Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
Vom Netzwerk:
Beispielsweise wie eifersüchtig er auf diese blöde hypothetische Familie war, die Kev finden würde oder auch nicht. Nein, Korrektur: Er
würde
sie finden. Wenn es sie irgendwo gab, würde Kevlar sie aufspüren. Der Kerl war so zielgerichtet wie ein Güterfrachtzug.
    Kevs echte Familie. Bruno konnte niemals Teil davon sein, so sie denn existierte. Diese perfekte Familie würde Kev an ihren Busen drücken und ihn überwältigen mit ihrer Herrlichkeit, und von da an würde Kev den klugscheißerischen, nervtötenden Spacko Bruno Ranieri einfach vergessen. Es würden dort eine Kuchen backende, Kochlöffel schwingende Mutter auf ihn warten und ein schmerbäuchiger, wohlwollender Vater. Brüder und Schwestern, die aussahen wie Kev, die ihn verstanden und Dinge über ihn wussten, die Bruno nie wissen würde.
    Jetzt komm wieder runter
. Solche Familien existierten nicht, außer im Fernsehen. Familien waren per Definition kaputt. Aber Blut war nun mal dicker als Wasser.
    Es war absurd, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, obwohl Kev noch nicht mal wieder bei Bewusstsein war. Er sah aus wie ein lebender Toter. Tatsächlich war Kevs leibliche Familie momentan die geringste von Brunos Sorgen.
    Er hatte sich seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr so beschissen gefühlt. Jeder Muskel tat ihm weh. Sein Kopf schmerzte vom Zähneknirschen. Er hatte sich seit Kevs Zusammenbruch gestern Morgen nicht mehr um
Lost Boys
gekümmert. Zum Glück kamen sie ohne ihn zurecht. Er wäre sowieso zu nichts zu gebrauchen, würde sein Team nur anschnauzen und nerven.
    Wenn er ehrlich war, überraschten ihn die jüngsten Ereignisse nicht sonderlich. Kevs Existenz hatte schon immer eine Aura von Gefahr, von drohendem Verhängnis umgeben. Die vielen Unbekannten, die Fragen, die bizarren Gewaltausbrüche hatten seine Spuren bei ihm hinterlassen. Schon seit er Kev kannte, wartete Bruno darauf, dass das denkbar Schlimmste eintrat. Nun endlich war es geschehen, und zwar durch einen mehr als neunzig Meter tiefen Sturz von einem Wasserfall. Und der Himmel war mit ihm herabgestürzt.
    Auch Kevs unerklärbare Anflüge von Genie waren mehr als verstörend. Wann immer Bruno glaubte, seinen Bruder nun endlich in- und auswendig zu kennen, entdeckte er plötzlich eine neue überentwickelte Fähigkeit oder das umfassende Wissen eines Raketenforschers bei ihm. Kevlar, der unübertroffene Mann der Mysterien, hatte wieder zugeschlagen. Womöglich war er in Wirklichkeit ein auf der Erde gestrandeter Außerirdischer.
    Hmm. Diese These würde tatsächlich eine ganze Menge erklären.
    Zu schade, dass der Unfall ihm nicht ein wenig gute alte Vernunft eingehämmert hatte. Denn das war das Einzige, woran es Kev wirklich mangelte. Bruno glich dieses Manko aus, allerdings nur, weil es seinen Bruder zu wenig interessierte, um ihn davon abzuhalten. Genau wie mit dem Geld. Das ging Kev ebenfalls total am Arsch vorbei. Er konnte in einer schlaflosen Nacht irgendein geniales, markttaugliches Produkt entwickeln, ein paar Stunden damit herumspielen und es dann in den Schrank werfen und vergessen.
    Kevs Erfindungen hatten Bruno die Idee für
Lost Boys Flywear
eingegeben.
    Sie hatten ihre Firma vor sieben Jahren als Ausrüster für den Lenkdrachen-Sport gegründet, um einige von Kevs Drachen-Designs zu vermarkten, und sie dann um die Sparte clevere Lernspielzeuge erweitert. Kev stellte die brillanten Ideen zur Verfügung, die kunstvollen Designs und Fertigungspläne. Bruno kümmerte sich um das Geschäft und das Marketing. Die Arbeitsaufteilung funktionierte. Jeder hatte seine Begabung. Brunos war das Scheffeln von Geld.
    Das Unternehmen florierte. Er hatte Kevs Entwürfe patentieren lassen und ihren Profit dadurch noch deutlich gesteigert.
Lost Boys
befand sich auf Erfolgskurs. Keiner von ihnen litt unter Geldknappheit, und das würde auch für den Rest ihres Lebens so bleiben, wenn sie umsichtig vorgingen. Und natürlich pragmatisch.
    Nur war Kev dazu einfach nicht in der Lage. Es war ihm absolut zuzutrauen, dass er sein gesamtes Vermögen heute oder morgen einfach irgendeinem dahergelaufenen Fremden schenkte.
    Vermutlich sollte er etwas Nachsicht mit ihm üben. Immerhin war Kev hirngeschädigt. Irgendetwas musste da auf der Strecke bleiben. Trotzdem war es so, als würde man jemandem dabei zusehen, wie er Hundertdollarscheine in Brand steckte. Es machte Bruno ganz kribbelig. Das kam daher, dass er auf der übleren Seite von Newark aufgewachsen war. Er schätzte es sehr, ein großes,

Weitere Kostenlose Bücher