Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
der Frau zu geben, was sie braucht.«
Die Küche war zu klein, um hier auf und ab zu marschieren, also wippte Daniel auf den Fersen. »Weißt du, in den letzten Wochen habe ich viel über deine Arztkarriere nachdenken können. Mehr, als ich je vorhatte.« Er nahm eins ihrer Bücher vom Tisch und las den Titel. »Ich habe dich nie gefragt, warum du Chirurgin werden willst. Jetzt frage ich dich.«
Sie zögerte, hatte Angst davor, dass er eine gönnerhafte Bemerkung machen würde. Er war zu ihr gekommen und spielte mit hohem Einsatz. Nun, sie war auch bereit zu setzen. »Ich habe einen Traum«, antwortete sie leise. »Ich möchte etwas bewirken.«
Schweigend musterte er sie, intensiv, mit leuchtend blauen Augen. »Ich habe auch einen Traum, Anna.« Er legte das Buch hin. Erst jetzt machte er einen Schritt auf sie zu. »Das hier ist eine kleine Wohnung. Aber ich glaube, sie ist groß genug für zwei.«
Langsam stieß sie den angehaltenen Atem aus, bevor sie die Arme um ihn schlang. »Wir werden ein größeres Bett brauchen.«
»Das ist mein Mädchen.« Lachend nahm er sie auf die Arme und küsste sie. Die Erleichterung durchströmte ihn, bis er geradezu berauscht war. »Ich habe dich vermisst, Anna. Ich möchte nie wieder ohne dich sein.«
»Nein.« Das Gesicht an seinem Hals geborgen, sog sie tief seinen Duft in sich auf. »Nie wieder, Daniel. Ich fühle mich, als würde ich nur halb leben ohne dich. Ich habe versucht, die Tage mit Lernen vollzupacken, härter zu arbeiten, länger im Krankenhaus zu bleiben, aber es bedeutete mir nichts. Ich will, ich brauche dich bei mir.«
»Du hast mich. Ein größeres Bett und drei Telefone müssten reichen.«
Lachend presste sie ihren Mund auf seine Lippen. Sollte er doch seine Telefone haben, solange sie ihn hatte. »Ich liebe dich.«
»Das hast du mir nie gesagt.« Bewegt hielt er sie von sich ab. »Nie zuvor hast du mir das gesagt.«
»Ich hatte Angst, es auszusprechen. Ich dachte, wenn du erst weißt, wie sehr ich dich liebe, würdest du es benutzen, damit ich alles aufgebe.«
Er wollte es leugnen, dann verfluchte er sich selbst, weil es die Wahrheit war. »Und jetzt?«
»Jetzt bedeutet mir alles nicht mehr so viel, wenn du nicht bei mir bist.«
Er zog sich noch weiter zurück. »Als ich dir einmal sagte, dass ich Angst davor hätte, du könntest dich umsehen und jemanden finden, der dir besser gefällt, meinte ich das ernst.«
Sie schüttelte ihn leicht. »So ein Unsinn.«
Wusste sie denn nicht, wie wunderbar sie war, wie würdevoll? Ahnte sie denn nicht, dass sich ein Mann bei dem kleinsten Lächeln von ihr wie ein Tollpatsch vorkommen konnte? »Glaub nie, dass ich dich als selbstverständlich hinnehmen würde, selbst wenn es manchmal den Anschein haben mag. Anna, du bist die Antwort auf alle meine Fragen, und ich wünsche mir, dass ich dasselbe für dich bedeute.«
Einen Moment lang legte sie die Wange an seine Schulter. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, dass er unsicher sein könnte. Sie liebte ihn dafür nur umso mehr. »Das bist du, Daniel. Ich wusste nur nie, ob ich dir würde geben können, wonach du dich so sehr sehntest.«
»Ich wollte eine Frau, die auf mich wartet, wenn ich abends nach Hause komme. Eine, die immer frische Blumen in den Vasen und strahlend weiße Spitzengardinen an den Fenstern hat. Eine, die immer mit dem zufrieden ist, was ich ihr biete.«
Sie blickte zu dem Bücherstapel auf dem Tisch, bevor sie Daniel ansah. »Und jetzt?«
»Jetzt glaube ich, dass eine solche Frau mich schon nach einer Woche langweilen würde.«
Sie presste die Finger auf ihre Augen, um die Tränen zurückzuhalten. »Das würde ich zu gern glauben.«
»Ich gebe nicht auf, Anna.« Seine Stimme klang plötzlich rau. »Du wirst mich heiraten. Am Tag nach deinem Abschluss. Du wirst keine vierundzwanzig Stunden Dr. Whitfield sein.«
Sie legte die Hände an seine Brust. »Daniel, ich …«
»Ab dann wirst du Dr. MacGregor sein.«
Ihre Finger erstarrten, sie musste tief Luft holen, bevor sie zu sprechen wagte. »Ist das dein Ernst?«
»Aye. Ich meine immer, was ich sage. Und du wirst es ertragen müssen, dass ich meine Frau als die beste Chirurgin des Landes vorstelle. Ich will deinen Traum mit dir teilen, Anna, und ich möchte, dass du meinen mit mir teilst.«
»Es wird nicht leicht werden. Als Assistenzärztin werde ich fast rund um die Uhr im Dienst sein.«
»Und in zwanzig Jahren werden wir zurückblicken und uns fragen, wie wir das durchgestanden
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