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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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gesehen hatte, nicht für sich behalten; wahrscheinlich würde sie es als Erstes ihren Eltern erzählen.
    Er fragte sie, wie sie heiße und wo sie wohne. Ihr Name war Maria, das Haus ihrer Eltern lag ganz in der Nähe am Ufer, erzählte sie.
    Â»Was macht dein Vater von Beruf?« Wulf betrachtete sie aufmerksam. Er schätzte sie auf acht Jahre, und doch war er nicht viel größer als sie.
    Â»Er ist Henker.«
    Wulf überlegte, ob er sie töten sollte. Er könnte sie in den Fluss werfen.
    Â»Du hast genau den Kopf getroffen«, sagte sie.
    Â»Wie lange beobachtest du mich schon?«
    Â»Ich habe dich kommen sehen.«
    Â»Bist du mir nachgeschlichen?«
    Â»Nein.«
    Â»Was dann?«
    Â»Ich saß da im Busch und habe Vögel beobachtet, dann bist du gekommen.«
    Â»So, du hast also Vögel beobachtet?«
    Â»Ja, hier gibt es so viele.«
    Ihr rotes Haar leuchtete in der Sonne, sie gefiel ihm.
    Â»Ich habe noch nie gesehen, dass jemand so gut schießt wie du.«
    Er musste sie töten und in den Fluss werfen. Jetzt!
    Â»Wie machst du das?«, fragte sie.
    Â»Wenn man weiß, wie es geht, ist es ganz einfach. Hast du noch nie eine Armbrust gesehen?«
    Â»Schon, aber nur aus der Ferne.«
    Und Augen hatte sie, die waren von einem ganz hellen, wässrigen Blau. Was für eine Rolle spielte das eigentlich? »Natürlich musst du begabt sein, aber vor allem musst du viel üben, das ist mit allem so.« Nun fing er schon an, ihr Lebensweisheiten zu vermitteln, Wulf zweifelte an seinem Verstand. An wen, zum Teufel, erinnerte sie ihn?
    Â»Mein Vater hat keine Armbrust, nur so ein großes Hackebeil und ein riesiges Schwert, damit haut er den Leuten den Kopf ab.«
    Â»Immerhin, das ist doch auch etwas«, sagte Wulf.
    Â»Ich finde so eine Armbrust schöner. Und du hast genau getroffen, von ganz weit weg, das ist viel schwieriger als das, was mein Vater macht.« Sie schien ihn wirklich zu bewundern und ließ ihn keinen Moment aus den Augen.
    Â»Schaust du deinem Vater bei der Arbeit zu?«
    Â»Nein, das darf ich nicht. Aber ich weiß trotzdem, was er macht. Ich habe ihm zugeschaut, wenn er Hühnern und Gänsen mit dem Beil den Kopf abschlägt. Aber das kann doch jeder, oder? Außerdem ist es ekelhaft.«
    Wulf musste lachen, aber das war dumm von ihm, denn je länger sie redeten, desto schwerer würde es ihm fallen. »Weißt du, ein Henker hat es nicht leicht, das ist ein undankbarer Beruf.«
    Â»Wie meinst du das?«
    Er schwieg.
    Â»Jetzt sag schon!«
    Wenn sie sich ein wenig ärgerte, zog sie die mit Sommersprossen betupfte Nase kraus und zwischen den Augenbrauen richteten sich Falten auf. Er bemerkte, wie hell und empfindlich ihre Haut war. Warum ließ er sich auf dieses Gespräch ein, das schuf so eine verdammte Vertrautheit.
    Â»Es ist so: Ein Henker darf sich keinen Fehler erlauben. Wenn er sein Opfer mit dem Schwert töten soll und das gelingt ihm nicht beim ersten Schlag, kann es passieren, dass er selbst auf dem Richtblock landet.«
    Â»Mit so einem großen Schwert!«, rief sie. »Also, wer da nicht trifft!«
    Wulf musste erneut lachen und diesmal lachte sie mit. Sie strahlte über das ganze Gesicht, und das war zu viel; er wandte den Kopf zur Seite – und musste doch wieder hinschauen. Ihr Lächeln brach ihm das Herz: Er konnte sie nicht töten, ihr nicht einmal ein Haar krümmen. Wenn nötig, hätte er sie sogar verteidigt.
    Warum sollte die Kleine ihm gefährlich werden? Was hatte sie schon gesehen? Sie würde zu ihrem Vater laufen und ihm erzählen, dass sie einen kleinen Mann gesehen habe, der mit einer Armbrust auf die Vogelscheuche geschossen und sie aus unglaublicher Entfernung genau getroffen hatte. Und der Vater würde denken: Einer von den vielen Fremden, die sich zurzeit in der Stadt herumtreiben, vielleicht ein Söldner oder der Leibwächter eines Fürsten, er kann gut mit der Armbrust umgehen und hat Schießübungen gemacht. Er würde der Sache keine Bedeutung beimessen und sie im nächsten Moment vergessen.
    War es wirklich so einfach? Wulf sammelte seine Sachen ein und vergaß den zuletzt verschossenen Bolzen nicht. »Hast du Geschwister, Maria?«
    Â»Drei Brüder.«
    Â»Und wie heißen die?«
    Â»Sebastian, Georg und Thomas.«
    Â»Bist du die Jüngste?«
    Â»Leider.«
    Â»Wieso leider? Ärgern sie

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