»Genauer gesagt, in einem der Roggensäcke, die Ihr gleich ausliefern werdet.«
    Â»Moment! Woher wisst Ihr das?« Nun wurde der Händler unruhig. Er knetete seine Finger, zog die Brauen zusammen. »Was soll denn das! Nein, das kommt nicht in Frage.«
    Â»Dann gebt mir meine Gulden zurück.«
    Er behielt die Silbermünzen aber in seiner Faust. »Erst sagt Ihr mir, was Ihr vorhabt! Die Säcke kommen in den Kornspeicher. Was wollt Ihr dort?«
    Â»Es ist wirklich ein harmloser Scherz, dessen könnt Ihr gewiss sein. Ich bin ein alter Freund der Familie und will sie ein wenig überraschen; außerdem versichere ich Euch, dass niemand erfährt, dass Ihr etwas mit der Sache zu tun habt. Man wird die Säcke nicht gleich ausleeren, sondern sie erst mal in eine Ecke stellen, wie so viele andere Säcke dort oben. Ich krieche dann heimlich heraus und lasse den Sack verschwinden, das fällt nicht auf und bleibt unter uns.«
    Â»Ich weiß nicht … Das sind gute Kunden.«
    Â»Die Euch sehr zuvorkommend behandeln.« Ob man ihn nicht gerade eben noch als Hohlkopf bezeichnet habe?
    Â»Sicher, sicher, aber das kommt vor, in der Hitze des Gefechts.«
    Â»Also, mich würde es wütend machen, wenn man mich als Hohlkopf bezeichnete.«
    Â»Ich kann doch nicht jeden, der mich einen Hohlkopf nennt …«
    Wulf verlor die Geduld. »Kommen wir nun miteinander ins Geschäft oder nicht?«
    Der Händler öffnete die Hand und betrachtete die Gulden. »Und Ihr versprecht mir, dass es ein harmloser Scherz ist?«
    Â»Mein Wort darauf.«
    Â»Also gut, abgemacht! Folgt mir in die Kammer.«
    Die Frau war nicht zu sehen, und sie gingen unbemerkt in die Kammer. Dort standen zahlreiche Säcke, manche waren mit schwarzen Strichen versehen, manche mit roten, wieder andere mit gelben oder grünen. Der Händler ging zu einem Sack mit einer schwarzen Markierung.
    Â»Hier haben wir den Roggen«, sagte er. »Dann wollen wir mal sehen, wie wir Euch darin unterbringen. Das ist nämlich gar nicht so einfach.«
    Â»Ich vertraue Euch völlig … Dieser Reisesack muss allerdings auch noch mit hinein.«
    Â»Himmel! Was ist denn darin?«
    Â»Nichts von Bedeutung, nur die kleine Überraschung, um die es geht.«
    Der Mann blickte ihn skeptisch an, und Wulf fürchtete schon, er würde es sich anders überlegen. »Ihr macht es aber geheimnisvoll«, sagte der Händler statt weiterer Fragen und öffnete den Sack, aus dem er fast das gesamte Getreide in einen Bottich schüttete. »Jetzt klettert hinein, ich fülle dann den Rest auf. Außen müssen überall Körner sein, sonst fällt es auf. Aber wir müssen darauf achten, dass Ihr noch Luft bekommt …«
    Wulf zog das Messer aus seinem Stiefel. »Damit ich mich aus dem Sack befreien kann«, erklärte er.
    Der Händler schüttelte den Kopf. »Ein seltsames Spiel treibt Ihr da.« Er schien es jedoch vorzuziehen, über die näheren Umstände nicht weiter nachzudenken. Überhaupt machte er keinen besonders hellen Eindruck, was Wulf als Glücksfall betrachtete. Mit einem Scheffel füllte er den Sack, bald verschwanden Wulfs Beine, dann sein Rumpf. Die Körner

Weitere Kostenlose Bücher