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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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ein Haar wärst du gestorben«, sagte Lottie bestürzt. »Im Korridor des Krankenhauses. Da hattest du einen Herzinfarkt!«
    Ich nickte. Ich hatte versucht, es ihnen zu erzählen, doch dann hatte sich Lucy gegen mich gewandt, und ich hatte nur noch den Wunsch, mich und meine Trauer zu verstecken.
    Lucy sprang auf. »Ich glaube, mir wird schlecht!« Sie hielt sich die Hand an den Bauch und rannte aus dem Zimmer.
    In einer weiteren überraschend freundlichen Geste erhob sich Lottie und folgte ihr. »Das tut mir leid«, sagte sie und zog die Mundwinkel herunter. »So was hätte ich dir nicht gewünscht.«
    »Du konntest es ja nicht wissen, Lottie. Ich stand unter Schock, und dann ging’s mir zu schlecht, als dass ich euch noch hätte sagen können, was passiert.«
    Sie nickte knapp, bevor sie ging, und ich rang die Hände, bis meine Fingerknöchel weiß hervortraten.
    Ich hatte mich in den letzten beiden Wochen so allein gefühlt. Ach, schon länger. Eine Hand legte sich auf meine.
    Gabriel zog so lange an meinen Fingern, bis er sie auseinandergezogen hatte. »Na komm«, redete er mir gut zu und hob unsere Hände, um mir eine Träne von der Wange zu wischen. »So schlimm sind deine Verletzungen auch wieder nicht. Da haben wir uns schon weitaus schlimmeren angenommen.« Er lockerte seinen Griff und nahm Abstand.
    Mit Verzweiflung begegnete Asher seinem erwartungsvollen Blick. »Das musst du übernehmen, Gabriel.« Dann stand er auf und trat ans Fenster. Er wirkte ausgeschlossen und unglücklich.
    Wieder berührte Gabriel meine Wange. »Konzentrier dich, Remington. Du kannst dich später wieder mit ihm versöhnen.«
    Seine Energie strömte auf mich zu, und entweder konzentrierte ich mich oder ich wurde überwältigt von ihrer Kraft. Wie hatte ich diese Hitze vergessen können? Sie fuhr sengend durch mich hindurch, und ich packte zu. Die Schmerzen waren ständig da gewesen und schrecklich, schlimmer noch dadurch, weil ich sie zu verbergen versucht hatte. Meine Unfähigkeit, mich zu heilen, hatte an mir genagt, und ich hatte allmählich schon die Hoffnung verloren, dass ich mich je wieder okay fühlen würde. Aber zusammen mit Gabriel war das Unmögliche überwindbar.
    Zunächst konzentrierte ich mich auf mein Herz. Es hatte sich bereits Narbengewebe zu bilden begonnen, und ich griff die Zellen an. Ich stellte mir ein perfektes Herz vor, das in einem zügigen, steten Rhythmus schlug, während der Muskel heilte und das Blut in einem wunderbar normalen Rhythmus pumpte. Mein Kopf dauerte länger, dann heilte auch diese Verletzung.
    Als ich fertig war, lockerte ich meinen Griff um Gabriels Handgelenk – wann hatte ich ihn eigentlich umklammert? – und spürte, wie seine Energie sich zurückzog. Vor Erschöpfung war er ganz grau im Gesicht, und ich begriff, dass eine lange Zeit verstrichen war. Bis auf Gabriel und mich hatten inzwischen alle den Raum verlassen. Als es dunkel geworden war, hatte jemand das Licht angemacht, und ich konnte ihm die Erschöpfung ansehen.
    »Sie sind verschwunden, Gabriel. Die Schmerzen sind verschwunden!« Ich lachte erleichtert auf und drückte den Kopf an seine Brust. »Danke«, flüsterte ich überwältigt.
    »Immer wieder gern«, hauchte er in mein Haar.

    Ich wartete, bis alle schliefen, und schlich mich dann durch die Hintertür unseres »geborgten« Hauses nach draußen. Es war ein langer Abend gewesen, voll forschender Blicke und Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Der Tag hatte wirklich alles von mir abverlangt, und meine sorgfältig errichtete Mauer zeigte Risse. Nachdem Gabriel mir geholfen hatte, mich zu heilen, hatte ich mich in eines der Zimmer zurückgezogen. Nun, da alle schliefen, konnte ich endlich allein sein.
    Der eigentliche Garten erstreckte sich bis zum Hang, sodass man von ihm aus keinen Ausblick hatte. In einer Ecke stieß der Gartenzaun an die Seite des Hauses. Ich hielt mich am Rand fest und hievte mich hoch. Dann stellte ich mich auf die obere Kante und kletterte auf das Giebeldach. Sobald ich herausbekommen hatte, von wo aus man den besten Blick hatte, stieg ich über den Dachfirst auf die zum Meer gelegene Seite hinüber. Ich setzte mich auf die Dachschräge und stemmte mich mit den Füßen dagegen, sodass ich nicht hinunterrutschte, dann legte ich mich zurück, um den Himmel zu betrachten. Hier oben konnte mich niemand sehen.
    Irgendwann an diesem Abend, als ich zu schlafen vorgegeben hatte, war mir klar geworden, dass ich weggehen musste, egal, was geschah.

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