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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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ihm der Atem. Sie drehten und wiegten sich sanft in dem Luftzug, der aus einem offenen Fenster hereinwehte. Sie waren wie die, die Kev früher zu Hause aus Zweigen und Eicheln gebastelt hatte. Modelle von Molekülen, wie er sie schon mit zwölf Jahren angefertigt hatte, als er nur so zum Spaß Lehrbücher für Doktoranden über organische Chemie studierte.
    Ja, das hier war Kev. Die ganze Wohnung war Kev.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte Liv mit verhaltener, nervöser Stimme, während sie sich umschaute. »Auf ihn warten?«
    Sean vergrub die Finger in den Hosentaschen. »Ich habe ein komisches Gefühl.«
    »Komische Gefühle sind bei dir an der Tagesordnung«, wies Liv ihn trocken zurecht. »Hättest du zur Abwechslung mal keins, wärst du nicht mehr du selbst.«
    »Nein, ich meinte, weil er nicht aufspürbar ist. Dass das Schloss aufgebrochen und die Wohnung dieser Grafikerin verwüstet wurde. Irgendetwas stimmt hier nicht. Die Sache stinkt zum Himmel.«
    »Welch Überraschung.« Liv drehte sich um die eigene Achse, wobei sie die hohen Decken, die riesigen Fenster betrachtete. »Meinst du, es wäre falsch, einen Blick in die anderen Zimmer zu werfen? Ich komme mir irgendwie wie ein Störenfried vor.«
    Er lachte. »Es ist bestimmt nicht schlimmer, als uns achtzehn Jahre lang glauben zu lassen, sein Leichnam würde irgendwo in der Erde verrotten. Das hat meinen Seelenfrieden nachhaltig gestört.«
    »Sean –«
    »Ich würde mir deswegen keine Sorgen machen, Schatz. Wirklich, durchstöbere ruhig seine Wäscheschublade. Sieh nach, ob er ein Slip- oder ein Boxershort-Typ ist. Und wenn wir schon dabei sind …« Er schnappte sich einen ungeöffneten Umschlag aus dem Drahtkorb auf dem Tisch, riss ihn auf und studierte die Rechnung. »Wow. Sieh dir mal all die zusätzlichen Kabelsender für seinen Zweiundfünfzig-Zoll-Plasmafernseher an. Nicht schlecht für einen Kerl, der in seiner Kindheit Wasser mit dem Eimer holen und in ein Loch kacken musste. Er scheint seine bescheidenen Wurzeln vergessen zu haben.«
    »Sean, hör auf damit«, sagte sie.
    Er schlenderte in die Küche. »Wenn wir schon seine Privatsphäre stören, kann ich auch gleich noch einen Blick in seinen Kühlschrank werfen.« Sean riss die Tür auf und nahm eine Flasche Dos Equis heraus. Er drehte den Kronkorken ab. »Es wird Zeit, dass der Kerl mir einen ausgibt.«
    Liv verschränkte die Arme vor ihrem Babybauch, ihre weichen Lippen schmal vor Missbilligung. »Du lässt dich gehen«, fauchte sie. »Beruhig dich.«
    »Oh, ich bin ruhig. Ich werde mir jetzt dieses Bier genehmigen, und sobald es durch mich hindurchgelaufen ist, werde ich in sein Bad gehen und schön lange pissen. Anschließend benutze ich seine Zahnbürste, um meinen Atem zu erfrischen.« Er flanierte zurück in den Wohnbereich. Ein Umschlag war zu Boden gesegelt. Sean hob ihn auf. »Was haben wir denn hier? Ah, eine Telefonrechnung. Mal sehen.« Er öffnete den Umschlag und las den Betrag. »Hm, die ist aber ziemlich bescheiden.«
    »Wahrscheinlich benutzt er hauptsächlich sein Handy«, mutmaßte Liv.
    »Oder vielleicht hat er einfach keine Freunde. Vielleicht hat er niemanden, mit dem er reden kann. Es ist bestimmt hart, Beziehungen aufrechtzuerhalten, wenn man gleichzeitig seinen eigenen Tod vortäuscht. Das dürfte ein gesellschaftliches Leben recht schwierig gestalten. Dieser gottverfluchte, verlogene Bastard!«
    »Es reicht!«, brüllte sie. »Du suhlst dich im Selbstmitleid, und ich habe deine Ausraster satt! Versuch endlich wieder, fair zu spielen!«
    Mit einem langen, dünnen Pfeifen ließ Sean die angehaltene Luft aus seinen Lungen entweichen. »Dies ist kein Spiel.«
    Sie nahm seine Hand und drückte sie. »Das weiß ich, Liebling«, sagte sie leise. »Das weiß ich besser als jeder andere. Komm. Lass uns weiterstöbern.«
    »In Larsens Wohnung wurde der Alarm ausgelöst«, verkündete Wanatabe.
    Tom riss den Kopf herum. »Was?«
    »Du hast richtig gehört.« Die Stimme des Mannes klang dumpf. Obwohl drei Tage vergangen waren, taten ihm seine Eier noch immer weh. Er war ein verdammter Schlappschwanz. Tom verlor allmählich die Geduld mit ihm.
    Er ging zu ihm rüber. »Haben wir ein Videobild?«
    »Sie sind gerade aus der Reichweite der Kamera getreten«, antwortete Wanatabe. »Es scheint Larsen mit irgendeiner Puppe zu sein. Aber nicht diese Parrish. Es ist eine andere.«
    »Larsen?« Tom glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. »Das ist unmöglich.«
    Wanatabe zuckte die

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