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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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weites Sicherheitsnetz in Form eines dicken, weichen finanziellen Polsters unter sich zu wissen.
    Kev hingegen tanzte lieber auf einem Drahtseil über ein Löwengehege.
    Ein gutes Beispiel waren seine Poker-Gewinne. Zehntausende Kröten jede Nacht, nur um sie anschließend in den Briefschlitz der erstbesten Hilfsorganisation zu stecken, die seinen Weg kreuzte. Der blanke Irrsinn. Aber Bruno liebte den Trottel nun mal. Auch wenn er sich im Moment wünschte, es wäre nicht so.
    »Er ist auf dem Holzweg«, sagte Tony dumpf.
    Seine Worte rissen Bruno aus seiner düsteren Tagträumerei. »Hä?«, fragte er. »Wovon sprichst du?«
    »Von seiner Suche nach diesem Drecksack Otterman«, klärte sein Großonkel ihn auf.
    »Osterman«, berichtigte Bruno.
    »Meinetwegen. Jedenfalls ist es reine Zeitverschwendung, einem verdammten Wissenschaftler mit blütenreiner Weste nachzuspüren. Gehirnexperimente, dass ich nicht lache. Kev wurde von einem Profi gefoltert. Was sie ihm angetan haben, erfordert Übung und Nerven aus Stahl. Das deutet auf Berufsverbrecher hin. Auf die Mafia. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.« Er warf Bruno einen Seitenblick zu. »Und das solltest du eigentlich auch, Junge.«
    Bruno tat das mit einem Schulterzucken ab. Er hasste Anspielungen auf die Mafia-Revierkämpfe, in die Rudy, der Freund seiner Mutter, während Brunos Kindheit verwickelt gewesen war. Und damit auch seine Mutter. Er fühlte sich elend, wann immer er daran dachte, darum vermied er es nach Kräften. Tony selbst hatte diesem Leben vor Jahrzehnten ein für alle Mal den Rücken zugekehrt und war in den Vietnamkrieg gezogen.
    »Auch ein Wissenschaftler könnte Berufsverbrecher anheuern, damit sie die Schmutzarbeit für ihn erledigen«, wandte Bruno ein. »Die Mafia ist nicht die Einzige, die weiß, wie man jemandem Schmerzen zufügt.«
    Tony winkte mit einer grobschlächtigen Pranke ab. »Kev hätte die Militärakten von Sondereinsatzkommandos, die im August 1992 als vermisst gemeldet wurden, durchforsten sollen. Oder sich Fahndungsfotos von Mafiagangstern ansehen, die in Seattle operieren. Ich sage dir, er war Mitglied einer Spezialeinheit und auf einer inneramerikanischen Geheimmission. Dabei ist er irgendeiner kriminellen Organisation auf die Füße getreten, und es wurde beschlossen, ihn zu liquidieren. Ganz einfach.«
    Bruno war nicht überzeugt. »Bei Kev ist nichts einfach. Ich habe erlebt, was passierte, als er dieses Foto sah.«
    Tony räusperte sich heiser. »Reiner Zufall.«
    »Kev muss selbst Wissenschaftler gewesen sein«, sagte Bruno störrisch. »Hast du mal die Bücher auf seiner Toilette gesehen? Über Biochemie und Luftfahrttechnik?«
    Tony rollte die Augen. »Jetzt mach mal halblang. Ein Wissenschaftler, der acht verschiedene Kampfsportarten beherrscht?«
    Sie führten diese sinnlose Diskussion nun schon seit zehn Jahren, trotzdem veranlasste Brunos angeborene Dickköpfigkeit ihn dazu zu kontern: »Ich weiß, dass du jeden Kerl, der ein College besucht hat, für einen Lutscher hältst, trotzdem geht die Gleichung andersrum auch nicht auf. Es ist nicht weniger wahrscheinlich, dass ein Wissenschaftler Kampfsportarten erlernen würde, als dass ein Navy Seal oder ein Ranger sich das Studium theoretischer Physik zum Hobby macht.«
    Tony schüttelte den Kopf. »Diese Art zu kämpfen erlernt man nicht aus Jux und Tollerei«, beharrte er grimmig. »Niemand trainiert so hart, es sei denn, sein Leben hängt davon ab. Kev ist kein beschissener Amateur. Er war ein Profikämpfer. Du erinnerst dich an Rudy?«
    Verfluchter Tony
. Als hätte Brunos Laune noch einen weiteren massiven Dämpfer gebraucht. Das Letzte, woran er gerade denken wollte, war der Tag, an dem Rudy seine Mutter geschlagen hatte. Er hatte sie oft geschlagen, aber an jenem Tag hatte er nicht mehr damit aufgehört.
    An jenem Tag war sie gestorben. An Kopfverletzungen, einem Leberriss, einer gebrochenen Rippe, die ihre Lunge durchbohrt hatte. An anderen Verletzungen, über die nachzudenken Bruno nicht ertrug. Und Rudy war damit davongekommen, dank eines bürokratischen Formfehlers im Zusammenhang mit der Sicherung der Beweise. Rudy unterhielt gute Beziehungen zu einem lokalen Mafiaboss. Er wurde von korrupten Polizisten gedeckt. Er war unangreifbar.
    Allerdings war Bruno unzählige Male Zeuge gewesen, wie Rudy seine Mutter misshandelte, deshalb sollte er vor Gericht aussagen. Also waren Rudy und zwei seiner Mafia-Handlanger nach Portland geflogen, um die Sache zu

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