Die Macht der Drei
Eisen von sich geschleudert hatte. Die Wellenlänge, auf die Silvester den Apparat gestimmt hatte, war damit verloren. Die Möglichkeit einer Verständigung in der früheren Art ausgeschlossen.
Es blieb nur die öffentliche Regierungsstation. Zu gewöhnlichen Zeiten eine einfache Sache. Jetzt, in den Tagen der durch die politische Lage bedingten Nachrichtenüberwachungen, eine schwierige, fast unlösbare Aufgabe. Diana Maitland übernahm es, sie zu lösen.
Der Luftverkehr auf den britischen Inseln war des Krieges halber verboten. In ihrem schnellen Kraftwagen fuhr sie selbst nach Cliffden in die große englische Station. Sie suchte den Stationsleiter auf und hatte eine lange Unterredung mit ihm. Sie bat, beschwor und drohte, bis der Widerstand des Beamten überwunden war. Bis er vom Buchstaben seiner Instruktion abwich und die kurze Depesche zur Absendung entgegennahm. Lady Diana blieb an seiner Seite, bis die ersten Worte »Jane an Silvester…« auf den Flügeln elektrischer Wellen in den Luftraum strömten. Sie blieb neben dem Stationsleiter stehen, bis der Streifen dreimal durch den Apparat gelaufen war. Dann ging sie zu ihrem Kraftwagen und kehrte nach Maitland Castle zurück.
*
Bisher hatte die unbekannte Macht ihre Depeschen durch eine unmittelbare Beeinflussung einer der großen europäischen oder amerikanischen Stationen gegeben. Jetzt verkündete die Macht ihre Botschaft über den gesamten Weltrundfunk, über alle Frequenzen.
»Die Macht der Drei: Der Krieg ist zu Ende! Die Macht der Drei fordert Gehorsam. Sie straft Ungehorsam!«
Die Welt zuckte unter den Worten der Botschaft zusammen. Wie Peitschenhiebe trafen die knappen Sätze, die ihr den neuen Herrn verkündeten. Wie eine schwere dunkle Wolke legte sich der Druck eines fremden zwingenden Willens über die Menschheit. Die Regierungen und die einzelnen Staatsmänner waren ratlos. Es war nicht möglich, an dem Ernst dieser Depesche zu zweifeln. Dazu waren die Proben der Macht, die man bisher zu kosten bekommen hatte, zu stark und zu beweisend.
Die äußere Politik bot zwar in diesem Augenblick keine Schwierigkeiten. Die Macht der Drei befahl den Frieden, und es gab nur einen Weg: bedingungslos zu gehorchen. Dafür aber zeigten sich Schwierigkeiten im Innern. Die einzelnen Völker wurden gegen ihre Regierungen mehr oder weniger aufsässig. Der einzelne fragte sich, ob es überhaupt noch Zweck hätte, den Anordnungen einer Regierung zu gehorchen, die nur von Gnaden der Macht auf ihrem Stuhle saß und in jeder Minute von dieser selben Macht ausgelöscht werden konnte. Es waren nicht einmal die schlechtesten Elemente, die unter solchem Druck von einer allgemeinen Unlust befallen wurden und in gleicher Weise das Interesse am Staat wie an den eigenen Angelegenheiten verloren. -
Der Krieg war beendet, aber die Welt hatte sich noch keineswegs beruhigt. Die drei hatten ihr ihre Macht kund getan und warteten nun auf die Reaktion.
*
Unbeweglich saß Silvester vor einer der Fernschreibmaschinen, der ununterbrochen Papierstreifen entquollen, als Erik Truwor hinter ihn trat.
Er warf einen Blick auf die Stelle des Streifens, den Silvester so beharrlich in den Händen hielt und las:
»Jane an Silvester! Ich bin geborgen. In England in Maitland Castle bei guten Freunden.«
Dreimal hintereinander zeigte der Streifen diese kurze Meldung.
Erik Truwor beugte sich zu dem Sitzenden hinab und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Freue dich, Silvester! Deine Sorgen sind vorüber. Jetzt weißt du, daß deine Jane in Sicherheit ist.«
Unter dem Druck von Eriks Hand sank die Gestalt Silvesters noch mehr in sich zusammen, fiel nach vorn und wäre ganz zu Boden gesunken, wenn Erik Truwor nicht mit kräftigen Armen zugegriffen hätte. Da fühlte er, daß das Leben aus dem Körper des Freundes gewichen war.
Dem wechselreichen Auf und Ab von Freuden und Leiden, seelischen Erschütterungen und schwerster Forschungsarbeit war der Organismus Silvester Bursfelds nicht gewachsen. Ein Herzschlag hatte sein junges Leben in dem Augenblick beendet, in dem er die Nachricht von Jane empfangen hatte.
Erik Truwor hielt die schon erkalteten Finger des Freundes in seinen Händen, als auch Atma in den Raum trat. Dieser schritt auf Silvester zu und schloß ihm mit sanftem Druck die Augen.
»Er hat gegeben, was das Schicksal von ihm verlangte: das Wissen!«
Erik Truwor nickte und ließ seine Blicke auf den blassen Zügen des Toten ruhen.
»Das Wissen, das mir die Macht
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