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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Ich weiß rein gar nichts über dich.«
    Das stimmte nicht. Er dachte an die Fade-Bücher, während er Edie an sich drückte. Sie kannte ihn auf eine Weise, die er nicht mal ansatzweise verstand. Sie wusste Dinge, die er noch nie einer Menschenseele erzählt hatte. Dinge, die er sich selbst kaum eingestand. Edie hatte sie gesehen, hatte sie geträumt und gezeichnet. Und alles Belanglose, das sie noch nicht wusste, konnte sie schnell herausfinden. Das war Teil des unerklärbaren Wunders dieser ganzen Erfahrung. Sich gekannt und transparent zu fühlen.
    Er war immer abgesondert gewesen, sogar von sich selbst. Die Hälfte seiner Erinnerungen, die Hälfte seines Ichs für immer seinem Zugriff entzogen. Keine Kindheit, keine Eltern, keine Herkunft, kein Bezugsrahmen. Keine Vorstellung von der Person, die ihn als Baby gefüttert, ihm die Windeln gewechselt, ihm das Laufen, das Sprechen, das Lesen beigebracht hatte. Lauter große Unbekannte, sogar das dumme, triviale Zeug. Seine Lieblingsfarbe, seine Lieblingsband, seine Lieblingsfrühstücksflocken, sein Sternzeichen? Rätsel über Rätsel. Man musste ein Kind gewesen sein, um solche Fragen beantworten zu können.
    Soweit Kev wusste, war er nie ein Kind gewesen. Er hatte keinen Standpunkt, wenn andere ihre irrelevante Meinung äußerten. Keine Vorlieben oder Abneigungen. Er hielt sich von solchem Zeug fern. Begegnete ihm mit Gleichgültigkeit. Das war alles verloren. Es käme ihm idiotisch und falsch vor, ohne Basis ein Selbstkonzept zu entwickeln, nur um eins zu haben. Es wäre ein sinnloses Psychospiel. Wozu sich die Mühe machen? Wen interessierte es?
    Doch all das hatte sich gerade geändert. Edie Parrish war in sein Leben getreten. Der besitzergreifende Hunger, der in ihm wütete, machte ihm höllisch Angst. Er hatte keine Ahnung, wie er mit Gefühlen wie diesen umgehen sollte. Es musste eine Technik geben, nur beherrschte er sie nicht. Und jetzt war es zu spät, um sie zu erlernen. Er würde sich einfach weiter vorankämpfen und dabei versuchen, den Kopf über Wasser zu behalten.
    Edie hatte die Dunkelheit in ihm gesehen und sie in ihren unheimlich präzisen Zeichnungen eingefangen. Wenn er bei ihr war, fühlte er sich verankert. Lebendig wie nie zuvor. Edie kannte ihn, wenn das überhaupt jemand von sich behaupten konnte. Sie konnte ihm den Weg weisen.
    »Ich denke, nun ja …« Sie biss sich auf die Lippe, wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ich denke, du interpretierst vielleicht zu viel in diese Fade-Parallelen hinein. Ich möchte nicht, dass du dir Illusionen machst. In Bezug auf meine Fähigkeiten.«
    Kev ließ sich das durch den Sinn gehen, während er in ihre weiten, ängstlichen Augen blickte und eine ihrer dicken Locken zwischen den Fingern zwirbelte. »Mach dir keine Gedanken über das, was in meinem Kopf vorgeht«, sagte er. »Lass mir meine kleinen Illusionen. Wem schaden sie?«
    »Ich weiß nicht«, wisperte sie. »Aber ich habe das Gefühl, dass es gefährlich sein könnte.«
    Also hielt sie ihn für verrückt. Er sollte das Thema auf sich beruhen lassen, aber er konnte es einfach nicht. »Was willst du über mich wissen, bevor wir unserem Beziehungsstatus ein Upgrade geben können?«, fragte er unverblümt.
    Edie quittierte das mit einem nervösen Lachen. »Na ja …«
    »Du kannst mich alles fragen. Ich habe keine Geheimnisse.« Kev zögerte. »Und wenn doch, dann kenne ich sie selbst nicht«, fügte er mit verbitterter Aufrichtigkeit hinzu. Letzten Endes könnte er alles sein. Ein Mörder, ein Lügner, ein Dieb. Er hoffte es nicht, aber es war eben nicht mehr als eine Hoffnung. Kev wusste es besser, als darauf zu vertrauen.
    Edie schüttelte den Kopf. »Das sind keine Geheimnisse. Das sind Mysterien.«
    »Danke«, sagte er. »Mysterien klingt weitaus respektabler.«
    »Und sexyer«, ergänzte sie.
    Er verspürte eine törichte Freude. »Findest du?«
    Edie senkte die Augen. »Oh, bitte. Du sprichst mit einer Frau, die düstere Comic-Romane zeichnet. Natürlich sind Mysterien sexy. Sie sind praktisch eine absolut notwendige Grundvoraussetzung. Um sexy zu sein, meine ich.«
    Kev starrte an die Zimmerdecke. Die Narben an seiner Wange spannten, so breit war sein Grinsen. »Cool«, meinte er.
    »Was machst du beruflich?«, fragte sie. »Das ist eine Basisfrage. Ich hätte sie dir stellen sollen, bevor ich mit dir ins Bett gehüpft bin.«
    Er stützte sich auf einen Ellbogen. »Ich habe eine Firma, zusammen mit meinem kleinen Bruder.«
    Edie schaute ihn

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