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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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die Hand in den Ärmel seiner Jacke und wischte mir damit sanft den ganzen Schnodder aus dem Gesicht.
    Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Beschämt hielt ich mir die Hände vors Gesicht. »Ich glaube nicht, dass du das gerade getan hast. Sag mir bitte, dass du mir gerade nicht den Rotz weggewischt hast, als wäre ich sechs!«
    Gabriel lachte leise in sich hinein, dann sagte er: »Mir blieb gar nichts anderes übrig. Du hattest dich da ja schon richtig reingesteigert.«
    Ich sterbe, dachte ich. Ich schmelze zu einer Pfütze und rutsche vom Dach hinunter.
    Gabriel drückte mich an sich. »Jetzt chill mal, Remington. Dir entgeht ein unglaublich toller Himmel.«
    Ich erwog, mich noch etwas mehr hineinzusteigern, aber wenn es Gabriel nicht peinlich war, wieso dann mir? Ich schmiegte mich an ihn und starrte hinauf.
    »Ist das jetzt nicht merkwürdig?«, fragte ich nach einer Weile. »Dass wir beide nach allem, was so war, hier oben sind?«
    Gabriel zögerte, und er hielt darin inne, mir durchs Haar zu streichen. »Fühlt es sich denn merkwürdig an?«
    »Nein«, sagte ich, nachdem ich darüber nachgedacht hatte. »Es fühlt sich ganz nach uns an. So, wie wir auch in San Francisco waren.«
    Gabriel deutete auf ein Sternbild. »Der Große Wagen.«
    Ich schaute in die Richtung. »Ach komm, nie im Leben! Das ist der Kleine Wagen.«
    »Quatsch. Ich kenne meine Sternbilder, und das ist der Große Wagen.«
    »Nur weil du schon zu Kopernikus’ Zeiten auf der Welt warst, heißt das noch lange nicht, dass du dich mit Sternen auskennst.«
    Gabriel erstarrte. »Du hältst dich wohl für witzig, Remington. Aber so alt bin ich auch wieder nicht, weißt du!«
    Ich legte den Kopf nach hinten und wollte ihn angrinsen. Doch sein Gesicht war näher als erwartet, unsere Lippen waren keine drei Zentimeter voneinander entfernt. Ich riss den Kopf ganz zurück, setzte mich auf und strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Ich sollte reingehen«, sagte ich leichthin. »Bevor wir uns morgen mit dieser Gang in die zweite Runde begeben, sollten wir gut schlafen.«
    Ich stand auf und hielt ihm die Hand hin. Er ließ sich von mir hochziehen und folgte mir zur Dachkante zurück. Er kletterte zuerst hinunter und wartete, während ich vom Dach aus mit einem Fuß nach dem Zaun tastete. Gabriel schlang die Hand um meinen Fußknöchel und lenkte mich an die Kante. Gerade wollte ich von dort hinunterspringen, als er meine Taille umfasste und mich einfach hochhob, sodass meine Füße in der Luft baumelten. Eine schwerelose Sekunde später stellte er mich auf dem Boden ab und trat zurück. Er wippte auf den Fersen und starrte mich an, bis ich mich wand.
    Früher hatte ich Gabriel als eine schönere, etwas ältere Version von Asher betrachtet. Aber Gabriel hatte zu vollkommen gewirkt, zu gut aussehend, von allem einfach zu viel. Er war mir unheimlich arrogant vorgekommen, und ich hatte ihn lange Zeit nicht ausstehen können. Dann hatte ich Asher fürtot gehalten, und irgendwie war Gabriel mir in dieser Zeit der gemeinsamen Trauer zum Freund geworden. Während ich mich wieder mit seinen Gesichtszügen vertraut machte, begriff ich, wie unrecht ich hatte: Gabriel war schön und gleichzeitig zu sehr Mensch, um perfekt zu sein. Wie seltsam, dass mir das an einem Tag aufging, an dem er alle seine Beschützerfähigkeiten unter Beweis gestellt hatte. Ich trat von einem Fuß auf den anderen, da mir sein prüfender Blick Unbehagen bereitete, und verstärkte meine Abwehr.
    »Was läuft da zwischen Asher und dir?«, fragte er.
    Vor dieser Frage hatte ich mich gefürchtet, denn darauf gab es keine einfache Antwort. Also leerte ich meinen Kopf von allen Gedanken und mogelte mich um die Antwort herum. »Wie meinst du das?«
    Seine Augen verengten sich nachdenklich. »Es ist anders zwischen euch. Angespannt.«
    Etwas sagte mir, er würde merken, wenn ich log, trotzdem war ich noch nicht bereit, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich sah ihn offen an. »Hör mal, ich will einfach nicht darüber reden. Okay?«
    Ich hoffte, ich hatte ihn nicht verletzt. Meine Reaktion schien ihn zu enttäuschen, aber er hakte nicht nach. Er nickte, und wir machten uns auf den Weg zum Haus. »Hast du ihn nach unserem Gespräch angerufen?«, fragte ich.
    »Nein, ich habe entschieden, mir lieber selbst ein Bild zu machen.«
    Hieß das, er wusste, wie sehr Asher sich verändert hatte? Er hatte die Tür schon aufgemacht, als ich mich an seine Jacke erinnerte. »Gib mir deine Jacke, ich wasche

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