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Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Arm, und doch bist du mir überlegen.
    Ich nenn' dich Weib, du mußt Gebieter zu mir sagen, und doch verneig' ich mich vor deinem Schrein!«
    Er hörte auf, als eigenständige Person zu existieren, und wurde der tragische König, ein Mann, der durch die Umstände dazu verdammt war, alles zu zerstören, was er liebte, am Ende nur durch das Einschreiten übernatürlicher Kräfte, die sich seinem Verständnis entzogen, vor der endgültigen Erniedrigung gerettet.
    Wieder folgte ein neuer Aufzug, während der Spielpause brachen die Schmerzen über ihn herein, dann schlüpfte er erneut in seine Rolle, und die Schmerzen waren verschwunden. Erst zum Ende des ersten Aktes begriff er wirklich, daß er ernsthaft verletzt war. Anstatt durch den kleinen Geheimgang (den Molin ohne Widerspruch genehmigt hatte) hinter das Foyer zu gehen, um zu hören, wie das Publikum auf die Aufführung reagierte, blieb Feltheryn in seiner Garderobe und ruhte sich für die eindrucksvolle und furchtbare Unterredung mit dem Hohepriester aus, bereitete sich auf die kalte und schreckliche Szene vor, in der er seine Feinde auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ.
    Doch zum Schluß, als die Geschichte in ihrem unausweichlichen Höhepunkt gipfelte, in dem die geisterhafte Gestalt des toten Königsvaters seinen Enkel in die Gruft zog, durchbrachen die Schmerzen alle Schutzwälle, die Feltheryn errichtet hatte. Und da war noch etwas, etwas, das die ganze Zeit über immer hartnäckiger zu ihm durchzudringen versucht hatte. Als der letzte Vorhang fiel und er die Rolle wie ein abgetragenes Kleidungsstück abstreifte, begriff er es endlich.
    Es gab keinen Applaus.
    Nicht mehr Applaus als vorher in der Gasse des Labyrinths. Statt dessen klang ein beunruhigendes Raunen auf, eine Mischung aus Verärgerung und Belustigung, als wüßte das Publikum nicht, wie es sich verhalten sollte.
    Er hatte es gespürt, hatte in einem Winkel seines Geistes gewußt, daß irgend etwas schieflief, aber er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, gegen die Schmerzen anzukämpfen, um darauf achten zu können. Jetzt nahm er es mit einer Klarheit wie von sonnenlichtdurchflutetem Quellwasser wahr.
    Er wollte durch den Vorhang treten, um sich zu verneigen, wenn schon nicht, um den Applaus entgegenzunehmen, dann wenigstens, um die Gefahr abzuschätzen, doch Glisselrand ergriff ihn am Arm und hielt ihn zurück.
    »Ich glaube, du solltest besser nicht gehen«, sagte sie, und er entdeckte Falten in ihrem Gesicht, die nicht das Alter dort hinterlassen hatte.
    »Was ist schiefgegangen?« wollte er wissen.
    »Ich weiß es auch nicht«, erwiderte sie, »aber ich denke, wir werden es herausfinden. Der Prinz und die Beysa haben ausrichten lassen, daß sie hinter die Bühne kommen werden.«
    Sie hatten vorsichtshalber selbst Blumen für die Premiere besorgt, so daß Feltheryn und Glisselrand von Blumen- und Früchtekörben umgeben und mit Topfpalmen zu beiden Seiten hinter einem Tisch saßen, als der Prinz und die Beysa Shupansea hereinplatzten. Es war nicht einfach gewesen, Topfpalmen in Freistatt aufzutreiben, aber sie hatten sich in Ranke daran gewöhnt und waren der Meinung, daß die Pflanzen gute Erinnerungen an die ruhmreichen Zeiten der Hauptstadt wecken würden.
    Die Mühe war offensichtlich umsonst gewesen.
    »Wie konntet Ihr es wagen!« stieß der Prinz anklagend hervor, und Feltheryn wußte sofort, was es war, das sie gewagt hatten.
    Prinz Kadakithis war eindeutig der junge Adlige, der Snegelringe als Vorbild für seine Art zu gehen und sich zu benehmen gedient hatte! Es mußte der Eindruck entstanden sein, daß das ganze Stück direkt auf ihn gezielt hatte, als Warnung oder Beleidigung oder.
    »Oh, seht her!« rief Snegelringe, der am Arm einer schönen jungen Frau und in Begleitung mehrerer anderer eintrat. »Da ist der junge Mann, den Ihr mir gezeigt habt! Guter Herr, Ihr könnt gar nicht ahnen, wie dankbar. «
    Snegelringe verstummte.
    Die ganze Welt schien einen Moment lang stillzustehen, bis eine der Damen im Gefolge des dicklichen Schauspielers vortrat.
    »Daphne!« rief Prinz Kadakithis aus.
    »Mein Gemahl!« gab Prinzessin Daphne zurück und bedachte ihn mit einem Blick, der das Meer bis zum Heimatland der Beysa hätte einfrieren lassen können. »Ich habe gehörte, daß Ihr einen großzügigen Beitrag zu diesem Abend beigesteuert habt, wie hätte ich da zurückstehen können?«
    Sie schob sich an ihm vorbei und zog einen kleinen Beutel aus Samt hervor, den sie vor Glisselrand

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