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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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dich?«
    Â»Georg und Thomas ärgern mich, aber Sebastian beschützt mich.«
    Er wickelte den Stoff um die Armbrust und verstaute sie im Sack. »Ich glaube, du kannst dich ganz gut wehren.«
    Â»Schon, aber im Moment sind die Blödmänner noch zu stark.«
    In den Bäumen tobten die Vögel, es war wirklich ein herrlicher, fast paradiesischer Frühlingstag. Wulf schaute über den Fluss, dort hinten ballten sich dunkle Wolken, eilten heran, als schiebe eine Riesenhand sie vor sich her. Er blickte auf ein Gebäude am linken Stadtrand.
    Â»Das ist Sankt Cäcilien«, sagte das Mädchen, das seinen Blick bemerkte.
    Wulf schulterte den Sack, vielleicht war dieser verdammte Frühling Schuld und die vielen Vögel. Er legte seine Hand an ihre Wange.
    Â»Leb wohl!«, sagte er. »Du bist ein kluges Mädchen.« Dann ging er davon.

K APITEL 33
    Alle rechneten für den nächsten Tag mit Luthers Vorladung. Jost fühlte sich ohnmächtig und niedergeschlagen. Man würde Luther zum Tod verurteilen, daran zweifelte er nicht, alles andere käme einem Wunder gleich. Was für eine Rolle spielte es da noch, ob er Wulf Kramer fand? Seine Leute hatten die Stadt durchkämmt, sie hatten in den Herbergen nachgefragt – erfolglos! Er hatte damals nicht verhindern können, dass der alte Brangenberg starb, und er würde auch jetzt Luthers Tod nicht verhindern können. Sein ganzes Tun und sein bisheriges Leben kamen ihm sinnlos vor. Am liebsten hätte er alles hingeworfen.
    Es war später Nachmittag. Im Johanniterhof herrschte, wie immer seit Luthers Ankunft, ständiges Kommen und Gehen, denn viele seiner Bewunderer wollten ihn sehen und sprechen. Ein neuer Messias war er nicht, fand Jost, aber auch an Luther schieden sich die Geister: Entweder war man für ihn oder gegen ihn. Vielleicht faszinierte gerade das die Menschen, dass es in Bezug auf diesen Mann keine halben Sachen gab.
    Grafen, Freiherren und Ritter machten ihre Aufwartung, Adlige, Geistliche, Humanisten und Abgeordnete der Städte. Jost hatte kein gutes Gefühl angesichts der vielen Gäste; allerdings waren ihm die Hände gebunden, weil Luther sie oft einfach in seine Stube lud, ohne auf Bedenken Rücksicht zu nehmen – oder er traf sich mit ihnen in einem kleinen Saal, den man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Josts Gedanken wurden dunkler und ebenso seine Stimmung, bis einer seiner Männer kam und sagte, dass eine Frau ihn sprechen wolle. Jost ging ins Erdgeschoss und sah in der Vorhalle Anna stehen.
    Sie bat um ein Gespräch unter vier Augen. Jost beorderte zwei zusätzliche Wachleute in Luthers Nähe, dann gingen sie ins Freie und fanden hinter dem Dom bei der Stadtmauer eine Ecke, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.
    Sie wisse jetzt bestimmt, dass Wulf in der Stadt sei, sagte Anna und berichtete ihm von der Begegnung mit Jutta. »Wulf Kramer hat mit Brangenberg Kontakt aufgenommen.«
    Jost war überrascht, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass Wulf ein so hohes Risiko eingehen würde.
    Â»Er fordert ein Treffen mit Brangenberg oder einem Bevollmächtigten. Offenbar hat er eine Vorauszahlung bekommen und will jetzt den Rest des Geldes.«
    Â»Wann und wo soll das Treffen stattfinden?«
    Â»Das steht noch nicht fest, aber ich werde es hoffentlich erfahren.«
    Â»Können wir seiner Geliebten vertrauen?«
    Â»Davon bin ich überzeugt. Ich treffe mich gegen Abend mit ihr.«
    Â»Bitte gib mir sofort Bescheid, sobald du Näheres weißt. Alle meine Leute werden in Bereitschaft sein, du findest uns im Johanniterhof.«
    Jost bemühte sich, die schwarzen Schatten zu verscheuchen. Die Neuigkeiten gaben ihm neue Hoffnung; außerdem freute er sich über Annas Nähe.
    Â»Spalatin war eben bei Luther«, sagte er. »Er ist die rechte Hand des Kurfürsten und außerdem ein Vertrauter Luthers, weshalb er zwischen den beiden vermittelt. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln.«
    Â»Worüber habt ihr gesprochen?«
    Â»Ich bekomme Friedrich nur selten zu Gesicht, und deshalb setze ich darauf, dass Spalatin ein gutes Wort für mich einlegt. Wir haben kürzlich bei einem Fest zusammen gebechert, deshalb kenne ich ihn ganz gut. Ich habe ihm erzählt, dass ich älter werde und nicht bis in alle Ewigkeit meinen Kopf hinhalten kann. Er hat Verständnis gezeigt und will ein gutes Wort

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