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Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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meinem Segen.« Er richtete sich auf.
    Ein Murmeln lief durch die Reihen der Schüler.
    Als es endete, sagte Randal: »Setzt nun alle eure Füße fest auf den Boden und drückt die flachen Hände auf die Oberschenkel. Ich werde eure Trance leiten.«
    Während Randal die Entspannungslitanei durchging, nahm Merricat seine Stimme als ihren Leitstrahl. Als er ihrer rechten Hand befahl, sich von allein zu heben und vor ihrem Gesicht zu schweben, erschien ihr ihre Hand schwerelos. Und als er ihr befahl, die Augen zu öffnen und das Fluidum ihrer Person zu erschauen, überraschte es sie nicht, ein grünes Leuchten um ihre Finger, die Knochen unter der Haut und blaue Funken zu sehen, die von ihren Fingerspitzen sprühten.
    Als ihr befohlen wurde, die Augen wieder zu schließen, taten sie es ohne ihr Zutun. Als ihr gesagt wurde, daß ihre Hand nun auf ihren Oberschenkel fallen, sie die Augen öffnen und dann die erste Ebene um sich sehen würde, hatte sie keine Angst.
    Bis ihre Hand auf den Oberschenkel fiel. Da erfaßte sie ein grauenvolles Schwindelgefühl, und wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sich an ihrem Stuhl festgehalten. Aber sie konnte es nicht. Ihr Körper stand unter Randais Kontrolle, nicht unter ihrer. Als er mit dem Finger schnippte, woraufhin sich ihre Augen öffneten, erblickte sie eine seltsame Landschaft, die sich endlos in alle Richtungen erstreckte. Die Hügel hier hatten Kämme wie erstarrte Wellen und die Bäume kugelrunde Kronen. Unter diesen Bäumen standen andere, und sie wußte plötzlich, daß einige dieser anderen ihre Mitschüler waren.
    Sie wußte es, weil sie unter einem solchen Baum stand, und neben ihr befanden sich Geschöpfe, teils menschlich, teils nicht. Eines kam mit großen Schritten auf sie zu, starrte sie durch ein rundes, brennendes Auge an, legte den Kopf schief wie ein Falke und sagte durch den Vogelschnabel: »Willkommen auf der ersten Ebene, Merricat. Was ist es, das du hier suchst?«
    »Wissen«, antwortete Merricat, wie sie es in Randais Unterricht gelernt hatte. »Freunde. Geisteskraft.«
    Der Vogelschnabel wuchs, und aus ihm drangen die Worte: »Es sind für dich keine Freunde auf der ersten Ebene, genausowenig, wie es Freunde für dich im Aphrodisiahaus gibt. Du mußt weiter oben suchen. Hier wie dort wirst du nur Werkzeug finden.«
    »Dann gib mir eines«, hörte sie sich sagen und erschrak über ihre eigene Kühnheit.
    Der Vogelkopf nickte und der Schnabel kam näher.
    Sie wollte vor dem scharfen Schnabel zurückweichen, aber sie konnte es nicht. Sie hatte die Hand ausgestreckt und der Schnabel näherte sich dem angebotenen Opfer ihres weichen Fleisches. Da ließ er ein Insekt, das einer Wespe ähnelte, auf ihre Handfläche fallen. Das Insekt kitzelte auf ihrem Handteller, als es mit vielen Beinen auf ihrem Fleisch tanzte. Und während es tanzte, bildete sich ein Wespennest, in das es alsbald kroch.
    Da wurde Merricats Hand sehr schwer, und als nächstes wußte sie, daß es ihr auf den Schoß gefallen war, denn Randais Stimme sagte: ». wenn ich bis drei gezählt habe, wird dein Geist in deinen Körper zurückkehren, deine Augen werden sich öffnen und du wirst neben deinen Mitschülern auf deinem Platz sitzen.«
    Ihr war, als spreche der Adept ganz allein zu ihr. Sie lauschte nur seiner Stimme, als sie aufs neue ein Schwindelgefühl überwältigte. Sie flog durch Wolken vieler Farben über alten Meeren und weiter dahin.
    Nachdem sie ihren Körper gefunden hatte, wurde sie hineingesogen und ihr Geist kam mit einem Klatschen ihrer auf dem Oberschenkel aufschlagenden Hand in seinem Gefängnis zur Ruhe.
    Ihre Augen öffneten sich. Sie blinzelte. Die Schüler rundum waren bleich, ihre Lippen blutlos und stumm.
    Niemand blickte jemand anderen an. Aber Merricat betrachtete ihre Hand auf dem Oberschenkel.
    Auf dem Handteller war ein roter Klecks von der Größe des kleinen Wespennests. Ihr stellte sich das Haar am ganzen Körper auf. Das mußte doch etwas bedeuten, oder sie hatte es völlig verkehrt gemacht. Welche Verbindung konnte die erste Ebene mit Shawmes Problem und dem Ding haben, das sie ihrer Freundin geheimzuhalten geraten hatte?
    Sie zitterte am ganzen Körper. Ihre Haut war fleckig, rot und fahlweiß.
    Den Rest der Lektion hörte sie nicht, nur Randais Stimme, der einzige Trost in ihrem Universum, das ihr nun gar kein Trost mehr war.
    Sie mußte dem Adepten sagen, was sie getan, wie sie versagt hatte, und sie mußte herausfinden, was das Omen bedeutete. Sie mußte

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