Die Macht der ewigen Liebe
zu mir sagst, dass es dir leidtut, dass ich zurückbleiben muss?«, fragte Asher mit bitterer Stimme.
Ich setzte mich neben ihn auf die Couch. »Nein. Das ist der Moment, in dem ich dich bitte, gut auf meine Schwester und auf Erin aufzupassen.« Meine Antwort überraschte ihn, und er sah mich forschend an. »Ich habe Angst. Für den Fall, dass ich es nicht mehr hierher zurückschaffe«, krächzte ich und musste noch mal von Neuem anfangen. »Für den Fall, dass ich es nicht mehr hierher zurückschaffe, musst du mir versprechen, dich um sie zu kümmern.«
Asher fluchte leise. Dann wandte er sich ab, aber ich schnappte mir seine Hand und drückte sie heftig. »Versprich es!«, bedrängte ich ihn. »Ich kann nicht gehen, wenn die Gefahr besteht, dass meiner Schwester etwas zustößt.«
Ich sprach nicht aus, was wir beide wussten. Wenn ich nicht zurückkehrte, dann tat Gabriel es höchstwahrscheinlich auch nicht. Er würde mich nie zurücklassen. Mir war schon klar, dass meine Bitte viel verlangt war. Es war nicht fair, aber es gab sonst niemanden, dem ich vertrauen konnte.
»Bitte!«, drängte ich.
Er legte seine andere Hand auf meine. »Du hast mein Wort. Ihnen wird nichts passieren.«
»Danke!«
»Ich wünschte, ich könnte ihn für dich retten«, sagte Asher.
»Ich weiß«, wisperte ich.
Unser Schweigen dehnte sich in die Länge, und er bedeutete mir mit traurigem Blick zu gehen. »Na komm. Mir geht es gut. Du musst dich ausruhen.«
Ich verließ ihn, denn ich wusste, egal, was ich sagte, er würde immer untröstlich darüber sein, dass er nicht stark genug war, um mich so zu beschützen, wie er es wollte.
Ein Geräusch riss mich aus dem Tiefschlaf. Bevor ich mich rühren konnte, legte Gabriel eine Hand auf meinen Arm und hielt warnend einen Finger an seine Lippen. Jemand war dabei, vom Innenhof aus in mein Zimmer einzubrechen, und bemühte sich sehr, die gläserne Schiebetür möglichst geräuschlos zu öffnen. Im Zimmer herrschte eine merkwürdige Stille.
Ich zögerte, meinen Schutzwall herabzulassen. Zwar würde ich dann merken, ob der Fremde ein Beschützer war, doch würde er oder sie mich dann ebenfalls spüren können und erkennen, dass ich mich von anderen Beschützern unterschied. Die Person – ein Mann, wie ich jetzt sehen konnte – schob die Tür Millimeter für Millimeter auf. Jede Sekunde würde er im Zimmer sein. Wir konnten abwarten, dass er hereinkam und angriff – oder als Erste zuschlagen. Meine Unentschlossenheit machte mich zur Geisel. Dann kam der Mann herein, und ich konnte sein Gesicht sehen.
Xavier!
Diese Gesichtszüge würde ich niemals vergessen. Dazu sein schwarzes Haar, sein olivfarbener Teint und seine hagere Statur. ZweiTage lang hatte er mich gefoltert, mich gewürgt und mir Schnittwunden zugefügt. Er hatte den Revolver bedient, der, wie ich dachte, Ashers Leben ein Ende bereitet hatte, und er war auch einer seiner Folterer gewesen. Xavier war dabei gewesen, als mein Vater entführt wurde, und er hatte in dem Auto gesessen, das meine Mutter angefahren hatte.
Der Beschützer hatte alles zerstört, und in mir stieg eine Blutrünstigkeit hoch, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Ich rollte aus dem Bett, und Gabriel tat auf seiner Seite dasselbe, als hinter Xavier ein zweiter Mann unser Zimmer betrat. Ich hatte auf meinem Nachttisch immer ein Messer griffbereit, das ich jetzt beim Aufstehen ergriff. Dann stürzte ich mich quer durch den Raum, um Xavier abzufangen, während Gabriel sich um seinen Freund kümmerte.
Als ich mit dem Messer auf ihn einstach, grunzte Xavier. Ich zielte auf seinen Bauch, doch er konnte mich abblocken, dafür schlitzte das Messer die Haut und die Sehnen seines Arms auf. Eine warme Flüssigkeit spritzte auf mein Tanktop. Xavier verspürte ja keine Schmerzen, und der Schnitt hatte ihn lediglich überrascht. Ich senkte meinen Schutzwall und ließ meine Energie in die Luft strömen.
»Fühlst du das? Und das ist erst der Anfang, Xavier«, sagte ich mit Genugtuung, als er das Gesicht verzog.
»Miststück«, presste er durch die Zähne hervor.
Ich registrierte, dass Gabriel auf der anderen Raumseite mit dem anderen Mann kämpfte, ihre Bewegungen waren eine verschwommene Symphonie, die von Stöhnen und lautem Atem durchsetzt war, während meine Energie sie befähigte, die Schmerzen, die die brutalen Schläge, die sich gegenseitig zufügten und auslösten, auch zu fühlen. Xavier machte sich meine Abgelenktheit zunutze und holte zum Schlag
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