Die Macht der Drei
Stimme der öffentlichen Meinung wiegt schwer für Angehörige des Highlife…«
Lauernd wartete der Sprecher auf die Wirkung seiner Worte. »Sind Sie fertig, Herr Doktor Glossin?«
Glossin nickte stumm. Lady Diana maß ihn mit einem Blick. »Wieviel verlangen Sie für Ihre Verschwiegenheit?«
Wie von einem Peitschenhieb getroffen, fuhr der Doktor empor: »Mir das?… Sie wollen mir Geld anbieten… Hüten Sie sich! Ich vergesse eine Beleidigung niemals.«
Lady Diana nickte gleichmütig.
»Was verlangen Sie sonst, Herr Doktor?«
»Ich bitte, nicht weiter in diesem Ton. Ich könnte in Versuchung kommen, das Gespräch abzubrechen… nicht zu meinem Schaden.«
»Wozu erzählen Sie mir diese Geschichte, Herr Doktor?«
Glossin biß sich wütend auf die Lippen. Er glaubte, seine Schlinge gut gelegt zu haben. Eine gefälschte Todesurkunde einer Polizeistation… für Dr. Glossin war die Beschaffung lächerlich einfach gewesen. Und er hatte Lady Diana damit einer wenn auch unbeabsichtigten Bigamie überführt. Seine Stellung schien so stark, und trotzdem fühlte er sich in die Enge getrieben.
»Es wird der Tag kommen, Lady Diana, an dem Sie diese Worte bereuen. Der Tag, an dem Sie mir freiwillig die Hand zu einem Bündnis bieten werden. Dann werde ich Sie an den heutigen Tag erinnern. Heute bitte ich Sie nur um eine einfache Gefälligkeit, die Ihnen keine Mühe bereitet, für mich sehr viel bedeutet.«
Lady Diana schaute sinnend auf ihre schlanken Hände. Sie zweifelte, ob sie sie jemals dem Doktor Glossin zum Bündnis reichen würde.
Sie hatte in diesem Kampf gesiegt. Aber innerlich war sie bewegter und erschütterter, als es äußerlich erschien. Wenn sie dem unbequemen Gast mit einer einfachen Gefälligkeit den Mund stopfen konnte, wollte sie es tun.
»Was ist es, Herr Doktor?«
»An sich eine unbedeutende Kleinigkeit. Uns ist vor einigen Tagen aus Sing-Sing ein zum Tode verurteilter Schwerverbrecher entsprungen. Er nennt sich Logg Sar oder auch Silvester Bursfeld. Ich möchte jetzt nicht näher über die Umstände sprechen. Der Mann hatte Komplicen, die ihn in einem bereitgestellten Flugzeug mitnahmen. Nun…«
»Das ist doch aber Angelegenheit der internationalen Kriminalpolizei«, unterbrach Lady Diana Dr. Glossin. »Haben Sie denn die Vermutung, daß die Leute nach England geflüchtet sind?«
»Es besteht immerhin eine gewisse Möglichkeit…«
»Ja, warum wenden Sie sich denn dann nicht an Scotland Yard? Das wäre doch die gegebene Stelle dafür.«
»Mylady, die gegenwärtigen politischen Spannungen verbieten mir in diesem besonderen Fall eben leider einen solchen Schritt. England könnte die Sache aufs politische Gleis schieben, wofür zwar nicht der geringste Anlaß vorliegt, was aber die Angelegenheit wesentlich verzögern würde. Bitte, Mylady, helfen Sie mir und seien Sie meiner Dankbarkeit versichert.«
»Gut, Herr Doktor, ich werde mit meinem Mann sprechen. Was geschehen kann, um Ihnen die gewünschte Auskunft zu geben, soll geschehen.«
*
Lord Gashford, der englische Premier, hatte sein Kabinett zu einer Besprechung bitten lassen. Die Männer, welche vor dem Lande und dem Parlament die Verantwortung für den gesicherten Fortbestand des Commonwealth trugen, waren im kleinen Konferenzsaal in Downing Street versammelt. Lord Gashford blickte sorgenvoll und sah überarbeitet aus. Er eröffnete die Sitzung mit einem kurzen Überblick über die politische Lage.
»Sie wissen, meine Herren, seit der Beseitigung der Gefahr aus dem Osten hat sich die politische Lage grundlegend geändert. Zugegeben – Amerika hat uns geholfen. Aber das ist noch lange kein Grund, daß Cyrus Stonard uns auf Grund seiner Hilfe in ein solches Abhängigkeitsverhältnis zu den Staaten drängen will, wie es in den letzten Jahren in steigendem Maße geschehen ist. Amerika war einst unsere Kolonie. Es hat sich von uns losgesagt und selbständig gemacht. Nun gut, das ist Jahrhunderte her. Derartige Entwicklungen liegen im Zuge der Zeit. Das ist aber kein Grund…«, der Ton des Premiers wurde schärfer, »…heute uns als Kolonie zu annektieren. Das können wir uns nicht bieten lassen. Es mußte zu Differenzen kommen, die sich in den letzten Wochen bis zur Kriegsgefahr verschärft haben.
Wir müssen stündlich auf den Ausbruch des Krieges gefaßt sein. Wir stehen Erscheinungen gegenüber, die sich in keiner Weise irgendwie vorausberechnen lassen. Auf alle Fälle müssen wir jeden Augenblick in der Lage sein, die
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