Die Macht der Drei
Küste, bereit, jedes Flugzeug, das sich England nähern sollte, zu vernichten.
Wer nach England wollte, mußte den Bahntunnel zwischen Calais und Dover benutzen. Die alte Linie Stockholm-London war seit einigen Tagen auf Stockholm-Calais umgelegt worden.
Der Clipper brachte Glossin und Jane in kurzer Zeit nach Calais. Nur ein Drahtgitter trennte den Flugsteig vom Bahnsteig. Aber es war nicht ganz einfach, das Gitter zu durchschreiten. Jenseits desselben, wo der Zug stand, begann praktisch bereits England. England, das sich in einem schweren Kriege befand. Die Paßkontrolle war scharf. Es drängten sich viele zu den Türen, aber mehr als einer wurde zurückgewiesen.
Dr. Glossin hatte Zeit. Er stand, Jane leicht untergefaßt, ruhig auf dem Bahnsteig und betrachtete die Umgebung.
Die See war von hier aus nicht zu erblicken. Sie lag drei Kilometer entfernt. Außerdem versperrten die gewaltigen Hochbassins den Blick in dieser Richtung. Jene Bassins, die stets mit Seewasser gefüllt waren, die sich in gleicher Ausführung auch auf der englischen Seite des Kanals befanden und deren Aufgabe es war, den Tunnel in wenigen Minuten vollaufen zu lassen. Für den Fall nämlich, daß etwa zwischen England und Frankreich kriegerische Verwicklungen entstanden, daß Truppen von der einen oder anderen Seite her durch den Tunnel in das Land des Gegners zu marschieren versuchten.
Dr. Glossin betrachtete die Anlagen, überlegen lächelnd: sie waren veraltet. Man führte den Krieg heute auf andere Weise.
Die Zeit verstrich darüber. Jetzt war es freier an den Toren des Zaunes geworden. Er zog seine Brieftasche heraus und suchte unter allerlei Papieren. Mit einem Kartenblatt in der Hand, Jane am Arm, schritt er durch die Sperre. Die englischen Beamten warfen nur einen kurzen Blick auf das Papier und gaben ihm in achtungsvoller Haltung den Weg frei. Sie kannten die Unterschrift des Premierministers Lord Gashford.
Fünf Minuten später glitt der Zug aus dem Bahnhof, tauchte in das Dunkel des Tunnels, durchrollte die dreißig Kilometer unter dem Meer in 20 Minuten und eilte dann durch die Fluren von Canterbury auf London zu.
In einem großen Hotel nahm ein älterer Herr in Gesellschaft einer jungen Dame Wohnung. Als Dr. Glossin aus Aberdeen mit Nichte. Die Ausweise über seine eigene Person, die er dem prüfenden Beamten vorlegte, waren so vorzüglich, daß man der Behauptung, seine Nichte habe ihre Papiere verloren, ohne weiteres Glauben schenkte. ---
Durch die Straßen Londons schwirrten dunkle Gerüchte. Schlechte Nachrichten. In Afrika sollten die neuen englischen Industriestädte von einem amerikanischen Atombomben-Geschwader vernichtet worden sein. Ein Vorstoß auf die Straße von Bab el Mandeb sollte den englischen U-Panzern schwere Verluste durch Luftangriffe gebracht haben. Andere Gerüchte erzählten von englischen Niederlagen in der Australischen See und auf der Reede von Kapstadt.
Im Gebäude des Premierministers hatten sich die Mitglieder der englischen Regierung zu einer Besprechung der Lage versammelt. Dort lagen zuverlässige Meldungen von den verschiedenen Kriegsschauplätzen vor und waren geeignet, dem Kabinett sorgenvolle Stunden zu bereiten.
Es hatte wirklich ein schwerer Angriff amerikanischer Luftstreitkräfte auf die junge angloafrikanische Kriegsindustrie stattgefunden. Flugzeuge in gewaltiger Zahl waren plötzlich von der Westküste her vorgestoßen, hatten die verhältnismäßig schwachen englischen Abwehrlinien durchbrochen und ihre Bomben auf die Industriewerke gesetzt. Derartige Angriffe waren schließlich möglich. Aber unerklärlich blieb es, wo die Flugzeuge so schnell hergekommen waren. Dem Kabinett lagen die Berichte verschiedener englischer Aufklärer vor, die diese, pflichtgetreu bis zum Tode, zum Teil noch abgesandt hatten, während ihre Maschinen bereits brennend in die Tiefe stürzten.
Sir Vincent Rushbrook hielt die letzten Meldungen von A. V. 317 in der Hand und las:
»8 Grad östlicher Länge, 22 Grad südlicher Breite. Amerikanische Maschinen steuern nach Bombenabwurf zur See. Verschwinden plötzlich im Wasser. Verdacht auf unterseeischen Stützpunkt. A. V. 317.«
Eine Depesche war von demselben Flugzeug zehn Minuten später gegeben worden: »Unterwasserstation entdeckt 7 Grad 13 Minuten östlicher Länge…«
Hier brach die Depesche ab. Aus den Meldungen anderer Aufklärer wußte man, daß A. V. 317 um diese Zeit brennend abgestürzt war.
Der Premier Lord Gashford versuchte es, die
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