Die Macht Des Eisplaneten
sie … na ja, regelrecht stinkig. Wie das Zeug, das zu Hause über der Raumbasis hängt.« Als sie >zu Hause< sagte, hörte jeder das Heimweh heraus. Doch Bunny riß sich zusammen, zog die schlechte Luft ein und machte resolut weiter.
»Wir kommen schon nach Petaybee zurück, gatita, das weiß ich genau«, sagte Diego tröstend.
»Ha!« machte Yana. »Wer weiß, vielleicht halten wir ja gerade schon darauf zu.« Fragend blickte sie Namid an.
Der unterstrich mit einem Achselzucken seine Hilflosigkeit. »Man weiß von Louchard, daß er raffiniert ist, aber selten direkt vorgeht. Er liebt die Jagd, pirscht sich an sein Opfer an und schlägt unverhofft zu.«
»Wie, entführt er öfter Leute?« fragte Marmion erschreckt, und zum erstenmal ließ Furcht ihre Miene sich verfärben.
»Nicht daß ich wüßte«, antwortete Namid so beruhigend, wie Diego zu Bunny gesprochen hatte. »Na, machen Sie sich mal keine Sorgen, Madame …«
»Ich dachte, wir wären inzwischen per du, Namid«, erwiderte Marmion und betonte seinen Namen.
»Danke. Schön, dann laß es mich mal wiederholen. Nein, Louchard ist eigentlich auf unbelebte Fracht spezialisiert, weshalb ich ja auch so überrascht bin, daß er sich plötzlich mit Entführungen abgibt.«
»Mit Fracht, die vor Gericht nicht aussagen kann, stimmt’s?« warf Yana zynisch ein.
»Ganz genau. Und die, nachdem sie erst einmal verkauft wurde, schwer zurück zu verfolgen ist, weil es sich häufig um Rohmaterial handelt, das später in vollkommen andere Güter verwandelt wird.«
»Sagen Sie mir mal eins«, meinte Yana mit einem plötzlichen Anflug von Heiterkeit. »Stiehlt Louchard dann diese Güter und verkauft sie weiter?«
Namids Miene und Augen glänzten vor Erheiterung, als er antwortete. »Ich bin leider noch nicht lange genug bei dieser fröhlichen Bande von Freigeistern, um das beobachtet zu haben.« Dann wurde er wieder nüchtern. »Ich kann nur Schlußfolgerungen aus dem ziehen, was Dinah mir erzählt hat. Außerdem hatte ich ja nicht die geringste Ahnung, daß sie im allgemeinen gestohlene Güter beförderte.« Er seufzte unglücklich, und so war nun Marmion ihrerseits an der Reihe, ihn zu trösten.
»Aber Sie stimmen mir doch jetzt zu, daß wir inzwischen eine ganz andere Luft atmen, oder?« behauptete Bunny.
»Allerdings«, erwiderte Marmion, und die anderen bekräftigten es nickend. »Wirklich raffiniert von Ihnen, das zu bemerken, Bunny.
Obwohl — weshalb das Piratenschiff so lange auf Gal Drei verharrte
…«
»Das läßt sich ja nun am leichtesten erraten«, versetzte Bunny ungeduldig. »Wer würde schon auf der Station nach uns suchen?«
»Guter Einwand«, räumte Marmion großmütig ein. »Dieser Piratenkapitän ist wirklich ein raffinierter Mann.«
»Ich frage mich, ob er vielleicht eine Waise ist«, überlegte Namid in dem vergeblichen Versuch, sich ein bißchen aufzuheitern.
»Eine .Waise?« stieß Bunny überrascht hervor. Sie war selbst den größten Teil ihres Lebens eine Waise gewesen und hatte dies nie als sonderlich einfach empfunden. Beinahe wäre ihr Namids Antwort entgangen, weil dieser Gedanke sie daran erinnerte, daß ‘Cita, sollte der Pirat sie alle umbringen, dann wieder ganz auf sich gestellt sein und jenes winzige bißchen Selbstvertrauen einbüßen würde, das sie aus dem Wissen hatte ziehen können, Bunnys Schwester und eine Rourke zu sein.
»Ja, eine Waise«, fuhr Namid forsch fort. »Was dem Bild von dem Piraten noch mehr entsprechen würde, das ich vorhin erwähnte.«
Bunny verscheuchte die trübsinnigen Gedanken und lauschte eine Weile, während Namid sie alle mit der Melodie und dem Text von Die Piraten von Penzance unterhielt und ihnen die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit so angenehm vertrieb, wie es unter diesen Umständen möglich war.
»Das hier soll >Frühling< sein?« fragte Zing Chi, der Hauptbevollmächtigte der Asiatischen Esoterischen und Exotischen Companie, als er den Blick über das karge breite Tal schweifen ließ, das schlammig von der Schmelze war, und doch von Insektenleben und erblühender Flora geradezu wimmelte. Er war durch und durch angewidert von diesem Anblick und hatte schon wieder abreisen wollen, als sie es gerade bis nach Petaybee Süd geschafft hatten. Der Transportdienst, den er für sich und seine Mannschaft gebucht hatte, hatte seine Tätigkeit eingestellt, und die eingezahlten Gelder waren zurück erstattet worden. Doch diese Rückerstattung hatte kaum gereicht, um sich mit
Weitere Kostenlose Bücher