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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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stand nun gerade. Wulf umklammerte fest den Griff des Messers. Würde man die Schnur lösen, das Getreide ausschütten? Nichts geschah! Er schwitzte, manchmal hörte er dumpfe Schritte. Ein Stoß! Offenbar war ein weiterer Sack neben ihm gelandet, diese Prozedur wiederholte sich, bis alle fünf Säcke oben waren. Dann keine Schritte mehr – auch keine Stimmen.
    Wulf wartete lange, bis er die Messerspitze durch die Getreidekörner bohrte und den groben Stoff erreichte. Er durchbohrte ihn, Körner rieselten zu Boden; Wulf vergrößerte die Öffnung und stieß weitere Körner hindurch, schließlich gelang es ihm, den Sack ganz aufzuschlitzen und aus seinem Gefängnis herauszukriechen. Er schüttelte sich und kratzte sich, der Sack lag schlaff am Boden. Wulf schaute sich um, er war allein auf dem Speicher.
    Als Erstes kramte er die Armbrust aus dem Reisesack hervor und stellte beruhigt fest, dass sie unversehrt war. Mit der Hand fuhr er über die Mittelsäule: Dort würde bald der Bolzen ruhen. Kein Zweifel: Es war der Wille der Jungfrau, dass heute der Ketzer starb!

K APITEL 38
    Rückblick: am Vorabend der Verhandlung
    Es dunkelte bereits. Vor dem Johanniterhof herrschte immer noch Andrang, aber Josts Männer ließen niemanden durch. Er selbst wurde dort im Moment nicht gebraucht; also ging er in die Küche und setzte sich auf einen Hocker, weil er sich aus verschiedenen Gründen schwach fühlte. Vier Mägde bereiteten das Abendessen für eine Gesellschaft von mehr als fünfzig Gästen, wobei die meisten zur Gefolgschaft des sächsischen Kurfürsten gehörten.
    Die Mägde kannten Jost. Er kam öfter zu ihnen, denn in der Küche fühlte er sich am wohlsten und nahm auch seine Mahlzeiten dort ein. Die Frauen wussten, dass er zu Luthers engstem Kreis gehörte und behandelten ihn gut. Aber sie waren enttäuscht vom Reformator. Warum hatte er um Aufschub gebeten? Warum hatte er sich nicht aufrecht zu seinen Worten und Schriften bekannt? Auch Jost wusste darauf keine Antwort. Und um ehrlich zu sein: Er teilte ihre Bedenken, dass Luther im entscheidenden Moment der Mut verlassen habe.
    Eine der Mägde sagte: »Es würde mich nicht wundern, wenn er morgen völlig einknickt. Ich war so begeistert von ihm! Als er hier ankam, habe ich alles stehen und liegen lassen und bin zum Stadttor gerannt, nur um seine Ankunft mitzuerleben. Und jetzt lässt er uns fallen. Da sieht er das kaiserliche Zepter und die prachtvollen Roben der Kurfürsten, der ganze deutsche Adel starrt auf seine Lippen – und da werden ihm die Knie weich und er verrät nicht nur seine eigene Sache, sondern auch uns, die wir an ihn geglaubt haben.«
    Jost, der selbst weiche Knie hatte, wenn auch aus anderen Ursachen, bat um eine Suppe. Man setzte ihm eine Holzschale vor, aus der er zunächst einige Wurstbrocken herausfischte. Auf einem Tisch in der Mitte des Raums standen Teller, auf die eine Magd Räucherschinken legte, den sie klein schnitt. Der Schinken roch verlockend, und Jost schielte nach den dunkelroten, feucht glänzenden Scheiben.
    Ob Luther schon etwas gegessen habe, fragte er.
    Â»Nein, ich war eben auf seinem Zimmer«, sagte die Magd, die ihm die Suppe gegeben hatte; sie zerteilte nun eine Knoblauchknolle. »Er will nichts – außer dass man ihn in Ruhe lässt.«
    Â»Aber er muss doch etwas essen«, sagte Jost.
    Â»Du redest, als wärst du seine Mutter.« Jost schaute auf, in der Tür zur Küche stand Hanna. »Dachte ich mir doch, dass ich dich hier finde«, sagte sie.
    Â»Du kennst mich eben zu gut.« Er deutete auf einen Hocker, und sie setzte sich zu ihm. Ein Krug fiel auf den Küchenboden und zerbarst, Jost fuhr erschrocken zusammen; er presste den Handrücken gegen die Stirn, während zwei Mägde sich gegenseitig beschimpften. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, sagte er. »Meine Nerven sind nicht mehr die besten.«
    Â»Nur wegen Luther?«, fragte Hanna.
    Jost schaute zur Seite, weil er ihrem forschenden Blick entkommen wollte. Auf dem Boden lagen die Scherben des Kruges und die Federn einer Gans, die gerade – nackt und aufgespießt – über dem Feuer röstete.
    Â»Ich mache mir Sorgen um ihn«, sagte Jost. »Er will niemanden sehen und nicht einmal etwas essen.«
    Â»Anna war bei dir, nicht wahr?«
    Â»Wie kommst du darauf?«
    Â»Ich sehe es dir

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