Die Macht der ewigen Liebe
sie.«
Wieder lachte er und schlug mir die Faust spielerisch unter das Kinn. »Du hast da einen Tick!«
Ich duckte mich weg und rannte ins Haus.
Es war Lottie, die uns am nächsten Morgen alle in die Küche rief. Wir versammelten uns um die Kücheninsel mit der abgeschrägten Arbeitsplatte, allerdings im Stehen, da es keine Stühle gab. Der zerknitterte Zustand unserer Klamotten zeigte, dass wir alle angezogen geschlafen hatten. Zum Glück hatte jemand Kaffee organisiert. Auf der Arbeitsfläche standen Becher und es gab Tüten mit Gebäck. In Vorfreude auf den Kaffee und das dringend benötigte Koffein atmete ich den Kaffeeduft ein. Gabriel schob einen der Pappbecher zu mir hin.
»Danke«, sagte ich.
Ich freute mich auf den ersten Schluck, befürchtete aber, dass es weder Zucker noch Milch zum Kaffee gab. Voller Freude merkte ich dann, dass er süß und cremig schmeckte, so wie ich ihn liebte. Überrascht blickte ich auf, aber Gabriel hatte sich schon abgewandt. Ich konzentrierte mich wieder auf den Raum. Zu behaupten, die Stimmung sei angespannt, wäre eine Untertreibung gewesen.
Asher, der offensichtlich unter Spannung stand und den Blick konzentriert auf die Kücheninsel richtete,hielt sich von allen abseits. Ich hatte nicht erwartet, dass er so resigniert wirken würde – als hätte er aufgegeben.
Oh Asher. Bitte verschließe dich nicht!
Lucy stand zu seiner Rechten und wirkte zierlich neben ihm. Ich konnte ihr nicht ansehen, ob sich zwischen uns beiden etwas verändert hatte seit dem vergangenen Abend. Ich konnte nur hoffen, dass sich ihr Zorn auf mich gelegt hatte … Leider sah es nicht danach aus. Sie mied mich weiterhin und tanzte von mir weg, wann immer ich ihr mehr als zwei Schritte zu nahe kam. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, als hätte sie eine ruhelose Nacht hinter sich.
Nur die Miene Lotties, die zwischen ihren beiden Brüdern stand, war unergründlich. Ich war ihr dankbar dafür, dass sie das Heft in die Hand nahm. Schließlich musste sich jemand aufraffen und sagen, was zu tun war, und da ließ ich ihr nur zu gern den Vortritt. Rechts von mir beobachtete Gabriel Asher verwirrt. Er hatte eine Augenbraue hochgezogen, als würde er versuchen, etwas zu ergründen. Damit er meine Gedanken auch ganz bestimmt nicht lesen konnte, verstärkte ich meinen Schutzwall. Er bedachte mich aus den Augenwinkeln mit einem belustigten Blick, um mich wissen zu lassen, dass er es mitbekam. Ich tat so, als beachtete ich ihn nicht.
Erin stand links von mir und schaukelte vor und zurück. Ihre Augen schnellten von einem zum anderen, und ihr Lächeln wirkte nervös und zittrig. Vermutlich fragte sie sich, worauf sie sich da eingelassen hatte. Nun lehnte sie sich an die Arbeitsfläche und umklammerte deren Kante wie eine Rettungsleine. Tröstend legte ich einen Arm um ihre Taille.
»Hier ist alles im grünen Bereich«, flüsterte ich so leise, dass die anderen es nicht hören konnten. »Niemand tut dir was.«
»Aber verlieren nicht ihresgleichen in Gegenwart von Heilerinnen die Beherrschung?«, flüsterte sie zurück.
Ich spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte, und bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich mich in der Nacht nicht um sie gekümmert hatte. Wahrscheinlich hatte sie kein Auge zugemacht und die ganze Zeit mit einem Angriff der Blackwells gerechnet. Sie war in dem Glauben aufgewachsen, Beschützer wären Ungeheuer. Nur weil sie mir geholfen hatte, Asher zu finden, und ihn geheilt hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie alles vergessen hatte, was man ihr beigebracht hatte.
»Erin, sie sind nicht wie die anderen. Sie können ihren Drang beherrschen. Außerdem haben sie alle gerade auch ihren Schutzschild oben.« Na ja, bei Gabriel und Lottie traf das nicht zu, und bei Asher konnte ich es nicht mehr sagen … »Glaub mir, die würden dir nie etwas antun.«
»Wir fürchten uns alle viel zu sehr vor Remington, um daran auch nur zu denken«, bemerkte Gabriel trocken.
Verdammtes Beschützergehör!
Als ich ihm zur Strafe in den Magen boxte, atmete er zischend aus. »Halt die Klappe, Gabriela!« Unwillkürlich hatte ich seinen alten Spitznamen benutzt. Lottie verschluckte sich und hielt sich die Hand vor den Mund, damit man ihr Grinsen nicht sah.
»Gabriela?«, fragte sie ihren Bruder mit hochgezogener Augenbraue.
Unbekümmert zuckte er mit den Achseln. »Na und? Ich habe keine Angst vor meiner femininen Seite!«
Ich lachte. Das Geräusch erschreckte mich, und ich fing an zu
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