Die Macht der ewigen Liebe
Format.
»Warum tust du das? Sie wird es überall rumerzählen!«
Das konnte ich nur hoffen. Vielleicht würde Franc dann endlich seinen Einfluss in der Heilergemeinde verlieren und sie könnte sich andere Möglichkeiten überlegen, wie sie sich am besten schützte.
Um Alcais zu besänftigen, hielt ich die Hände hoch. »Senk deine Waffe. Es ist vorbei.«
»Du hast recht.« Seine verzweifelte Miene wirkte echt, doch das ließ mich kalt. Er ging auf und ab und fuchteltedabei mit dem Revolver herum. »Sie wird alle gegen mich aufstacheln. Ich kann nie mehr dahin zurück!«
Er hob den Kopf, stieß einen frustrierten Schrei aus und feuerte dann einen Schuss in Richtung Decke. Der Geruch des Schießpulvers brannte mir in der Nase und meine Augen tränten. In der Nähe hörte ich Gebrüll. Es klang, als würde Gabriel meinen Namen rufen, aber ich traute mich nicht, mich von Alcais abzuwenden.
»Das ist deine Schuld!« Er weinte fast. »Warum konntest du nicht tun, was wir wollten?« Er zielte erneut auf meine Brust. Diesmal würde er schießen, davon war ich überzeugt.
»Was ist mit Franc? Er möchte mich lebendig.«
Seine Entschlossenheit spiegelte sich in seiner harten Miene wider. »Das ist mir inzwischen egal.«
Plötzlich ertönte von der Treppe Erins Stimme. »Alcais, tu es nicht!«
Ich fluchte leise. »Erin …«
Sie beachtete mich nicht und eilte die Treppe hoch. »Franc hat das alles begonnen, aber du musst nicht sein wie er. Bitte lass uns gehen. Ich möchte Mom und Delia wiedersehen. Wir können immer noch nach Hause.« Während sie sprach, näherte sie sich ihrem Bruder, streckte ihm flehend die Hände entgegen. »Bitte, Alcais, lass uns heimfahren!«
Sie meinte, was sie sagte. Was immer er ihr angetan hatte, sie liebte ihren Bruder. Diese Ehrlichkeit, die auch mich für sie eingenommen hatte, überzeugte ihren Bruder. Er zögerte einen Augenblick und in seinen Augen flackerte Sehnsucht auf. Doch dann festigte sich sein Griff um die Waffe wieder.
»Solange Remy lebt, wird Franc nicht aufhören. Das Ganze endet erst, wenn es sie nicht mehr gibt.«
Er drückte auf den Abzug. Ich bereitete mich darauf vor, zur Seite zu springen, Erin ebenso. Direkt in den Weg derKugel. Ich riss sie rückwärts in meine Arme und geriet ins Stolpern.
»Nein!« Das Wort entfuhr mir in einem gequälten Schrei. Ich legte sie auf den Boden, und wo immer wir uns berührten, brüllte das Untier in mir auf. Ich riss zu ihrem Schutz meinen Schutzwall hoch und schaute mir ihre Wunde an. Blut breitete sich auf ihrem Bauch aus, da wo die Kugel sie getroffen hatte. Ihre Augen schlossen sich flatternd.
»Gib sie mir!«, sagte Mark und rappelte sich auf.
Angesichts der Begierde in seiner Stimme wurde mir übel. Zu meiner Überraschung versuchte Alcais, Mark davon abzuhalten, sich seine Schwester zu packen. »Nein. Lass sie in Ruhe!«
»Du meinst, du kannst mich davon abhalten, Kleiner?«, höhnte Mark.
Wie zum Beweis, dass dem nicht so war, schlug er Alcais mit der Faust zu Boden. Ich beugte mich schützend über Erin, da ich seinen Hieb erwartete, aber da war schon Gabriel zur Stelle und wehrte ihn ab.
Erin gab keinen Ton von sich. Sie verblutete. Von so einer Verletzung erholte man sich nicht mehr. Und wenn ich versuchen würde, sie zu retten, käme ich ums Leben. Das Wissen darum durchflutete mich, und ich schluchzte auf. Könnte ich sie überhaupt noch retten? Und könnte ich das Monster in mir in den Griff kriegen, das jetzt alles daransetzte auszubrechen?
»Warum bist du nur zurückgekommen?«, sagte ich, blind vor Tränen. »Du hättest entkommen können.«
Erin rührte sich nicht. Ihre Muskeln erschlafften, und sie wurde schwerer in meinen Armen. »Nein!«, schrie ich. »Erin, bitte geh nicht!«
Nein! Oh Gott, bitte nicht!
Nach und nach verschwand das Leben aus ihren Augen, und ich schluchzte, wiegte sie in meinen Armen. Ohne nachzudenken berührte ich mit den Fingern ihre blasse Wange, Haut an Haut, und es spielte keine Rolle, dass ich meinen Schutzwall hochgezogen hatte. Über uns schlug eine Welle der Energie zusammen, und ein nie gekannter Schmerz riss mich entzwei.
Kurz vor ihrem Tod drang Erins Energie wie ein arktischer Schneesturm in mich ein. Jedes Molekül, das gefror, verstärkte die Schmerzen noch mehr, und ich hätte mich vor lauter Verzweiflung über die Qualen am liebsten in meiner Haut verkrallt. Selbst mein Blut schien sich zu verdichten, und mein Atem gefror; wie spitze Scherben schnitt
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