Die Macht Des Eisplaneten
meine, sie hätte ja auch ein vertraglich abgesichertes, zeitlich begrenztes Verhältnis eingehen können. Oder überhaupt keins. Aber sie hat sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt, um mich dazu zu kriegen, sie zu heiraten.«
»Tatsächlich?« Marmion war überrascht. »Sie macht mir gar nicht den Eindruck, als wäre sie der Ehetyp.«
»Das habe ich auch gedacht, aber wir haben trotzdem geheiratet.
Nicht, daß ich etwas dagegen gehabt hätte …«
»Sie sind Astronom?« fragte Marmion und musterte ihn um einiges wohlwollender als zuvor. Als er mit einem Nicken antwortete, fuhr sie fort: »Hat sie Sie jemals dazu gebracht, über Ihr Spezialgebiet zu sprechen?«
Röte schoß über Namids fahles Gesicht, und seine Miene wirkte deutlich gequält. »Ständig. Ich fühlte mich ziemlich geschmeichelt, wie Sie sich wahrscheinlich denken können. Warum fragen Sie?«
»Was für ein Gebiet der Astronomie?«
»Was meinen Sie damit?«
»Sonnensystemtypen, Planeten …«
»Planeten. Ja, sie war fasziniert von der Entstehung der Planeten.«
Marmion, Yana und Bunny wechselten Blicke.
»Und sie schien aufrichtig interessiert«, fügte er verwirrt hinzu.
»Vielleicht intelligente Planeten?« fragte Marmion.
Da mußte er lachen. »Also wirklich, Madame Allgemeine, Intelligenz in einem Materieball, der aus einer abkühlenden Sonne ausgespien wird? Ach, kommen Sie, ich weiß doch, daß Sie eine intelligente Frau sind.«
»Und intelligent genug, um Intelligenz und Bewußtsein als solches zu erkennen, wenn ich sie sehe, fühle und höre.«
Namid beugte sich zu ihr hinüber. Seine bohrenden grünen Augen fingen ihren Blick auf, als er die Arme von der Brust senkte und sie fest auf die Tischplatte stemmte. Yana konnte fast mit ansehen, wie sein Denken versuchte, mit dem ernsten Tonfall Marmions Schritt zu halten.
»Sie meinen es ernst, wie?«
»Todernst«, erwiderte Marmion mit leichter Schärfe.
»Und Sie wurden entführt wegen eines …« Immer noch zweifelnd, stockte er. »Wegen eines intelligenten Planeten?«
»Dinah hat in Ihrer Gegenwart doch bestimmt mal den Namen Petaybee fallen lassen, oder?«
»In letzter Zeit sogar ziemlich häufig«, versetzte er stirnrunzelnd.
Dann machte er eine kleine warnende Geste mit den Fingern und blickte bedeutungsvoll die Ecken der Kabine an, um sie zu warnen, daß hier wahrscheinlich Wanzen angebracht waren, was Yana ohnehin bereits vermutete. »Aber ich wußte nicht, daß es der Name eines Planeten ist.«
»So ist es aber«, erwiderte Yana. »Planet Terranisierungs-form B
oder eben PTB.«
»Ich verstehe …« Wieder hielt er einen Herzschlag lang inne, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich verstehe nicht.« Er drückte die Finger an die Stirn, als wollte er damit sein Verständnis anregen.
»Ich auch nicht, ehrlich gesagt«, meinte Yana. Langsam gewann sie das Gefühl, daß ihre Kehle der Anstrengung einer Unterhaltung wieder gewachsen sein könnte. Immerhin hatte der Hustenreiz in der letzten paar Minuten deutlich nachgelassen. »Das Lösegeld für mich scheint Petaybee zu sein.«
Marmion und Bunny sahen sie entsetzt an. Namid machte einen verwirrten Eindruck.
»Ich glaube, Marmion, Ihre früheren Kollegen haben einen schlimmen taktischen Fehler begangen, indem sie andeuteten«, Yana machte nach Betonung dieses Wortes eine bedeutungsvolle Pause, »…
daß Petaybee sagenhafte Reichtümer birgt, die er der Intergal bisher vorenthalten hat. In Wirklichkeit, Namid, hat ein erdähnlicher Planet seines Umfangs und seiner Dichte nur geringfügige mineralische Ressourcen, die noch dazu, wie sich herausstellen dürfte …«
»… so gut wie unmöglich zu fördern sind, und zwar aufgrund der heftigen Witterungsbedingungen auf der Planetenoberfläche. Er verfügt allerdings über erneuerbare wertvolle Pflanzen, und auf dieser Grundlage können wir vielleicht tatsächlich noch zu einer Vereinbarung mit einer, aber auch nur einer einzigen Pharmafirma gelangen. Aber ein solches Unternehmen ist kein Plünderungsprozeß. Vielmehr wird es erst nach und nach Gewinne abwerfen, und auch erst dann, nachdem der Planet der Intergal die Kosten erstattet hat, die der Firma für die Terranisierung und Wartung entstanden sind. Petaybee verfügt über einen ungreifbaren Reichtum, nicht aber über leicht verkäufliche Wertgegenstände.«
»Und der Planet bestimmt … irgendwie … seine eigene Zukunft?«
fragte Namid, dem es immer noch schwerfiel, diese Vorstellung zu verdauen.
»Seine
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