Die Macht der ewigen Liebe
aus. Allerdings hatte er nicht mit meiner Geschwindigkeit gerechnet.Ich wirbelte zur Seite, und seine Finger erreichten nur noch eine Haarsträhne. Er zog daran, und ich schrie auf, als er mir die Haare ausriss. Aber immerhin war ich jetzt frei. Ich duckte mich und schwang erneut das Messer. Ich erwischte ihn an der Kniekehle, und er taumelte zu Boden.
Ich richtete mich auf und stand über ihm, als er mir kriechend entkommen wollte. Er krallte sich am Bettlaken fest und zog sich daran hoch, dann drehte er sich um und lehnte sich mit dem Rücken ans Bettgestell. In diesem Moment beendete Gabriel seinen Kampf, indem er den anderen Beschützer in den Schrank schleuderte. Das Holz zersplitterte, der Schrank krachte unter dem Gewicht des Mannes zusammen. Meine Klamotten purzelten heraus und begruben ihn unter sich. Bevor er sich davon frei machen konnte, knallte Gabriel ihm den Kopf auf den Boden und stellte damit sicher, dass er so schnell nicht wieder erwachte.
»Lange nicht gesehen, Xavier«, sagte Gabriel mit gleichmütiger Stimme und gesellte sich zu mir.
So ruhig seine Stimme klang, seine Körpersprache erzählte etwas ganz anderes. Sein Wunsch, diesen Mann zu töten, war fast so groß wie meiner. Wieso hatte ich gezögert?
»Was willst du mit ihm machen?«, fragte Gabriel.
Er überließ die Entscheidung mir, vertraute mir, dass ich wusste, was zu tun war. Das Problem war nur, dass ich niemanden kaltblütig umbringen konnte, selbst wenn von ihm Gefahr ausging.
Du bist nicht wie sie, Remy. Das ist etwas Gutes.
»Kannst du mir mein Handy geben?«, fragte ich Gabriel.
Er nahm das Handy von meinem Nachttisch und warf es mir zu.
»Behalte ihn für mich im Auge«, bat ich und wählte eine Nummer.
Beim zweiten Läuten ging Seamus dran. »Alles okay?«, erkundigte er sich verschlafen.
»Ich habe hier gerade zwei Beschützer in meinem Zimmer, und es ist gut möglich, dass weitere unterwegs sind.«
»Morrisseys?«, fragte er, schon wacher.
»Nein, es handelt sich um Männer meines Großvaters. Wie schnell könnt ihr hier sein?«
»In zwanzig Minuten«, erwiderte er, und ich konnte Stoffgeraschel hören. Anscheinend zog er sich an. »Wenn ihr aus dem Haus verschwinden könnt, dann nichts wie weg!«
»Das ist der Plan«, sagte ich. Sobald wir meine Schwester und die anderen gefunden hatten. »Beeilt euch!«
Ich schaltete das Telefon ab und hockte mich vor Xavier hin. Die Zeit dazu hatten wir zwar nicht, aber ich brauchte Antworten.
»Wie habt ihr uns gefunden?«, fragte ich.
Xavier lachte. »Meinst du etwa, das erzähle ich dir?«
»Ja. Dir fehlt doch jeder Sinn für Loyalität.« Ich drückte ihm das Messer an die Kehle und ließ ihn den stechenden Schmerz spüren, als ich seine Haut aufritzte. »Du sorgst dich doch nur um dich. Du kannst mir sagen, was ich wissen will, oder aber ich mache mit dir, was du in Kalifornien mit mir gemacht hast. Erinnerst du dich?«
Xaviers braune Augen glitzerten, als Gabriel das Licht anmachte, aber er kniff die Lippen zusammen. Dieses Spielchen konnten wir die ganze Nacht fortsetzen, doch das würde ich nicht zulassen. Er würde meine Drohung nicht ernst nehmen, wenn ich sie nicht mit einer Handlung unterstrich. Mir drehte sich der Magen um, und ich holte tief Luft. Ein Schrei entfuhr ihm, als ich das Messer herunterriss und damit über seinen Schenkel fuhr. Ich spürte, wie sich der schwarze Jeansstoff teilte und durchschnitten wurde.
»Wie viele Schnittwunden hast du mir noch zugefügt?« Ich musterte ihn mit kaltem Blick. »Weißt du, dass ich jede Verletzung gezählt habe, die ich an mir heilen musste? Ich glaube, wir waren bei achtunddreißig, als Gabriel mich rettete. Du bist jetzt bei Nummer drei. Meinst du, du hältst noch weitere fünfunddreißig aus?«
Ein Anflug von Angst huschte über Xaviers Gesicht, und ich wusste, ich hatte ihn da, wo ich ihn haben wollte. »Wie hast du uns gefunden?«, wiederholte ich.
Ihm brach der Schweiß aus, und er presste eine Hand auf seinen Oberschenkel, um die Blutung zu stillen. »Die kleine Heilerin«, spuckte er schließlich heraus. »Sie hat zu Hause angerufen, um mit ihrer Mutter zu reden, und wir haben den Anruf hierher zurückverfolgt.«
Nein, das konnte doch nicht sein! Erin hatte sie auf unsere Fährte gebracht. Sie hatte Heimweh gehabt und die Geduld verloren. Oh Erin, du hättest warten sollen!
»Seid ihr nur zu zweit?«, wollte Gabriel wissen.
Bevor Xavier antworten konnte, erklang von oben ein schriller Schrei. Er
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