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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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herab und läuft über meinen Arm. Ich sehe zu Adelinas leblosem Körper hinüber und fange an zu weinen.
    »Ich bin nicht der, für den du mich hältst«, sagt er, kommt zu mir und reicht mir seine Hand. »Die Zeit wird äußerst knapp«, fährt er fort. »Ich bin einer von euch und gekommen, um zu helfen.«
    Ich nehme seine Hand. Welche Wahl habe ich schon? Bevor irgendjemand kommt, zieht er mich hoch. Dann führt er mich durch den nördlichen Korridor in den ersten Stock und weiter in Richtung Glockenturm. Bei jedem Schritt habe ich schreckliche Schmerzen in der Schulter.
    »Wer bist du?«, frage ich. Hundert verschiedene Fragen rasen durch meinen Kopf. Warum hat er sich erst jetzt zu erkennen gegeben, wenn er einer von uns ist? Warum hat er mich gequält und in dem Glauben gelassen, er wäre einer von ihnen? Kann ich ihm überhaupt trauen?
    »Pssst«, flüstert er. »Sei ganz leise.«
    In dem muffigen Flur ist es still. Fast am Ende angelangt höre ich ein Dutzend schwerer Schritte auf dem Gang genau unter uns.
    Schließlich kommen wir zu der Eichentür. Sie ist einen Spalt weit geöffnet. Der Kopf eines Mädchens lugt heraus. Es verschlägt mir den Atem. Kastanienbraunes Haar, neugierige braune Augen, schmale Gesichtszüge. Sie scheint gealtert, aber zweifellos ist sie es.
    »Ella?«, frage ich.
    Sie wirkt wie elf oder vielleicht zwölf. Ihr Gesicht, das sich bei meinem Anblick aufheitert, ist jetzt schlanker.
    Ella schiebt die Tür auf, sodass wir eintreten können. »Hallo Marina«, sagt sie mit einer Stimme, die ich nicht wiedererkenne.
    Der Mann zieht mich weiter hinein und schließt die Tür hinter uns. Dann verkeilt er sie mit einer dicken Holzplatte an der untersten Stufe. Danach laufen wir die Wendeltreppe hinauf. Als wir oben angekommen sind, muss ich mir Ella noch einmal ansehen. Verwirrt und mit großen Augen starre ich sie an und spüre kaum noch das Blut, das an meinem Arm hinabläuft und von meinen Fingerspitzen tropft.
    »Marina, mein Name ist Crayton«, sagt der Mann. »Es tut mir sehr leid, was mit deiner Cêpan geschehen ist. Ich wünschte, ich wäre früher gekommen.«
    »Adelina ist tot?«, fragt die ältere Ausgabe von Ella.
    »Ich verstehe das nicht«, sage ich und starre Ella weiter an.
    »Wir werden dir alles erklären, das verspreche ich. Aber wir haben nicht viel Zeit. Du verlierst sehr viel Blut«, sagt Crayton. »Du kannst doch Menschen heilen, oder? Kannst du das auch bei dir selbst?«
    Bei all der Verwirrung und Eile habe ich überhaupt nicht daran gedacht, mich selbst zu heilen. Jetzt versuche ich es und lege meine rechte Handfläche auf die klaffende Wunde. Das eisige Kitzeln durchfährt meinen Arm, als sich die Verletzung schließt und das Taubheitsgefühl nachlässt.
    Nach dreißig Sekunden bin ich so gut wie neu.
    »Sei hiermit bitte in Zukunft vorsichtiger«, mahnt Crayton. »Er ist viel wichtiger, als du denkst.«
    Ich folge seinem Blick. »Mein Kasten!«
    Irgendwo in der Nähe gibt es eine Explosion. Der Turm schwankt, Mörtel und Steine fallen von der Decke und den Wänden. Noch mehr Gestein fällt herunter, als mich eine erneuteExplosion von den Füßen reißt. Mithilfe der Telekinese fange ich es ab und leite es aus dem Fenster hinaus.
    »Sie suchen nach uns und es wird nicht lange dauern, bis sie wissen, wo wir sind.« Crayton sieht erst Ella, dann mich an. »Sie ist eine von euch. Ein Mitglied der Garde von Lorien.«
    »Aber sie ist viel zu jung«, erwidere ich kopfschüttelnd. Irgendwie schaffe ich es nicht, die jüngere und mir bekannte Ausgabe von Ella mit dieser älteren zu ersetzen. »Ich verstehe das nicht.«
    »Weißt du, was ein Aeternus ist?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Zeig es ihr, Ella.«
    Vor meinen Augen beginnt Ella, sich zu verändern. Ihre Arme werden kürzer, ihre Schultern schmaler. Sie wird zwanzig Zentimeter kleiner und verliert deutlich an Gewicht. Ihr schrumpfendes Gesicht erstaunt mich am meisten.
    Schon bald sieht sie wieder aus wie das kleine Mädchen, das ich so lieb gewonnen habe.
    »Sie ist ein Aeternus«, sagt Crayton. »Sie kann zwischen verschiedenen Altersstufen hin- und herwechseln.«
    »Ich … Ich wusste gar nicht, dass das möglich ist«, stammele ich.
    »Ella ist elf Jahre alt«, fährt er fort. »Sie hat Lorien zusammen mit mir auf einem zweiten Raumschiff verlassen, das nach eurem gestartet ist. Sie war noch ein Säugling, nur ein paar Stunden alt. Der Letzte der Ältesten, Loridas, hat sich selbst geopfert, damit Ella seine

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