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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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bestrafen, falls er ein falsches Spiel trieb.
    Die Bankreihen, vor allem die vorderen, füllten sich, während ein Messdiener sich am Hauptaltar zu schaffen machte.
    Â»Ich bin Brangenbergs Privatsekretär. Mein Name ist Richard aus dem Haus Katzenelnbogen.«
    Wulf nahm die Hand vom Stiefel. »Gut«, sagte er, »so kommen wir miteinander ins Geschäft.«
    Â»Brangenberg ist über Eure Eigenmächtigkeit verärgert. Ihr seid nach Worms gekommen ohne Rücksprache mit ihm.«
    Â»Zwischen Brangenberg und mir gibt es eine klare Abmachung«, sagte Wulf. »Wenn er sich nicht daran hält, betrachte ich das als Wortbruch!«
    Schon blitzten die Augen seines Vordermannes nicht mehr, sondern blickten besorgt. Der Ton, in dem Wulf sprach, ließ wenig Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit aufkommen. Brangenbergs Sekretär wurde offenbar erst jetzt bewusst, dass die Situation, in der er sich gerade befand, nicht ungefährlich war. Seine Pupillen weiteten sich ein wenig. Er schaut mich an, dachte Wulf, als habe er einen Irren vor sich. Und ich will es nicht einmal abstreiten: Eine solche Laune wie gerade im Moment hatte ich seit Wochen nicht mehr.
    Â»Soll das eine Drohung sein?«
    Am liebsten hätte Wulf als Antwort laut gelacht, er hielt sich aber zurück, weil er keine Aufmerksamkeit erregen wollte.
    Â»Der Bischof«, sagte Richard, »verlangt von Euch, dass Ihr vorläufig nichts unternehmt.« Wenn er sprach, drehte der Katzenelnboger kurz den Kopf zur Seite; sonst schaute er geradeaus und schien Wulf nicht zu beachten.
    Wulf kniete nieder und legte die Hände auf die Bank, um dem Sekretär näher zu sein. »Dafür«, sagte er, »ist es zu spät. Der Wagen befindet sich in voller Fahrt. Nichts kann ihn mehr aufhalten.«
    Â»Es ist nicht in Brangenbergs Interesse, dass Luther in Worms einem Anschlag zum Opfer fällt, das gäbe einen Aufruhr, der unser Bistum gefährdet. Besser ist es, den Ausgang der Verhandlungen abzuwarten; danach entscheiden wir, wie es weitergeht. Als Brangenberg Euch den Auftrag erteilte, wusste noch niemand von Luthers Reise nach Worms.«
    Â»Brangenberg hat mich beauftragt, ihn zu töten, und das werde ich tun. Über das Wann und Wo entscheide ich selbst, das war Teil der Abmachung, und darüber verhandle ich nicht mehr. Außerdem werdet Ihr dem Bischof meine Anweisung übermitteln, wie ich mir die Übergabe des restlichen Geldes vorstelle.«
    Â»Ihr seid wahnsinnig«, sagte Richard.
    Â»Achtet auf Eure Worte, denn Ihr lebt gefährlich.«
    Richard von Katzenelnbogen drehte ruckartig den Kopf nach hinten und betrachtete Wulfs Hände, die gefaltet auf der Bank lagen. Das schien ihn ein wenig zu beruhigen.
    Â»Die Übergabe des Geldes findet übermorgen früh statt«, sagte Wulf. »Ich werde die Stadt noch morgen in der Nacht verlassen. Flussabwärts liegt ein kleines Hospital für Leprakranke. Derjenige, der das Geld überbringt, soll dem Weg folgen, der vom Stadttor zum Hospital führt. Ich werde ihn unterwegs, an einer Stelle, die ich für passend halte, abfangen. Brangenberg kennt den Betrag, der noch aussteht: Ich möchte ihn in Rheinischen Goldgulden ausgezahlt bekommen.«
    Â»Selbst wenn wir die Absicht hätten, Euch auszuzahlen, wären wir dazu nicht in der Lage, denn so viel Geld führen wir nicht bei uns. Außerdem verschlingt die Hofhaltung in Worms Unsummen.«
    Wulf lächelte, was Richard von Katzenelnbogen aber nicht bemerkte, weil er nach vorn zum Hochaltar schaute. Vom Haupteingang und von den Seiteneingängen strömten Besucher herbei und füllten die Reihen, aber noch immer saßen Wulf und Richard abseits. Der Secretarius schien sich unwohl zu fühlen, ständig drehte er den Kopf kurz zur Seite und versicherte sich aus den Augenwinkeln, dass Wulfs Hände auf der Bank lagen. Er mochte sich mittlerweile selbst verfluchen, dass er die Bank vor Wulf gewählt hatte und nicht die hinter ihm. Der gute Mann war mit der Führung einer Kanzlei sicher bestens vertraut – aber nicht im Umgang mit Menschen wie Wulf. Und einen Sonderauftrag wie jenen, den er gerade ausführte, hatte er wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben bekommen.
    Â»Brangenberg soll sich an die Fugger wenden oder an andere Geldverleiher, zudem gibt es hier in Worms eine große Judengemeinde, und es sollte für einen Bischof von seinem Rang kein Problem

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