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Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nur ein einziges Kleid besessen hatte, nur abgelegte Jungenhemden und -hosen, war es wirklich schwierig, zwischen zwei nagelneuen, hauchdünnen Gewändern mit tiefem Ausschnitt zu wählen. Als sie schließlich das blaue angezogen hatte und die Treppe hinunterstieg, hörte sie bereits Männerlachen über der lauten Musik aus dem großen Salon.
    Und unter ihrem Gewand, mit einem dünnen Schal fest an ihren Oberschenkel gebunden, war dieses andere Ding, das sie in jener Nacht am Strand gefunden hatte, eine Waffe, die sie Zip nicht gezeigt hatte: ein unheimliches Artefakt aus dem Meer, bei dessen Anblick Merricat die Stirn gerunzelt und Shawme geraten hatte, es lieber zu behalten.
    Es war Wachwechsel in Freistatt, und nirgendwo war der Wind des Chaos stärker zu spüren, als in der Magiergilde.
    Sogar Merricat, die erst kurz bevor die Flammensäule in der Oberstadt die Neue Ära ankündigte, ihre Magierlehre begonnen hatte, spürte es. Sie las es aus den Gesichtern der Adepten, aus den hochgezogenen Schultern des gutaussehenden, geheimnisvollen und namenlosen Ersten Hasard.
    Sie spürte es im Klassenzimmer, wenn ein echter Magier Unterricht gab wie heute abend Randal. Gewöhnlich, wenn Randal unterrichtete, fing sie zu tagträumen an. Sie beobachtete Randais sommersprossiges Gesicht und stellte sich vor, wie zärtlich es sie in einer abgeschiedenen
    Liebeslaube anblickte, in die er sie für einen privaten Unterricht anderer Art gezaubert hatte. Sie starrte seine erstaunlich großen Ohren an und malte sich aus, wie es wäre, an ihnen zu knabbern. Sie schwärmte von den kräftigen Armen des Kriegermagiers in der Adeptenrobe und fragte sich, wie es wäre, sie um sich zu spüren.
    Aber nicht heute abend. Heute abend wirkte sogar Randal, bei dessen Unterrichtsstunde Merricat sich geborgen fühlte, angespannt und bleich.
    Aber der Unterricht war im Gange, und Merricat bemühte sich sehr, sich darauf zu konzentrieren.
    »... wenn ihr in Trance seid, fangen wir an, durch die Ebenen aufwärts zu reisen. Auf jeder Ebene, die wir besuchen, werdet ihr Zeit haben, euch umzusehen und Bewohnern zu begegnen.
    Wenn ihr einen trefft, dann merkt euch seinen Namen gut. Der Zweck dieser Lektion.«, sagte Randal mit so scharfer Stimme, daß sie Merricat von ihren Wunschträumen wegriß, von ihren Plänen, allein mit Randal sein zu können, indem sie
    vortäuschte, über Shawmes Problem mit ihm diskutieren zu wollen.
    ». der Zweck ist, schließlich die zwölfte Ebene zu erreichen, wo ihr einen Führungsgeist finden werdet, der euch helfen kann, mit den Mächten der Unterwelt zu verhandeln. Das ist die stärkste Magie, Magie der Art, die euch euer Leben lang erhalten bleiben wird und sogar euer Leben nach dem Tod
    entscheiden wird. Sie hat nichts mit den Schwächen unbedeutender Zauber zu tun, mit aufgebrachten Vetteln, die sich beschweren, daß irgendwelche Liebestrünke nicht gewirkt haben.«
    Die Schüler kicherten.
    Randal fuhr fort: »Ein profundes Wissen ist erforderlich. Einige von euch werden diese Reise langsam, Schritt um Schritt machen. Manche werden in diesem Unterrichtsjahr nur eine gewisse Strecke hinter sich bringen. Aber um ein echter Adept zu sein, müßt ihr in eurer Reise zur zwölften Ebene, die ein Leben lang dauern kann, alles überwinden, was sich euch dabei in den Weg stellt, und eurem Führer von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Euer Führer ist euer Vertreter, dort, wo Sterbliche nicht wandeln können. Er verfügt über ein Wissen, an das ihr nur durch ihn herankommt, über eine Macht, deren ihr euch nie allein bedienen könnt.«
    Die Schüler wagten kaum noch zu atmen. Randais Stimme war noch tiefer geworden. In seinem Kriegerrock und dem dunklen Beinkleid war er der Feldmagier schlechthin und so viel besser für diesen Unterricht geeignet als irgendein weichlicher Adept in reich verziertem Magiergewand. Als Randal sich mit ausgestrecktem Hals vorbeugte und sein Blick über die Reihen der Schüler wanderte, zuckte keiner mit einer Wimper über seine nächsten Worte.
    »Schüler«, sagte Randal mit plötzlich weicher Stimme, die seine ehrliche Besorgnis um ihr Wohlergehen verriet, »diese Lektion ist nicht ungefährlich. Wenn sie zu Ende ist, wird es keine Spötteleien unter euch geben, keine Prahlerei jener, die schneller vorankommen, gegenüber den Bedächtigeren. Ihr alle seid in Gefahr, euren Verstand und euer sterbliches Ich in diesen Ebenen zu verlieren. Geht vorsichtig, geht entschlossen und geht mit

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