Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Seite des Palastes zweifellos leichter nachkommen.
    Sie beschloß, ihren viel zu späten Besuch nicht zu erwähnen, und wollte gerade wieder gehen, als das Licht ihrer Lampe auf einen Stoß Zeichnungen fiel. Sie erkannte ihren Prinzen mit blutigem Schwert und sich selbst mit blutigen Händen - und die Neugier siegte über ihre Vernunft.
    Shupansea zündete Hakiems Lampe mit ihrer eigenen an und setzte sich, um die farbigen Zeichnungen näher zu betrachten.
    Nicht überall in Freistatt gingen die Uhren wie im Palast. Die Straße der Roten Laternen strahlte lange nach Mitternacht in hellem Licht. Das Labyrinth wurde erst interessant, nachdem die ehrbaren Bürger die Fensterläden geschlossen hatten. Und in einer Kaschemme wie dem Wilden Einhorn war erst viel später wirklich etwas los.
    Durch alle Veränderungen Freistatts hindurch war das Wilde Einhorn so etwas wie ein Fels in der Brandung geblieben. Seine Wirte - ob Menschen oder nicht - waren gleich häßlich, seine Dirnen befanden sich allesamt auf dem absteigenden Ast. Das Essen war miserabel, und das Gesöff, das aus den Fässer gezapft wurde. Das Bier im Wilden Einhorn stand in dem Ruf, die schlimmste Mischung aus Hafenschlick und Ziegenpisse zu sein, und der Wein. nun, das Bier war besser als der Wein.
    Der Gipfel der Ironie: Hakiem der Geschichtenerzähler, der den größten Teil seines Lebens als Erwachsener in einem nebelhaften Suff verbracht und um Kupferstücke für billigen Wein gebettelt hatte, besaß jetzt Geld genug, um den gesamten Keller leerzukaufen, und er konnte die Brühe nicht länger trinken. Der Geschmack in seinem Mund war der gleiche und brachte bittersüße Erinnerungen an ein vergangenes Freistatt zurück, aber er wagte es nicht, das Zeug hinunterzuschlucken. Zum Glück bemerkte niemand, wie er die schauderhafte Flüssigkeit auf den Boden spuckte.
    Er hatte sich verkleidet - das heißt, er trug die alte Kleidung, die er vor Jahren zu verbrennen geschworen hatte. Die meisten Leute wußten, daß er in die besseren Kreise aufgestiegen war, und die meisten erkannten ihn nicht wieder, wenn er wie früher aussah. Einige machten sich sogar Sorgen um ihn und rieten ihm, jetzt, da er ein paar Münzen in seinem Geldbeutel und Zugang zum Palast hatte, sich vom Wilden Einhorn fernzuhalten. Diese wenigen hatten vermutlich recht, aber er konnte nicht länger ohne das Wilde Einhorn leben, als er. als er Tag um Tag im Palast verbringen konnte.
    Spät in der Nacht, lange nachdem seine ehrbaren Herrschaften ihre ehrbaren Abendgesellschaften beendet hatten, war Hakiem heimlich in das Freistatt zurückgekehrt, das sie sich nicht vorstellen konnten, und hatte eine weitere Ausbeute an Geschichten eingeholt. Er hatte eine Art Lehrling, Hort, den Fischerburschen, aber nichts konnte sein eigenes Gespür ersetzen. Und nichts konnte das wahre Leben ersetzen, das wie eine Parade durch das Wilde Einhorn zog.
    Er ließ seinen Blick unscharf werden, was ihm nicht schwerfiel, da sein Haar schon begonnen hatte, weiß und grau zu werden, und wurde von einer plötzlichen Erkenntnis bis ins Innerste erschüttert: Sein geliebtes Einhorn und der Palast unterschieden sich gar nicht so sehr. Er trank hastig von seinem Krug und machte den Wein für seine nachlassenden Augen verantwortlich.
    Aber, nein, der Vergleich war in seinem Geist entstanden, und die Ähnlichkeiten wollten nicht verschwinden. Sowohl das Wilde Einhorn als auch der Palast waren Orte, wo der Schein allgemein wichtiger als die Wirklichkeit war. Beide hatten einen Ruf, der weit über die Wirklichkeit hinausging, und - Hakiem konnte es ruhig zugeben - beide waren Schmarotzer im Lebensblut der Stadt.
    Der Dunkle Shalpa mochte wissen, wie viele ehrliche Männer nötig waren, um einen Dieb zu ernähren, selbst einen der log, so wie alle Diebe lügen. Hakiem schätzte, daß es genauso viele waren, wie man brauchte, um einen Aristokraten zu ernähren.
    »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen«, sagte Hort fröhlich, als er auf dem Stuhl gegenüber von seinem Mentor Platz nahm.
    Hakiem hob den Kopf und sah Zwillinge, die ihn anlächelten. Bei den siechenden Untergöttern! Was schütteten diese Leute nur in den Wein? Doch die alten Gewohnheiten starben nur langsam und leisteten ihm gute Dienste, als er mit bedächtigen überlegten Gesten wieder die bewußte Kontrolle über seinen Körper zurückgewann. Alte Gewohnheiten und die Tatsache, daß er nicht mehr als einen halben Krug sauren Wein getrunken

Weitere Kostenlose Bücher