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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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baumeln über der Bettkante; gleich scheint sie aufzustehen.
    Ich flitze aus dem Haus und finde den schlafenden Erbe vor dem Fenster liegend. Mit dem Kater auf dem Arm schleiche ich mich durch Gassen und Seitenstraßen zurück zum Waisenhaus und frage mich, wie Héctor wohl reagieren wird, wenn er seine geheilte Mutter entdeckt. Das Problem allerdings ist, dass Geheimnisse in einem kleinen Ort wie diesem nicht lange gehütet werden können. Ich hoffe nur, dass mich niemand hat kommen und gehen sehen und dass Carlotta sich nicht genau erinnern kann, was geschehen ist.
    An der schweren Doppeltür angekommen ziehe ich den Reißverschluss meines Mantels halb herunter und stopfe Erbe vorsichtig hinein. Ich weiß genau, wo ich ihn sicher verstecken kann: zusammen mit dem Kasten im nördlichen Glockenturm.
    Der Kasten,
denke ich.
Ich muss ihn einfach aufbekommen.

20
    Verliebt zu sein, ist eine wirklich merkwürdige Sache. Was du auch machst, ständig driften deine Gedanken zu dieser anderen Person. Du kannst gerade eine Tasse aus dem Küchenschrank nehmen, dir die Zähne putzen oder zuhören, wie jemand eine Geschichte erzählt – und plötzlich siehst du das Gesicht dieser Person vor dir, ihr Haar, denkst daran, wie sie riecht, fragst dich, wie sie gerade angezogen ist oder machst dir Gedanken, was sie bei der nächsten Begegnung wohl sagen wird. Und neben diesem permanenten Traumzustand, in dem du dich befindest, fühlt sich dein Bauch an, als hinge er an einem Bungee-Seil. Er hüpft und hüpft stundenlang herum, bis er sich schließlich in der Nähe deines Herzens einnistet.
    Genauso habe ich mich seit dem Tag gefühlt, an dem ich Sarah Hart begegnet bin. Es kommt vor, dass ich beispielsweise gerade mit Sam trainiere oder im Kofferraum des SUVs nach meinen Schuhen suche, und plötzlich überkommt mich der Gedanke an Sarahs Gesicht, ihre Lippen, ihre elfenbeinfarbene Haut. Oder ich sitze auf der Rückbank und sage Sam, wo er langfahren soll, und trotzdem bin ich zu hundert Prozent auf dieses Gefühl konzentriert, was sich einstellt, wenn Sarah den Kopf genau unter mein Kinn legt. Ebenso gut kann ich gerade von zwanzig Mogadori eingekreist sein und meine Handflächen aufleuchten lassen – und gehe in Gedanken doch jeden Satz durch, der während unserer Unterhaltung beim Abendessen an Thanksgiving gefallen ist.
    Viel verrückter ist jedoch die Tatsache, dass ich, während wir mit Höchstgeschwindigkeit um neun Uhr abends nach Paradise rasen und ich mich mit jedem Kilometer Sarah, ihrem blonden Haar und den blauen Augen nähere, gleichzeitig an Sechs denke. Daran, wie sie riecht, wie sie in ihren Trainingsklamotten aussieht und wie wir uns in Florida beinahe geküsst haben. Auch wegen Sechs zieht sich mein Magen zusammen. Allerdings nicht nur wegen ihr, sondern auch, weil mein bester Freund ebenfalls für sie schwärmt. Ich muss dringend Magentabletten kaufen, wenn wir das nächste Mal anhalten.
    Während Sam am Steuer sitzt, unterhalten wir uns über Henris Brief. Es ist total abgefahren, dass Sams Vater ein Verbündeter Loriens ist. Ebenso cool ist, dass er Sam dieses Rätsel hinterlassen hat, damit er das Sendegerät finden kann, wenn seinem Dad irgendetwas passieren sollte.
    Und die ganze Zeit schweifen meine Gedanken von Sarah zu Sechs und wieder zurück.
    Wir sind noch zwei Stunden von Paradise entfernt, als Sechs fragt: »Aber was passiert, wenn da gar nichts ist? Was ist, wenn sich in dieser Grube nur irgendein verrücktes Geburtstagsgeschenk befindet? Wenn das Sendegerät gar nicht da ist? Wir riskieren eine Menge, und damit meine ich
wirklich
eine Menge, wenn wir jetzt einfach so in Paradise aufkreuzen.«
    »Vertrau mir«, sagt Sam. Er klopft mit den Daumen auf dem Lenkrad herum und schaltet dann die Stereoanlage ein. »Noch nie im Leben bin ich mir so sicher gewesen. Und ich liege so gut wie immer richtig, Halleluja.«
    Ich glaube, dass uns die Mogadori in Paradise auflauern – sogar weitaus zahlreicher als in Florida – und alles beobachten, was sie zu uns führen könnte. Und wenn ich ehrlich bin, gehe ich nur deshalb dieses Risiko ein, weil ich so die Möglichkeit habe, Sarah wiederzusehen.
    Ich beuge mich vor und klopfe Sam auf die Schulter. »Sam, egal was auch an dieser Grube mit der Sonnenuhr geschieht, Sechs und ich sind dir und deinem Dad echt ’ne Menge schuldig. Aber ich hoffe wirklich, wirklich sehr, dass uns diese Aktion zu dem Sendegerät führt.«
    »Mach dir keine Gedanken«, erwidert

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