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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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für mich einlegen, damit ich den Posten bei der Bürgerwehr bekomme – wenn das hier vorbei ist.«
    Anna lächelte, legte ihre Hände um seinen Hals und küsste ihn. »Es wird bald dunkel. Ich muss los und hören, was Jutta berichtet.«
    Â»Ich habe immer noch Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit. Hoffentlich stellt sie uns keine Falle.«
    Â»Sei unbesorgt, sie hasst Brangenberg und will ihm schaden – deshalb unterstützt sie uns!«
    Jost ging zurück zum Johanniterhof, der nur wenige Schritte entfernt lag. In der Vorhalle entdeckte er unter einer Gruppe von Männern, die auf eine Audienz bei Luther warteten, Georg von Frundsberg.
    Â»Georg!«
    Â»Jost!«
    Frundsberg klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Sieht man dich auch mal wieder, alter Mistkerl!«
    Â»Du weißt doch: Unkraut vergeht nicht! Aber was treibst du denn hier? Ich dachte, du bist für den Kaiser?«
    Â»Ich kämpfe für denjenigen, der mich bezahlt. Aber was sich hier drinnen abspielt«, Georg tippte mit dem Zeigefinger gegen die Stirn, »geht niemanden etwas an.«
    Jost und Frundsberg hatten schon im Schweizer Krieg zusammen gekämpft, das lag mehr als zwanzig Jahre zurück. Georg hatte viel vom Schweizer Fußvolk gelernt und nach ihrem Vorbild sogenannte »Gewalthaufen« gegründet, moderne Infanterietruppen, mit denen er sehr erfolgreich operierte. Sie hatten mit zum Niedergang des Ritterstandes beigetragen. Wenn Jost bedachte, was Frundsberg im Laufe der Jahre alles auf die Beine gestellt hatte, musste er sich selbst wie ein Versager vorkommen. Sie wechselten ein paar Worte über die alten Zeiten, danach ging Jost hinauf in den ersten Stock. Seine beiden Männer standen vor Luthers Tür, von drinnen hörte man gedämpfte Stimmen.
    Â»Wer ist bei ihm?«
    Â»Der Doctor.«
    Jost bat seinen Kameraden, nicht in Rätseln zu sprechen, hier liefen so viele
Doctores
herum. »Er meint den Schürf«, erwiderte der andere Söldner. Dann ging es also um Juristisches: Hieronymus Schürf, der aus Sankt Gallen stammte, diente Luther als Rechtsberater und würde in dieser Funktion auch an der Verhandlung teilnehmen. Jost vermutete, dass er Luther Instruktionen erteilte und ihn auf den genauen Ablauf vorbereitete. Inwieweit sich Luther auf juristische Spitzfindigkeiten einließ, blieb jedoch unklar.
    Jost sandte einen der beiden Männer los, alle verfügbaren Kameraden zusammenzutrommeln und in voller Bewaffnung beim Johanniterhof zu versammeln.
    Â»Wer sind die Leute, die unten mit Frundsberg warten?«, fragte Jost den verbliebenen Türwächter.
    Â»Als Nächster ist Conrad Peutinger an der Reihe; er hat sich als Augsburger Stadtschreiber vorgestellt und Schürf hat ihn als Sprachrohr irgendeines Kerls aus Rotterdam bezeichnet.«
    Â»Du meinst Erasmus von Rotterdam.«
    Â»Genau, das war der Name.«
    Das sei der berühmteste Gelehrte der Gegenwart, erklärte Jost und nannte seinen Kameraden ein ungebildetes Rindvieh.
    Die Tür zu Luthers Stube öffnete sich. Hieronymus Schürf trat heraus und verabschiedete sich. »Hinhalten«, sagte er noch, über die Schulter gewandt. »Denkt immer daran: Hinhalten!«
    Â»Ist gut«, sagte Luther, »gehabt Euch wohl.« Als er Schürf außer Hörweite glaubte, brummte er: »Es gibt nichts Schlimmeres auf der Welt als Juristen! – Wer ist der Nächste?«
    Â»Conrad Peutinger.«
    Â»Herr, gib mir Geduld!« Luther legte die rechte Hand an die Stirn.
    Â»Was will dieser Mann von dir?«, fragte Jost.
    Â»Er wird mir gleich in aller Länge und Breite die Position von Erasmus vortragen«, erwiderte Luther. »Wohlgemerkt: Nicht, dass ich etwas gegen Erasmus hätte, lange Jahre habe ich ihn bewundert und seine Edition des griechisch-lateinischen Neuen Testaments ist von unschätzbarem Wert. Er ist auch kein Papist, denn er hat gelegentlich auf Fehler der päpstlichen Theologen und Diplomaten hingewiesen, wenn auch moderat. Aber letztlich vermisse ich bei ihm die Eindeutigkeit: Er will immer ausgleichen und vermitteln, doch wenn ich etwas als falsch erkenne, dann sage ich das auch. Punktum. Da gibt es keine faulen Kompromisse.«
    Er werde diesen Peutinger hinaufschicken, sagte Jost und befahl seinem Kameraden, ihn nach Waffen zu durchsuchen, bevor er Luthers Stube betrete. Luther lehnte das entschieden ab, Peutinger sei ein

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