Die Macht Der Könige
nichts, womit du Schwierigkeiten kriegen tätst, Gorthis, ich schwöre es dir.« Sie bückte sich und kramte unter der Wäsche nach dem Klumpen, dann hob sie ihn mit beiden Händen hoch. »Das da ist Gold, Gorthis, du brauchst es nicht heimlich weiterverkaufen! Du brauchst niemanden davon erzählen! Du kannst es selber verarbeiten. Du brauchst mir bloß ein Konto einrichten. Schau, schau...!« Sie legte den tonüberzogenen Klumpen auf einen Ladentisch, dann nahm sie das Kopftuch ab und schüttelte die blonden Locken aus. »Ich bin immer noch Moria«, sagte sie mit der Aussprache vornehmer Rankaner, »aber ich habe es zu etwas gebracht, Gorthis, ich bin jetzt oben, und ich brauche das Geld. Tu mir diesen Gefallen, Gorthis, dann werde ich es dir auch nicht vergessen in den besseren Kreisen.«
»Zauberei!« hauchte Gorthis, er hatte die Augen weit aufgerissen. »Du bist verhext!«
»Teure Zauberei. Und sie ist beständig.« Sie hob den Klumpen und streckte ihn ihm entgegen. »Heb ihn. Es ist sehr viel Gold. Sehr viel Gold, Gorthis. Kein vergoldeter Stein, prüf es. Du kannst es haben. Wie ich schon sagte, du kannst es mir nach und nach bezahlen, in Silber, das ich ausgeben kann, ohne daß jemand Fragen stellt.«
»Shalpa und Shipri!« Gorthis zog ein Schnupftuch hervor und wischte sich übers Gesicht. »Sie sagten, daß du in der Oberstadt bist. Sie sagten, daß du's bist. Mor-am kam hierher -verpfändete mir dieses Messer. Er sagte, daß du in die Oberstadt gezogen bist.«
»Wo ist mein Bruder?« Sie wollte es in Wahrheit gar nicht wissen. Er war immer noch Ischades Kreatur. Mußte es immer bleiben, wollte er nicht mit grauenvollen Schmerzen leben. Aber nicht zu wissen, ob er lebte oder tot war - diese Ungewißheit konnte sie nicht ertragen.
»Habe ihn seither nicht mehr gesehen. Habe keine Ahnung. Zeig mir das Ding.«
Sie reichte ihm den Klumpen. Er wog ihn in der Hand.
»Verdammt.«, entfuhr es ihm.
»Ich sagte dir doch, daß es nicht bloß ein goldüberzogener Stein ist.«
Er trug ihn durch eine Gittertür zu einer Werkbank, auf die durch ein vergittertes Fenster Licht fiel. Moria folgte ihm besorgt und biß sich auf die Lippe, als er den Klumpen auf die Bank schlug, wodurch der Ton abbröckelte.
Gelbes Gold glänzte im Licht.
»Das ist geschmolzenes Gold«, stellte er fest.
»Es ist nicht gestohlen!« Das war eine Halblüge. Sie verkrampfte die Hände. »Es ist von Freunden. Sie starben bei den Unruhen. Aber ich habe keine Möglichkeit, es selbst zu schmelzen. Ich weiß, daß du ehrlich bist, Gorthis, das warst du immer. Nimm deinen üblichen Anteil, so wie immer, und gib mir mein Geld in Raten. Das ist doch fair, nicht wahr?«
»Warte hier. Ich muß was holen.« Gorthis eilte an ihr vorbei zur Gittertür und hindurch.
Dann schmetterte er sie hinter sich zu. Moria starrte ihn erschrocken an. Aber Gorthis übertrieb eben wenn es um Sicherheit ging. So war er schon immer Sie war bereit zu glauben, daß es nur das war.
Bis er den Schlüssel umdrehte und einsteckte.
»Es ist mein verdammtes Gold, Gorthis. Ich habe nicht vor, es zu stehlen!«
»Du wirst schön brav hier bleiben!« Gorthis zog an einer Klingelkette, und auf dem Dach schrillte die Diebesglocke, um die Wache herbeizurufen.
»Was machst du?« schrie Moria. Sie rüttelte an der Gitterstäben. »Gorthis, hast du den Verstand verloren?«
»Ich bin ein ehrbarer Geschäftsmann«, erklärte Gorthis. »Ich bin ehrbar, seit die Unruhen anfingen. Ich lasse mich auf keine krummen Geschäfte mehr ein, ich habe nun zu viele Kunden aus der Oberstadt.« Wieder zog er ein paarmal an der Klingelkette. »Tut mir leid, Mädchen. Ehrlich.«
»Ich werde es ihnen sagen! Ich werde ihnen sagen, was du bist!«
»Wem werden sie glauben, ha, Mädchen, wenn ich dich und den großen Klumpen Gold der Wache übergebe? Nein, Mädchen, das ist besser für mich, wenn auch nicht für dich. Ich beweise ihnen, daß ich mich geändert habe, das wird es ihnen beweisen!«
»Ich habe Freunde in der Oberstadt.«
»Nein, hast du nicht. Ich weiß, wer deine Freunde sind, Mädchen. Die Nachbarn haben geredet, die Nachbarn um das Pereshaus herum, die ausgebrannt sind. Sie haben einen Haftbefehl für dich, Verdingen von Magiern, Brandstiftung und Mord. Du weißt, daß das Gesetz nicht an Magier rankommt, die Wache kann sie nicht verhaften, das weißt du doch, nicht wahr? Aber die, die sie beauftragen, die sind haftbar. Ist doch klar. Du brennst die halbe Stadt nieder, kommst mit
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