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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Ausgeschlossen. Reiß dich am Riemen.
    Hatte er Halluzinationen? War sein Hirn so stark beschädigt, dass er jetzt auch noch unter Wahnvorstellungen litt? Vielleicht sollte er sich stärkere Medikamente besorgen. Seine außer Kontrolle geratene Vorstellungskraft mittels Pharmazeutika in den Gehorsam zwingen. Oder sich auf Schizophrenie checken lassen. Nur verrückte Menschen bezogen alles, was in der Welt passierte, auf sich. Nur verrückte Menschen hörten persönliche Botschaften in populären Songs oder Fernsehshows. Oder fanden Abbildungen von sich selbst auf Bestsellerromanen.
    Aber etwas in ihm lehnte diese Idee mit instinktivem Entsetzen ab. Eine Hirnschädigung gestand er ja ein, aber nicht, dass er verrückt war. Lieber wäre er tot. Ohne zu zaudern, würde er seinem Elend still und leise ein Ende setzen. Geistige Umnachtung war eine Art von Hölle, die er nicht stoisch erdulden würde.
    Aber er war nicht geisteskrank. Er litt unter Stress, das schon. Unter Schlafmangel, unter einer Kopfverletzung. Und natürlich glaubte er, dass sich alles allein um ihn drehte. Was waren schon Kriege, Hungersnöte und Seuchen? Vergesst Gleichgültigkeit, Brutalität, den Klimawandel und unschuldige Babys, die durch Macheten sterben. Seine eigenen kranken, verdrehten Probleme waren noch immer der Mittelpunkt des verdammten Universums.
    Es war nur eine Zeichnung. Plakativ und stilisiert. Eine zufällige Ähnlichkeit, und schon hatten ihn Edie Parrishs ernste Engelsaugen völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Das Ganze zu etwas gemacht, das zu persönlich war. Er musste sich in den Griff bekommen. Durchatmen. Locker werden.
    Er griff sich wahllos ein anderes Buch heraus.
Fade Shadowseeker, Buch I, Geheimnisse der Nacht
. Der Mann auf dem Cover hatte langes Haar, so wie seins vor dem Sturz von dem Wasserfall gewesen war. Grüne Augen. Die rechte Seite seines Gesichts war bis zum Kinn von Narben zerfurcht. Auf diesem Close-up war es deutlicher zu erkennen. Das Buch zitterte in seinen Händen. Kev schlug es auf und blätterte hastig durch die Seiten, dann noch hastiger, um nicht die Gelegenheit zu bekommen, irgendetwas zu fixieren und eine ausgewachsene Panikattacke zu entwickeln.
    Alle paar Seiten prangte zwischen den schwarz-weißen Bildern eine ganzseitige Farbzeichnung. Da war Fade, der sich mit einem Besen durch eine trostlose Industriehalle arbeitete. Fade, der mit kummervoll hängenden Schultern auf einer armseligen Pritsche in einem verwahrlosten Kabuff kauerte. Fade, der sich in ein fensterloses Bad in der Größe eines Sargs zwängte, um sich zu waschen. Der sich über ein Becken, nicht größer als ein Laib Brot, beugte, um sich Wasser in sein vernarbtes Gesicht zu spritzen. Der in einen gesprungenen Spiegel starrte, die Augen blutunterlaufen vor tiefer Verzweiflung.
    Eingesperrt in seinem eigenen Geist,
stand in der Gedankenblase über seinem Kopf.
    Dieses Waschbecken, diese Pritsche, dieser Spiegel, dieses Bad. Kev kannte das alles wie seine Westentasche. Es war die Baracke hinter Tonys Imbiss.
    Wie könnte Edith Parrish dieses elende Quartier je gesehen haben? Woher sollte sie davon wissen? Selbst Bruno war nie dort gewesen. Dieses beengte Loch war Kevs einsame Privathölle. Der Knoten in seinem Magen zog sich fester zu.
    Die Buchpräsentation würde in knapp einer Stunde beginnen. Er guckte auf den Tisch, dann wühlte er mit einer klammen Hand umher, bis er die Bände II und III entdeckte.
Nachfahre der Nacht
und
Orakel der Nacht
. Kev suchte sich eine abgeschiedene Ecke und einen der mit Gummi überzogenen Hocker, die dazu dienten, an die oberen Regale zu gelangen. Er pflanzte sich darauf und sann über seine puddingweichen Oberschenkelmuskeln nach, während er Mut fasste, um die Bücher aufzuschlagen.
    Es gibt eine Sache, an die ich definitiv nicht glaube. Zufälle,
schallte das Echo seiner an Bruno gerichteten Worte durch seinen Kopf. Das Problem war nur, dass er auch nicht an das Gegenteil glaubte. Damit stand er auf verlorenem Posten, schwebte im luftleeren Raum. Ohne einen Hinweis, was er denken oder fühlen sollte. Woran er glauben konnte.
    Endlich mal was Neues.
    Orakel der Nacht,
Buch III , lag obenauf. Kev klappte es im Anfangsteil auf und fand sich einer der dynamischen, ganzseitigen Farbzeichnungen gegenüber. Sie zeigte Fade, der sich inmitten tosender Stromschnellen an einen Felsen klammerte. Mit einem Arm hielt er ein Mädchen fest, das schrie und strampelte. Auf der nächsten Seite war das Mädchen

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