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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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x 30 heraus.
    Kev nahm es. Ihm wich alle Farbe aus dem Gesicht. In seinen Ohren begann es zu tosen.
    Es waren vier Personen auf dem Foto. Sie saßen an einem Tisch vor einem roten Vorhang. Ein weißhaariger Mann, der eine Plakette hochhielt und strahlte wie ein Honigkuchenpferd, doch Kevs Blick blieb an dem anderen haften, an dessen länglichem, distinguiertem Gesicht, der Adlernase. Er hatte dieses Gesicht tausendmal in seinen Träumen gesehen. Der Mann war älter geworden, trotzdem war es ein und derselbe. Es war der Mann, zu dem er sich geflüchtet, den er um Hilfe angefleht hatte.
    Nein. Es war kein Traum, sondern eine
Erinnerung
. Der Mann war real, er gehörte zu Kevs Vergangenheit. Zu dem Teil hinter der Mauer in seinem Kopf. Und Kev erkannte ihn wieder.
    Unglaublich. Er war überwältigt vor Aufregung. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Bruno lehnte sich über seine Schulter und zeigte auf einen jüngeren Mann in der Ecke. »Das hier ist Desmond Marr als Erwachsener. Dieses Bild stammt von der Homepage der Helix-Gruppe. Ich habe es ausgewählt, weil es, abgesehen von dem Porträt in seiner Website-Biografie, die beste Nahaufnahme von Marr ist, die ich finden konnte. Sie wurde letztes Jahr während einer Preisverleihung gemacht, bei der Daddy Raymond von der American Medical Association einen Preis für sein Lebenswerk verliehen bekam, wegen seiner Verdienste um … he! Kev? Was ist los?« Er drückte Kevs Kinn nach oben und schaute ihm in die Augen. »Fang bloß nicht wieder mit diesem Psychomist an!«
    »Das werde ich nicht«, versprach Kev und entwand ihm sein Kinn. »Entspann dich.«
    »Ja, bestimmt«, spottete Bruno. »Also kennst du diesen Raymond Marr?«
    Kev schüttelte den Kopf, dann zeigte er auf den Mann mit dem Adlergesicht. »Nein. Aber den hier.« Sein kalter Finger zitterte, als er das Papier berührte.
    Bruno beugte sich über das Foto. »Ach, den. Noch so ein hohes Tier. Der Geschäftsführer von Helix. Er hat das Unternehmen zusammen mit Desmonds Vater gegründet. Sein Name ist … warte …« Er stöberte in den Ausdrucken. »Charles Parrish.« Bruno guckte ihn gespannt an, aber Kev schüttelte wieder nur den Kopf.
    »Keine geplatzten Blutgefäße? Wie undramatisch«, murmelte Bruno. »Und, gehört dieser Typ nun zu den Guten oder den Bösen? Ist er dein verloren geglaubter Vater?«
    »Ich habe mich damals an ihn um Hilfe gewandt. Das ist das Einzige, woran ich mich erinnere.«
    Tony hustete rachitisch und spuckte in ein Taschentuch. »Und, hat er sie dir gegeben?«
    Kev kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht. Aber ich weiß noch, wie ich ihn angefleht habe.« Er gab sich alle Mühe, die traumähnlichen Erinnerungen näher heranzuzoomen. »Ich glaube, er hat mich den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Ich habe ihm eine Höllenangst eingejagt. Das war nach den Folterungen, darum war ich ein totales Wrack. Er alarmierte den Sicherheitsdienst. Ich warf einen der Männer durchs Fenster. Daran erinnere ich mich.«
    Tony grunzte lakonisch. »Natürlich hast du einen durchs Fenster geworfen. Das ist deine Spezialität. Es kann nicht einfach ein diskreter Messerstich ins Auge sein, oh nein. Es muss laut sein, es muss Aufsehen erregen, es muss Geld kosten.«
    Kev ignorierte ihn. »Erzähl mir mehr über Parrish.«
    Bruno blätterte wieder durch seine Papiere, dann zog er stirnrunzelnd eins heraus. »Sehr viel habe ich noch nicht über ihn. Seinem Firmenlebenslauf zufolge arbeitete er zwölf Jahre für Flaxon, Hauptsitz in Seattle. Flaxon hatte Lagerhäuser unweit von der Stelle, wo Tony dich fand. Er kletterte die Karriereleiter hoch, bis er das Unternehmen vor zwölf Jahren verließ und zusammen mit Raymond Marr Helix gründete. Sie scheffelten obszön viel Kohle. Der Kerl ist Milliardär.« Bruno reichte ihm ein anderes Foto. »Hier ist er noch mal. Vor zwei Jahren. Direkt nach dem Umzug. Sie hatten gerade das neue Gebäude eingeweiht.«
    Kev hielt das Foto näher vor sein Gesicht. Es war ein Schnappschuss, aufgenommen an einem Tisch bei irgendeinem anderen Bankett. Parrish hatte sein Glas erhoben und sagte etwas. Eine elegante, knochige Frau mit dunklem Haar lächelte für die Kamera. Eine jüngere saß mit hängenden Schultern auf seiner anderen Seite. Ihr Gesicht war von langen Haaren umrahmt. Ihre nackten Schultern ragten aus einem perlenbesetzten Etuikleid. Die Spaghettiträger waren herabgerutscht, was ihr in Kombination mit ihrer langen, welligen Mähne einen

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