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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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derangierten Look verlieh. Sie hatte einen Arm um ein jüngeres Mädchen gelegt.
    Bruno deutete auf die ältere Frau. »Parrishs Gattin, sie ist letztes Jahr gestorben.« Dann auf das Kind. »Die jüngere Tochter, Veronica. Heute dreizehn.« Er tippte auf die junge Frau. »Seine ältere Tochter, Edith. Sie ist neunundzwanzig und lebt hier in Portland. Ledig. Sie hat ebenfalls an Ostermans Projekt teilgenommen. Komischer Zufall, oder?«
    Kev sah sie sich genauer an. »Ist sie auf Facebook?«
    »Sie hat kein eigenes Profil, aber ich fand sie auf einigen Fotos. Edith war gleichzeitig mit Marr und Laurent auf der Oase. Sie war erst vierzehn. Eine graue Maus, mit Brille und Zahnspange. Zumindest damals, während Parrishs Zeit bei Flaxon.«
    »Was ist sie heute, eine Gesellschaftslöwin?« Kev versuchte, ihr Gesicht zu studieren, aber das Einzige, was er erkennen konnte, waren die Nasenspitze und der Ausschnitt einer blassen Wange. Ihre eingezogenen Schultern schienen zu rufen:
Holt mich bitte hier raus!
    »Grafikerin. Ich habe mir ihre Website angesehen. Sie hat gerade ein Buch veröffentlicht. Irgendein düsteres, urbanes Fantasy-Comic-Werk. Es sorgt für viel Aufsehen. Diskussionsforen, fanatische Fans. Ihre Bücher erfreuen sich unter College-Studenten großer Beliebtheit.«
    Kev berührte das Foto mit der Fingerspitze und zeichnete die Kontur ihrer Schulter nach, als versuchte er, den zarten, beigefarbenen Träger, der auf ihren Arm gerutscht war, nach oben zu schieben. »Hast du noch andere Fotos von ihr?«
    Bruno stöberte in seinen Unterlagen. »Ich habe das Foto von ihrer Website ausgedruckt. Es ist nicht besonders gut geworden, aber sieh selbst, bitte.« Er gab es Kev.
    Es war eine Schwarz-Weiß-Aufnahme. Edith Parrish lächelte zurückhaltend in die Kamera. Ihre prächtigen Locken ließen nur einen schmalen Streifen ihres Gesichts frei. Eine Hornbrille verdunkelte ihre Augen. Sie hatte das Kinn auf die Hände gestützt. Ihr Mund wirkte hübsch und weich. Sie sah nervös aus, als würde sie beim geringsten Anlass wie ein Reh die Flucht ergreifen. »Keine Gesellschaftslöwin«, stellte Kev fest.
    »Ganz im Gegenteil«, pflichtete Bruno ihm bei. »Sie ist eine Gothic-Art-Künstlerin. Es würde mich interessieren, was ihr werter Vater davon hält.«
    Kev konnte den Blick nicht von dem Foto lösen. Edith Parrish kitzelte etwas in ihm wach, aber er bekam es nicht zu fassen. Manchmal konnte er Phantomgefühle zu ihrer Quelle zurückverfolgen und sie näher bestimmen. Meist jedoch nicht. Das war der Grund, warum er Emotionen so sinnlos fand. Sie brachten mehr Ärger, als sie wert waren. Doch dieses Gefühl gerade … war nicht schlecht. Nein, es war … beinahe gut.
    »Ich möchte sie treffen«, verkündete er.
    Bruno reagierte verdattert. »Edith Parrish? Wozu?«
    Er zuckte abwehrend die Achseln. »Einfach so.«
    Bruno wischte das mit einer Handbewegung weg. »Vergiss sie. Sie ist zu jung, um irgendetwas mit dem zu tun zu haben, was dir zugestoßen ist. Sie war erst elf, als Tony dich fand. Knöpf dir lieber ihren Vater vor.«
    »Natürlich werde ich mir ihren Vater vorknöpfen. Trotzdem will ich sie treffen.«
    Bruno verengte die Augen. »Warum?« Sein Tonfall war unterschwellig herausfordernd.
    Kev antwortete nicht. Sein Bruder stieß ein hörbares Seufzen aus. »Sie ist zu jung für dich, du sabbernder Perversling. Such dir jemanden in deinem Alter.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich mit ihr schlafen will«, fuhr Kev ihn an. »Ich sagte lediglich, dass ich sie treffen möchte. Abgesehen davon, woher weißt du, wie alt ich bin?«
    »Du warst jedenfalls keine zwölf mehr, als ich dich gefunden habe«, knurrte Tony.
    Brunos Handy piepte. Er zog es heraus und starrte auf das Display. Seine dunklen Augen zuckten zu Kevs Gesicht. Er wirkte sichtlich nervös.
    »Was ist?«, fragte Kev. »Raus mit der Sprache!«
    Bruno zögerte. »Als ich Edith Parrishs Website besuchte, habe ich ihren Newsletter abonniert«, kapitulierte er schließlich. »Ich bekomme eine automatische SMS zugesendet, wann immer sie einen Autorinnenauftritt in meiner Nähe hat.«
    Das Ausmaß von Kevs Aufregung war verstörend. »Wo?«
    Bruno gab keine Antwort. Kev griff nach dem Handy und musste sich an seinem Tropfständer festhalten, als sein Bruder es aus seiner Reichweite schwenkte. Der herabbaumelnde Zuckerwasserbehälter schaukelte wie wild hin und her.
    »Wo?«, fragte er mit nun schärferer Stimme. »Wann? In welcher Buchhandlung?«
    »Beruhig

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