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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Pfingstkirche bewohnt.«
    »War sie schon immer dort?« Es war Arthur unangenehm, direkt neben den Cyborgs zu sitzen, ohne Kahn als Vermittler.
    »Nein«, sagte Jeshua und lächelte, als ob Arthur einen Witz gemacht hätte. »Sie liegt jenseits des Meeres. Als wir zum letztenmal von ihr hörten, war sie von Expolis der Pfingstkirchler eingekreist. Sie waren sehr fanatisch und ließen die Stadt nicht wandern. Sie haben überall Betonbarrieren errichtet, die von den Stadt-Teilen nicht bewältigt werden konnten.«
    »Wie lange ist das schon her?«
    »Fünfzig Jahre.«
    »Oh.« Er legte den Kopf in den Nacken und schaute zum blauen Himmel auf. Eine Wolke schwebte unter der Morgensonne vorbei. Plötzlich drehte die Wolke ab und verschwand.
    Das Fluggerät beschleunigte, stieg über die Flußebene auf und änderte dann den Kurs in südlicher Richtung.
    Kahn hatte den Eindruck, als ob seine Kehle mit flüssigem Blei ausgegossen würde. Er konnte dieses Gefühl eigentlich nicht als Angst bezeichnen – es war etwas anderes und hatte mit Arthur und den Stadt-Teilen zu tun. Sie waren unverkennbare Symbole seines Scheiterns.
     
    Matthäus beobachtete, wie das von Kahn requirierte Flugzeug zu einem blassen Punkt am heller werdenden Himmel wurde. Er saß in einem Zelt unter einem breiten Säulengang mit Blick nach Süden. Ein anderer Gleiter wartete direkt um die Ecke des Säulengangs, aber Matthäus hatte keine Eile. Er kannte Kahns Flugziel. Und er kannte auch Reahs Potential; schließlich hatte er sich lange genug mit ihr einen stillen Kampf geliefert, so daß er kaum noch von einer ihrer Maßnahmen hätte überrascht werden können.
    Sie hatte die Instandsetzung der Stadt-Teile kontrolliert. Und früher hatte sie die EDV-gestützte Ausbildung der aufgenommenen Kinder überwacht. Und sie hatte die medizinischen Einrichtungen kontrolliert.
    Mit jedem neuen Gebrechen seines alternden Körpers wurde er an ihre Kontrolle erinnert, mit dem fortschreitenden Nachlassen des Gedächtnisses und der intellektuellen Kapazität. Sie war tot; sie war unsterblich, kein Mensch. Und sie hatte ihrem Sohn erlaubt, alt zu werden. Das war die einzige Möglichkeit, wie sie sicherstellen konnte, daß ihm irgendwann einmal die Kontrolle über seinen Abschnitt der Stadt entglitt. Wenn er starb, hätte er sich auf ihrem Territorium befunden…
    Aber nun hatte Reah keinen Einfluß mehr auf das Bewußtsein der Stadt.
    Sie hatte sich dem Pseudo-Kahn auf seiner Reise angeschlossen.
    Er ließ den heißen Morgenwind über die Haut streichen und beschirmte die Augen vor der sengenden Glut der Sonne, die sogar durch das Material des Zeltes zu spüren war.
     
    Arthur schaute auf die seichte Wasserfläche hinab. Sie hatten sie in der Nacht überquert, und zwei Monde projizierten einen Zwillingsbogen aus wellenförmig strukturiertem Licht auf das Meer.
    Er hatte seine Bedenken abgelegt. Er kam überhaupt nicht mehr aus dem Staunen heraus und setzte nun ein schier kreatürliches Vertrauen in Kahn.
    Kahn hielt sich noch immer in der Kuppel neben dem Notleitstand auf. Grafiken wurden auf seine Augen projiziert, und alle paar Minuten überprüfte er den Kurs, was ein Indiz für seine nervliche Anspannung war. Aber wenigstens wurde er nicht müde. Während Arthur schlief und die Cyborgs sich leise unterhielten, ließ er das Flugzeug noch höher steigen, bis sie sich an der Grenze zum Weltraum befanden und die Sonne als purpurner Strich am Horizont stand. Als die Sonne aufging, verdunkelte er die Fenster.
    Vier Stunden von Wiederauferstehung entfernt überflogen sie wieder Land. Von grellgelben Sandstränden erhoben sich dichtbewaldete Berge mit scharfen Graten. Landeinwärts gingen die Berge in Hochebenen und Täler über. Ein breiter Fjord schnitt von See her in die Hochebene ein, und in einem an den Fjord angrenzenden schüsselartigen Tal lag Eulalia. Drei Turmspitzen erhoben sich über die Stadt der Pfingstkirchler, genauso wie Kahn es in den Aufzeichnungen gesehen hatte. Er brachte das Flugzeug in den Sinkflug, um die Stadt besser überblicken zu können.
    Das von einer Betonbarriere umgebene Eulalia war tot. Bei vergrößerter Darstellung waren die Turmspitzen korrodiert, verrostet und drohten bald abzubrechen. Die Stadt selbst war kaum noch mehr als eine leere Hülle. Dennoch mußte er nachsehen, um sicher zu sein. Das Fluggerät landete in einem eingestürzten Abwärmeschacht.
    Viele tragende Komponenten und praktisch alle Anbauteile – Wände, Böden –

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