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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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vor so viel Kraft und Angst davor. Er war es, der spielte, das wusste er; nicht der alte nutzlose Mick, der seine Finger nervös aufsetzte – das war der wirkliche Mick mit der verborgenen Fähigkeit, die er immer gehabt hatte und nie zu gebrauchen wagte, mit einem heftigen, grausamen Talent, das in ihm brannte. Irgendwo rundum waren auch Mitspieler; Pfeifen und Fiedeln und Hackbrett und Trommeln erklangen in Harmonie, alle stiegen zu einer Wildheit an, von der die gebackene Erde bebte. Das Korn regte sich; es wogte und schimmerte und tanzte mit ihm. Während er es betrachtete, verwandelte es sich in die Zauberfiguren der Musik, ein großes Liedermuster, das sich von seinen Füßen in Ringen und Bögen und Spiralen bis zu den Hecken ausdehnte; eine elektrische Energie, von der sich die Haare an seinen Armen sträubten. Er wusste, dass er das machte, dass er es bewirkte, und so schloss er die Augen und spielte weiter mit ihnen allen in die Dunkelheit, in die Nacht hinein, und erst Stunden später stand er da und merkte, dass die Musik aufgehört hatte und die Energie verschwunden war.
    Er stand unter einem Himmel voller Sterne und schaute auf zum Mond, einem schmalen gelben Mond, der über ihm aufstieg.
    Erschöpfung überwältigte ihn. Er fühlte sich ausgelaugt, seine ganze Kraft war verbraucht. Es strengte ihn sogar an, den Kopf zu drehen.
    Rundum bis weit in die Finsternis lag das Korn flach in wilden Mustern am Boden, in Spiralen, großen geometrischen Figuren. Über dieser Stille flatterten Motten, und ein paar Fledermäuse rasten irrwitzig am violetten Himmel, im Zickzack jagten sie unsichtbare Käfer.
    Dahinter in den Hecken und oben in den Bäumen, auf Baumstümpfen und im Korn grinsten  all die Fremden vom Jahrmarkt ihn an. Gruppen winziger grotesker Männer, schöne Mädchen, seltsam gekleidete  Harfenisten und Jongleure und Trommler und hinter ihnen hässliche Gestalten, Verkrüppelt, die sich im Schatten verloren.
    Zwischen Ihnen stand Rowan groß wie eine Königin, ihr Kleid war dunkelblau und mit Sternen übersät. Als er sie sah lachte er und sie lachte mit ihm voll, und befreit. »Willkommen bei den Heerscharen der Lüfte, Mick« sagte sie.
     
    TEIL  ZWEI
     
    Die Heerscharen der Lüfte
     
    Dahinter in den Hecken und oben in den Bäumen, auf Baumstümpfen und im Korn grinsten all die Fremden vom Jahrmarkt ihn an, Gruppen winziger grotesker Männer, schöne Mädchen, seltsam gekleidete Harfenisten und Jongleure und Trommler und hinter ihnen hässliche Gestalten, Verkrüppelte, die sich in den Schatten verloren. Zwischen ihnen stand Rowan groß wie eine Königin, ihr Kleid war dunkelblau und mit Sternen übersät. Als er sie sah, lachte er und sie lachte mit ihm, voll und befreit. »Willkommen bei den Heerscharen der Lüfte, Mick«, sagte sie. TEIL ZWEI Die Heerscharen der Lüfte
    ACHT
     
    Wo bist du gewesen, Lord Randal, mein Sohn? Und wo warst du, Jüngling, so schön anzusehn?
    Ü BERLIEFERT
     
    Im halbdunklen Zelt flackerten nur die Kerzen, die in einem Bogen angeordnet waren; ihre winzigen Flammen beleuchteten eine Gesichtshälfte des Märchenerzählers. »Vor langer Zeit«, sagte er, »wurde ein Mann gewählt. Er musste jung sein und er musste schön sein. Früh im Jahr, wenn der Boden nach dem Winter hart und kalt war, hatte er die Aufgabe, die ersten Samen zu pflanzen. Er war dem Land geweiht. Er wurde zum Kornkönig gekrönt.« In der Menge regte sich jemand. Katie zog die Knie hoch, der Schottenschal lag warm um ihre Schultern. Der süße klebrige Geruch der Doughnuts wehte von draußen herein.
    Der Geschichtenerzähler war ein junger Mann mit scharf geschnittenem, wachem Gesicht. Er schaute auf sein Publikum, das im Schatten saß. »Im Frühling, als die grünen Halme wuchsen, lebte der Kornkönig im Luxus. Alles, was er sich wünschte, konnte er haben. Die schönsten Kleider. Sachen aus Leinen, Seide und Satin. Die leckersten Speisen und Weine. Die besten Harfenisten, die für ihn spielten. Ein großes Haus, das ihm allein gehörte. Und während es dem Mann wohl erging, gedieh das Korn; es wurde hoch und gelb und stark. Sie waren eins. Ihre Schicksale waren miteinander verbunden.«
    Er hielt inne. Eine leichte Brise bewegte die Plane. Draußen auf dem dunklen Feld prasselten Lagerfeuer; jemand kicherte, das leise Gespött lenkte Katie ab. Sie kratzte sich an den nackten Zehen.
    Die Augen des Geschichtenerzählers leuchteten hell in einer Maske aus Flammenschein und Schatten. Seine

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