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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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Zeit lang keine Führungen mehr.« Sein Vater starrte ihn an. »Was!«
    »Ich habe viel zu tun. Sie bringen mir alles bei, Akkordeon, Flöten, Pfeifen. Es gibt so viel zu lernen.« Mühsam setzte sich sein Vater auf, er war wütend, aber bevor er etwas sagen konnte, war Mick draußen, schlug die Tür zu und hörte den schrillen Knall schmerzhaft in seinem Kopf gellen. Während er durch den Korridor stolperte, wusste er, dass jetzt alles seine eigene Musik hatte. Warum hatte er sie früher nicht bemerkt, die kreischenden Quietschtöne der Bretter, die winzigen abfallenden Akkorde des Wassers, das er sich ins Gesicht spritzte?
    Er öffnete das Fenster in seinem Zimmer und schaute hinunter, die Hände aufs Sims gestützt.
    Vom Rasen schaute Rowan zu ihm herauf, sie war mit gestohlener heller Seide aus dem Damastzimmer bekleidet, in ihrem Haar funkelte Silber. »Alles erledigt?«, flüsterte sie. »Alles erledigt.«
    Einige der anderen sammelten sich um sie, schweigend kamen sie von nirgendwo. Er kannte sie jetzt alle und hörte lächelnd das Piepsen beim Einstimmen der irischen Pfeifen. Müde drehte er sich um und legte sich ins Bett. Die ganze Nacht klimperten die sieben Glockenspiele über seinem Kopf durch seine Träume.
     
    NEUN
     
    So kalt wie Lehm ist meine Brust, Mein Atem riecht nach Modergrund Und deine Tage sind gezählt, Küsst du mich auf den kalten Mund.
      Ü BERLIEFERT
     
    Der Bus war voll. Sonst, überlegte Katie, würde sich Alex nicht neben sie setzen. Sie lächelte insgeheim und schaltete ihren Walkman aus. Jetzt war ihr der Harfenist mindestens zwanzig Minuten lang ausgeliefert. Zeit genug, jede Menge Antworten von ihm zu bekommen.
    Alex schien das ebenfalls zu denken. Er setzte sich und stellte einen Rucksack zwischen seine Füße. »Hast du eingekauft?«, fragte er leise. Sie klopfte auf die Plastiktüte. »Geburtstagsgeld. Ich dachte, ich könnte es in der großen Stadt ausgeben.« Sie grinsten beide. Marlbury bestand aus nicht viel mehr als einer Straße.
    Der Bus kam ratternd in Fahrt und schwenkte aus der Haltebucht.
    »Und du?«, fragte sie.
    Er wandte den Blick nicht vom Gang. »Krankenhaus. Ich bin immer noch ambulanter Patient.«
    Sie nickte und versuchte nicht zu neugierig auszusehen. »Allgemeines Krankenhaus?«Er zögerte. Dann sagte er: »St. Martin.« Das brachte sie zum Schweigen. St. Martin war eine psychiatrische Klinik. Sie schaute ihn von der Seite an und fragte sich, ob sie es nach diesem Panikanfall vor dem Zelt hätte wissen müssen. Eine Art Zusammenbruch also. Ein paar Bemerkungen von Martin Frobisher fielen ihr ein. Vor dem Fenster rasten die Felder mit ihrem reifen Getreide vorbei. Auf einigen Farmen hatte die Ernte schon begonnen, die Frucht stand in großen Rondellen und Scheiben, enorme Räder der Vegetation, die unter dem blauen Himmel seltsam wirkten. Dahinter erhoben sich die Kalkberge mit ihren Buchen und Hügeln.
    Alex wies auf den Walkman. »Lass dich nicht von der Musik abhalten.«
    »Keine Angst.« Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Im Bus war es heiß; eine Fliege stieß gegen das Glas. An der nächsten Haltestelle stiegen drei Wanderer ein mit riesigen Rucksäcken; sie legten sie ins Gepäcknetz und blieben schwankend stehen, während der Bus durch die enge Straße fuhr.
    Katie betrachtete nachdenklich ihr Spiegelbild. Sie wollte mehr über Alex wissen, aber das hier war kein guter Ort dafür. Sie beobachtete ihn im Fenster. Er starrte leicht verlegen vor sich hin und sie sah, wie er nach der kleinen Scheibe an der Kette griff und sie in den Fingern drehte, als würde ihn diese Angewohnheit beruhigen. »Es muss anstrengend für dich sein«, sagte sie. »Was?«
    »Der Jahrmarkt. Das Zurückkommen.« »Von der Musik lebe ich«, murmelte er und sagte dann: »Katie, bitte ...« »Auf dem Jahrmarkt stimmt etwas nicht.« Eindringlich wandte sie sich ihm zu, froh, dass sie es jemandem sagen konnte. »Und das gilt auch für Mick. Er verwandelt sich in einen Fremden, zieht sich von uns zurück. Ich glaube, du weißt, wer Rowan ist, und ich finde, du solltest es mir sagen. Du schuldest mir einen Gefallen.«
    Er schwitzte, vielleicht von der Hitze. Gereizt fuhr er sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Zwei Frauen, die vor ihnen saßen, tratschten laut; Blätter stoben wie eine Warnung am Fenster vorbei.
    Dann sagte er: »Schau mal. Bei dem, was mir passiert ist, weiß ich nicht mehr, ob ich das meiste davon geträumt habe, halluziniert oder sonst was. Ich habe es

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