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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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genauso aufrichtig erwidert hat.«
    Als Father Michael den Kopf hob, schimmerten seine Augen verräterisch. Damit war alles gesagt. Mit verschränkten Händen saßen die beiden da und freuten sich an dem wunderbaren Wissen, von nun an eine Familie zu sein.
    Als die kleine Marie strampelte, sah John zu Michael hinüber. »Möchten Sie Ihre Enkeltochter einmal halten?«
    Auf sein Nicken hin nahm Charmaine das Baby hoch und reichte Michael das Bündel. Er bettete die Kleine in seine Armbeuge, und dann ließ er seinen Tränen freien Lauf. Charmaine schmiegte ihren Kopf an Johns Schulter. Sie schloss die Augen und schickte ein Dankgebet zum Himmel. In Zukunft würde sie noch viele Tränen über diese wunderbare Fügung vergießen.
    Sie waren beinahe zu Hause angelangt, als Marie plötzlich zu schreien begann und ihr sogar Charmaines Arme kein Trost mehr waren. »Sie hat Hunger«, flüsterte sie. Und nur für Johns Ohren bestimmt: »Sie ist eingeschlafen, bevor sie satt war. Ich muss sie möglichst bald stillen.«
    Er neigte den Kopf ganz dicht zu ihr. »Darf ich dabei zusehen?«
    Charmaine errötete und sah verstohlen zu Michael hinüber. Aber der schien nichts gehört zu haben und lächelte sie nur freundlich an. Zu ihrem Entzücken bemerkte sie das Funkeln in Johns Augen. »Wenn du möchtest.«
    Bei dieser unverblümten Antwort zog John eine Braue in die Höhe und grinste.
    Als der Wagen durchs große Tor rollte, staunte Michael über das prächtige Anwesen. Der Wagen fuhr die Zufahrt entlang und hielt vor den Stufen zur Säulenhalle an. Charmaine drückte die strampelnde Marie ihrem Mann in den Arm und sprang aus dem Wagen. Als die Kleine wie am Spieß brüllte, war sie bereits wieder zur Stelle, um sie John abzunehmen.
    George stürmte durch die Haustür und lachte herzlich, als er John mühsam aus dem Wagen klettern sah. »Na, wie fühlst du dich, du müder Reisender?« Als er näher kam, bemerkte er Father Michael, der inzwischen ausgestiegen war.
    »An den Kanten etwas ausgefranst.« John lachte. »Aber zur Not bin ich noch tragbar.« Er machte George mit Father Michael bekannt.
    »Hast du den Kerl erwischt?«
    John wurde ernst. »Mein Vater hat ihn erwischt.«
    Inzwischen waren auch die anderen Wagen eingetroffen, und eine Woge lärmender Freunde und Familienmitglieder ergoss sich auf die Veranda.
    Als die Bediensteten erschienen, erhob sich Charmaines Stimme über den allgemeinen Lärm, und sie erteilte der Reihe nach ihre Anweisungen. »Travis, bitte bringen Sie Father Michaels Gepäck in eines der Gästezimmer. Und du, Joseph, holst auf schnellstem Weg Dr. Hastings herbei. Richte ihm aus, dass er Master John untersuchen muss. Millie, du wechselst bitte Maries Windeln und bringst sie danach in mein Schlafzimmer. Und Sie, Cookie, kochen uns bitte eine große Kanne Kaffee und richten ein paar Kleinigkeiten zum Essen her. Und Sie, Mrs Faraday …«
    Der Lärm verstummte, sodass nur noch Charmaines Stimme zu hören war.
    »Habe ich euch nicht gesagt, dass sie inzwischen das Haus regiert?«, sagte Paul zu John und Frederic.
    Charmaine drehte sich zu ihnen um. »Und du« – sie deutete auf John – »ab mit dir ins Bett!«
    »Ich warte auf dich, wann immer du Zeit für mich findest, my charm .«
    George johlte vor Vergnügen, doch Charmaine schüttelte nur den Kopf und beschloss, die Bemerkung zu überhören. »George, Father Michael, würden Sie ihm nach oben helfen?«
    Kurz darauf war John bereits in seinem Zimmer. Charmaine zog die Decke vom Bett, und John stöhnte, als er sich setzte und langsam die Beine aufs Bett zog. In diesem Moment begriff sie, mit welcher Energie er sich auf dem Kai aufrecht gehalten hatte. Sie dachte auch an sein schmerzvoll verzerrtes Gesicht, das er beim Einsteigen so gern verborgen hätte. »Darf ich endlich erfahren, was in New York geschehen ist?«
    »Blackford hat mir das Messer in die Seite gerammt«, stieß John hervor. »Mein Vater kam genau im richtigen Moment, um ihn an Schlimmerem zu hindern.«
    »Ich wusste es!« In ihre Sorge mischte sich Zorn. »Du warst in großer Gefahr!«
    »Es ist ein für alle Mal vorbei, Charmaine. Sei mir bitte nicht böse.«
    »Warum hast du mir nicht geschrieben?«
    »Aber ich habe dir geschrieben … wenigstens drei oder vier Briefe!«
    »Ich habe aber nur einen bekommen. Und zwar aus Richmond.«
    »In New York habe ich noch zwei weitere abgeschickt.«
    Er verzog das Gesicht, als er die Kissen in seinem Rücken zurechtrückte, woraufhin Charmaines

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