Die Macht Des Eisplaneten
Oberfläche hat der Planet ziemlich gut im Griff«, erwiderte Marmion mit breitem Grinsen. »Er wehrt sich gegen den Einsatz von Spreng- und Explosivstoffen, indem er dort Vulkane ausbrechen läßt, wo die Bergarbeiter gern graben wollen. Er verhindert die Nutzung eines flachen Landeplatzes für Raumschiffe, indem er genau in der Mitte der Fläche einen Gesteinhaufen auswirft und alle umstehenden Gebäude zum Einsturz bringt. Er läßt Schnee und Eis entweder vorzeitig auftauen oder beschwört geradezu teuflische Witterungsbedingungen, um seine Ressourcen zu erhalten. Er ist ein beachtlicher Gegner und ein äußerst wünschenswerter Freund.«
»Ich habe mein ganzes Leben auf Petaybee zugebracht«, fügte Bunny hinzu, »und es ist ein gutes Leben.«
»Nur nicht nach jedermanns Geschmack«, ergänzte Yana schmunzelnd.
»Aber immerhin, die Luft ist rein und unverschmutzt, der Boden ist fruchtbar genug, um Nahrungsmittel hervorzubringen - wie übrigens auch wunderbare Kräuter und Pflanzen, aus denen sich die wirkungsvollsten Gebräue und Essenzen herstellen lassen. Und wenn es auch ein hartes Leben ist, so ist es doch ein gutes Leben, sofern man den Planeten so nimmt, wie er ist, und er bereit ist, umgekehrt das gleiche zu tun.«
»Es ist der einzige Planet in der ganzen Galaxis, der seinen Bewohnern eine Aufnahmeprüfung abverlangt«, sagte Marmion und mußte ebenso sehr über ihren eigenen Witz wie über Namids verdutztes Gesicht kichern.
Diego begann auf der schmalen Koje zu stöhnen und sich zu winden, und sofort war Bunny ganz Aufmerksamkeit.
13.KAPITEL
Kilcoole
Sean machte die Feststellung, daß er es im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr in seiner Haut aushielt, so sehr setzte ihm die Entführung zu.
»Una, ich muß raus«, sagte er. »Schicken Sie Marduk. Der wird mich schon finden. Ich gehe an den Fluß.«
»Wen soll ich schicken? Mär … Sean! Was ist, wenn es eine weitere Lösegeld …« Hinter ihm verhallte ihre Stimme.
Er wußte ja, daß sie recht hatte. Eigentlich sollte er im Büro bleiben, für den Fall, daß es neue Entwicklungen gab; für den Fall, daß Yana oder Marmions Leute wieder Kontakt herstellten. Doch die letzten beiden Wochen hatten ihn völlig zermürbt, und nun machte ihm dieser neue Schock den Kopf schwindeln. Er war daran gewöhnt, im Freien zu arbeiten, zusammen mit Tieren, und die langen, wässrigen Korridore des Planeten zu durchschwimmen und aus dem Wasser Kraft und Ruhe zu schöpfen. Dieser viele Papierkram und die Leute von anderen Welten …
Der Versuch festzustellen, was gerecht war, was richtig war, wo sie hinpassen mochten, wo er Duldsamkeit üben und ihren Bedürfnissen entsprechen und wo er einen scharfen Trennstrich ziehen sollte. Er war durchaus davon überzeugt, ein guter Mensch zu sein. Nur daß er eben nicht zu jener Sorte guter Menschen gehörte, die derlei unbeschadet ertrugen. Und nun, da die Möglichkeit bestand, daß Yana niemals wiederkehrte, da das, was er tat oder sagte, was er konnte oder nicht konnte, vielleicht über Leben und Tod für sie bestimmte und für Bunny, Diego und Marmion, die so gütig gewesen war, und für die Zukunft, auf die er und Yana sich so gefreut hatten -nein, er mußte fort, mußte nachdenken, mußte sich vom Wasser umspülen lassen.
Sean hatte das Gefühl, als würde es sich bei seiner alternativen Gestalt um einen Wal oder einen Delphin und nicht um eine Robbe handeln. Er schaffte es gerade noch in die Deckung der Wälder, bevor er seine Kleider abwarf und in die Fluten des Flusses sprang. Er genoß das Wogen und Perlen, das beruhigende Dahingleiten im Naß, das sich über seinen Kopf ergoß, während er sich gänzlich verwandelte, vom Menschen zur Robbe, zwanzig Fuß tief in den Tiefen des Flusses.
Für gewöhnlich vollzog er seine Verwandlung immer nur an den Heißwasserquellen oder weiter entfernt von zu Hause, weil seine Transformation bis dahin ein streng gehütetes Geheimnis gewesen war, von dem nur seine aller engsten Freunde und seine Familie gewußt hatten. Doch es war schon einige Male vorgekommen, daß er diesen Fluß hatte entlang schwimmen müssen, und so hatte er es getan. Wie alle Flüsse ergoß auch dieser sich schließlich ins Meer. Und wie die meisten Flüsse Petaybees wurde er unterwegs von verschiedenen heißen Wasserquellen gespeist, die ihn erwärmten. Wild schwamm er ins Meer hinaus und ebenso wild wieder zurück, denn er wollte sich nicht allzu weit entfernen für den Fall, daß Yana ihn
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