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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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schlummernde Gestalt. Dr. Glossin richtete sich auf wie ein Mensch, der aus tiefem Schlaf erwacht. Er fuhr sich über die Stirn, als müsse er seine Gedanken sammeln. Dann begann er mit sich selbst zu sprechen.
    »Was wollte ich… Ach ja… den Ring muß ich holen. Er ist im Banktresor…«
    Er warf einen Blick auf die Uhr.
    »Dreiviertel… Ich komme gerade noch vor Kassenschluß zurecht. Aber ich muß eilen.«
    Straff und rüstig erhob er sich aus dem Stuhl und schritt durch den Vorhang hindurch. Er ging an Atma vorüber, als ob der Inder Luft wäre, und verließ die Wohnung.
    Silvester hörte die Tür ins Schloß fallen und trat hinter dem Vorhang hervor.
    »Wo geht er hin?… Was hat er vor?«
    »Er geht nach seiner Bank. Er wird den Ring holen und hierherbringen.« Atma sprach es leise und mit matter, vibrierender Stimme. Die Anstrengung dieses hypnotischen Duells zitterte noch in ihm nach. »In einer halben Stunde wird er wieder hier sein. Bis dahin haben wir Ruhe.«
    »Und der Diener?«
    »Er schläft in seinem Winkel auf dem Flur. Glossin hat Befehl, ihn nicht zu vermissen.«
    »Du glaubst, daß Dr. Glossin gutwillig hierher zurückkommt?«
    Atma blickte gleichmütig vor sich hin.
    »Der Körper Glossins ging hinaus. Seine Seele ist gefesselt. Mein Wille lenkt seinen Körper.«
    »Warum fragtest du nicht nach dem Aufenthalt von Jane?«
    »Erst den Ring und dann das Mädchen. Laß mir Ruhe. Ich bin erschöpft. Ich brauche neue Kräfte, wenn Glossin zurückkommt.«
    Der Inder lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Muskeln seiner Glieder erschlafften. Er schien jetzt selbst ein Schlafender zu sein. Es blieb Silvester Bursfeld nichts anderes übrig, als zu warten.
    Unruhig schritt er in dem Raum hin und her. Weiter krochen die Minuten. Zehn Minuten… eine Viertelstunde… zwanzig Minuten. Er hörte, wie die Tür geschlossen wurde. Dr. Glossin war zurückgekommen. Er blieb auf dem Flur stehen. Unschlüssig, als ob er etwas suche. Gleich darauf trat er durch den Perlenvorhang in das Arbeitszimmer. Ohne von den beiden Besuchern Notiz zu nehmen, ging er auf den Schreibtisch zu, ließ sich vor ihm auf dem Sessel nieder, zog ein winziges Päckchen aus der Brieftasche und begann es auszupacken. Das Seidenpapier raschelte zwischen seinen schmalen, wohlgepflegten Fingern. Nun kam der Ring zum Vorschein. Ein schwerer goldener Ring. Ein Meisterwerk alter indischer Goldschmiedekunst, genau von der gleichen Form wie derjenige an der Hand Atmas und mit dem gleichen Chrysoberyll geziert. Er hielt den Ring in der Hand und blickte nachdenklich auf den Stein.
    Der Ausdruck auf seinen Zügen wechselte. Von Minute zu Minute. Bald glich er einem Träumenden, schien ganz geistesabwesend zu sein. Dann wieder glitt der Schimmer eines Verstehens und Begreifens über seine Züge.
    Jetzt machte er Anstalten, sich selbst den Ring auf den Ringfinger der Rechten zu schieben.
    Atma sah es, und seine Augen weiteten sich. Mit vorgebeugtem Halse saß er da, und jeder Teil seines Körpers zitterte vor innerer Spannung.
    Dr. Glossin stand im Begriff, die ihm im schwersten Kampfe aufgezwungene hypnotische Suggestion aus eigener Kraft zu durchbrechen. Der Befehl lautete, den Ring zu holen und zu übergeben. Schon das Zögern auf dem Flur war nicht ganz in der Ordnung. Er sollte vergessen, daß er einen Diener besaß. Einen Augenblick hatte er trotzdem gewartet, ob der Bediente ihn nicht begrüßen und nach seinen Wünschen fragen würde. Das kurze Zögern hatte dem Inder die Gefahr verraten.
    Jetzt griff er zum stärksten Mittel. Er strich ihm mit beiden Händen über die Schläfen und die Augen.
    Die Wirkung zeigte sich sogleich.
    Die Bewegung der Linken, die den Ring auf den rechten Ringfinger schieben wollte, wurde langsamer. Dicht vor der Fingerspitze kam sie ganz zur Ruhe.
    Dr. Glossin saß mit vorgebeugtem Oberkörper an seinem Schreibtisch. Beide Ellenbogen waren auf die Tischplatte aufgestützt. Die Rechte streckte den Ringfinger vor. Die Linke spielte, kaum ein Zentimeter entfernt, mit dem breiten Goldreif vor der Fingerspitze. Es sah aus, als ginge vom Ringfinger eine magnetische Kraft aus, die den Reif heranholen wollte, und als wirke unsichtbar, aber gewaltig, eine zweite Kraft im Raume, welche die linke Hand immer wieder zurückriß, sooft sie sich zu nähern versuchte. So ging das Spiel leise hin und her, zitternd durch lange Minuten.
    Silvester sah es, und siedende Angst kroch ihm zum Herzen.
    »Wenn Glossin den Ring auf den

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